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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Als Herkules nun den Scheiterhaufen bestie-
gen hatte, und die lodernde Flamme ihn umgab,
da heiterte sich sein Antlitz auf; -- Er hatte die
Leiden der Menschheit ausgeduldet, und ihre
Schwächen abgebüßt; -- die sterbliche, den
Schmerzen unterworfene Hülle fiel von ihm
ab; -- sein Schattenbild sank nur zum Orkus
nieder; -- sein eigenes Selbst stieg in die Ver-
sammlung der Götter zum Olymp empor. --
Juno war versöhnt, -- und Hebe, die Göttin
der ewigen Jugend
, ward nach des Schicksals
Schluß, dem neuen Gott vermählt.

Auf der hier beigefügten Kupfertafel befinden
sich nur zwei Abbildungen vom Herkules. Die
erste, nach einem antiken geschnittenen Steine,
stellt ihn als Jüngling dar, wie er den Nemäi-
schen Löwen erdrückt; die andre, ebenfalls nach
einer antiken Gemme, wie er nach vollendeter
Laufbahn, von seiner vollbrachten Arbeit ausruht.

Kastor und Pollux.

Oebalus, ein König in Lacedemon, aus
einem Zweige vom alten Stamme des Inachus
entsprossen, erzeugte den Tyndareus, der ihm in
der Regierung folgte, und mit der Leda, einer
Tochter des Thestius sich vermählte.

Als Herkules nun den Scheiterhaufen beſtie-
gen hatte, und die lodernde Flamme ihn umgab,
da heiterte ſich ſein Antlitz auf; — Er hatte die
Leiden der Menſchheit ausgeduldet, und ihre
Schwaͤchen abgebuͤßt; — die ſterbliche, den
Schmerzen unterworfene Huͤlle fiel von ihm
ab; — ſein Schattenbild ſank nur zum Orkus
nieder; — ſein eigenes Selbſt ſtieg in die Ver-
ſammlung der Goͤtter zum Olymp empor. —
Juno war verſoͤhnt, — und Hebe, die Goͤttin
der ewigen Jugend
, ward nach des Schickſals
Schluß, dem neuen Gott vermaͤhlt.

Auf der hier beigefuͤgten Kupfertafel befinden
ſich nur zwei Abbildungen vom Herkules. Die
erſte, nach einem antiken geſchnittenen Steine,
ſtellt ihn als Juͤngling dar, wie er den Nemaͤi-
ſchen Loͤwen erdruͤckt; die andre, ebenfalls nach
einer antiken Gemme, wie er nach vollendeter
Laufbahn, von ſeiner vollbrachten Arbeit ausruht.

Kaſtor und Pollux.

Oebalus, ein Koͤnig in Lacedemon, aus
einem Zweige vom alten Stamme des Inachus
entſproſſen, erzeugte den Tyndareus, der ihm in
der Regierung folgte, und mit der Leda, einer
Tochter des Theſtius ſich vermaͤhlte.

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[253/0305] Als Herkules nun den Scheiterhaufen beſtie- gen hatte, und die lodernde Flamme ihn umgab, da heiterte ſich ſein Antlitz auf; — Er hatte die Leiden der Menſchheit ausgeduldet, und ihre Schwaͤchen abgebuͤßt; — die ſterbliche, den Schmerzen unterworfene Huͤlle fiel von ihm ab; — ſein Schattenbild ſank nur zum Orkus nieder; — ſein eigenes Selbſt ſtieg in die Ver- ſammlung der Goͤtter zum Olymp empor. — Juno war verſoͤhnt, — und Hebe, die Goͤttin der ewigen Jugend, ward nach des Schickſals Schluß, dem neuen Gott vermaͤhlt. Auf der hier beigefuͤgten Kupfertafel befinden ſich nur zwei Abbildungen vom Herkules. Die erſte, nach einem antiken geſchnittenen Steine, ſtellt ihn als Juͤngling dar, wie er den Nemaͤi- ſchen Loͤwen erdruͤckt; die andre, ebenfalls nach einer antiken Gemme, wie er nach vollendeter Laufbahn, von ſeiner vollbrachten Arbeit ausruht. Kaſtor und Pollux. Oebalus, ein Koͤnig in Lacedemon, aus einem Zweige vom alten Stamme des Inachus entſproſſen, erzeugte den Tyndareus, der ihm in der Regierung folgte, und mit der Leda, einer Tochter des Theſtius ſich vermaͤhlte.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/305>, abgerufen am 28.03.2024.