Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
Hymen.

Ein schöner Jüngling mit der hochzeitlichen
Fackel in der Hand, war der Genius oder der
Gott der Ehen. -- Ihm zu Ehren wurden Lob-
lieder bei jeder Vermählungsfeier gesungen; die
Gegenwart dieser Gottheit krönte den heiligen
Bund, und weihte die Freuden des Hochzeit-
mals.

Orpheus.

Wie ein vom Himmel gesandtes Wesen lehrte
Orpheus zuerst die Sterblichen auf die harmoni-
schen Töne lauschen, indem er das Lob der Gott-
heit sang. -- Er ist auf der hier beigefügten Kup-
fertafel nach einer antiken Gemme abgebildet,
mit der Leyer in der Hand, die Thiere des Wal-
des um ihn her versammlet; ein bedeutendes
Sinnbild, wie er durch die Macht der Tonkunst
die wilden Naturen zähmte, und aus dem dum-
pfen thierischen Schlummer das Geschlecht der
Menschen weckte. -- Auf eben dieser Tafel ist,
nach einem antiken geschnittnen Steine, der weise
Chiron, den jungen Achilles in der Tonkunst un-
terrichtend, dargestellt.

Chiron.

Obgleich des Chiron, wegen seiner unmittel-
baren Abstammung vom Saturnus, in der Reihe

Hymen.

Ein ſchoͤner Juͤngling mit der hochzeitlichen
Fackel in der Hand, war der Genius oder der
Gott der Ehen. — Ihm zu Ehren wurden Lob-
lieder bei jeder Vermaͤhlungsfeier geſungen; die
Gegenwart dieſer Gottheit kroͤnte den heiligen
Bund, und weihte die Freuden des Hochzeit-
mals.

Orpheus.

Wie ein vom Himmel geſandtes Weſen lehrte
Orpheus zuerſt die Sterblichen auf die harmoni-
ſchen Toͤne lauſchen, indem er das Lob der Gott-
heit ſang. — Er iſt auf der hier beigefuͤgten Kup-
fertafel nach einer antiken Gemme abgebildet,
mit der Leyer in der Hand, die Thiere des Wal-
des um ihn her verſammlet; ein bedeutendes
Sinnbild, wie er durch die Macht der Tonkunſt
die wilden Naturen zaͤhmte, und aus dem dum-
pfen thieriſchen Schlummer das Geſchlecht der
Menſchen weckte. — Auf eben dieſer Tafel iſt,
nach einem antiken geſchnittnen Steine, der weiſe
Chiron, den jungen Achilles in der Tonkunſt un-
terrichtend, dargeſtellt.

Chiron.

Obgleich des Chiron, wegen ſeiner unmittel-
baren Abſtammung vom Saturnus, in der Reihe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0391" n="325"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Hymen</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Ein &#x017F;cho&#x0364;ner Ju&#x0364;ngling mit der hochzeitlichen<lb/>
Fackel in der Hand, war der Genius oder der<lb/>
Gott der <hi rendition="#fr">Ehen.</hi> &#x2014; Ihm zu Ehren wurden Lob-<lb/>
lieder bei jeder Verma&#x0364;hlungsfeier ge&#x017F;ungen; die<lb/>
Gegenwart die&#x017F;er Gottheit kro&#x0364;nte den heiligen<lb/>
Bund, und weihte die Freuden des Hochzeit-<lb/>
mals.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Orpheus</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Wie ein vom Himmel ge&#x017F;andtes We&#x017F;en lehrte<lb/>
Orpheus zuer&#x017F;t die Sterblichen auf die harmoni-<lb/>
&#x017F;chen To&#x0364;ne lau&#x017F;chen, indem er das Lob der Gott-<lb/>
heit &#x017F;ang. &#x2014; Er i&#x017F;t auf der hier beigefu&#x0364;gten Kup-<lb/>
fertafel nach einer antiken Gemme abgebildet,<lb/>
mit der Leyer in der Hand, die Thiere des Wal-<lb/>
des um ihn her ver&#x017F;ammlet; ein bedeutendes<lb/>
Sinnbild, wie er durch die Macht der Tonkun&#x017F;t<lb/>
die wilden Naturen za&#x0364;hmte, und aus dem dum-<lb/>
pfen thieri&#x017F;chen Schlummer das Ge&#x017F;chlecht der<lb/>
Men&#x017F;chen weckte. &#x2014; Auf eben die&#x017F;er Tafel i&#x017F;t,<lb/>
nach einem antiken ge&#x017F;chnittnen Steine, der wei&#x017F;e<lb/><hi rendition="#fr">Chiron,</hi> den jungen Achilles in der Tonkun&#x017F;t un-<lb/>
terrichtend, darge&#x017F;tellt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Chiron</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Obgleich des Chiron, wegen &#x017F;einer unmittel-<lb/>
baren Ab&#x017F;tammung vom Saturnus, in der Reihe<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0391] Hymen. Ein ſchoͤner Juͤngling mit der hochzeitlichen Fackel in der Hand, war der Genius oder der Gott der Ehen. — Ihm zu Ehren wurden Lob- lieder bei jeder Vermaͤhlungsfeier geſungen; die Gegenwart dieſer Gottheit kroͤnte den heiligen Bund, und weihte die Freuden des Hochzeit- mals. Orpheus. Wie ein vom Himmel geſandtes Weſen lehrte Orpheus zuerſt die Sterblichen auf die harmoni- ſchen Toͤne lauſchen, indem er das Lob der Gott- heit ſang. — Er iſt auf der hier beigefuͤgten Kup- fertafel nach einer antiken Gemme abgebildet, mit der Leyer in der Hand, die Thiere des Wal- des um ihn her verſammlet; ein bedeutendes Sinnbild, wie er durch die Macht der Tonkunſt die wilden Naturen zaͤhmte, und aus dem dum- pfen thieriſchen Schlummer das Geſchlecht der Menſchen weckte. — Auf eben dieſer Tafel iſt, nach einem antiken geſchnittnen Steine, der weiſe Chiron, den jungen Achilles in der Tonkunſt un- terrichtend, dargeſtellt. Chiron. Obgleich des Chiron, wegen ſeiner unmittel- baren Abſtammung vom Saturnus, in der Reihe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/391
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/391>, abgerufen am 25.04.2024.