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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Jupiters schweres Haupt, aus dem die Weis-
heit gebohren ward, senkt sich vorwärts über; --
es waltet über den Wechsel der Dinge; -- es
wägt die Umwälzungen. -- Doch zieht die ewig
heitre Stirn sich nie in sinnende Falten.

Am unbeschränktesten ist die Macht des Don-
nergottes; -- es ist die mindermächtige Juno,
die den Jupiter überlistet; -- und Merkur der
Götterbote, der nur die Befehle der höhern
Mächte vollzieht, ist der Listigste unter den Göt-
tern.

Auch stellt die bildende Kunst der Alten den
Jupiter am häufigsten dar, wie er gleichsam in
seiner ganzen Macht sich fühlt, und dieser Macht
sich freut. -- So ist er auf der hier beigefügten
Kupfertafel, nach dem Abdrucke einer antiken
Gemme in der Lippertschen Daktyliothek, sitzend
abgebildet, den Donner in der Rechten, den
Zepter in der Linken, und den Adler zu seinen
Füßen.

Auf eben dieser Kupfertafel befindet sich noch,
ebenfalls aus der Lippertschen Daktyliothek, der
Umriß einer Büste des Jupiter, mit dem Mantel
bekleidet, und mit der königlichen Binde um das
Haupt; daneben ein Jupiterskopf mit Widder-
hörnern; und unten zur Gegeneinanderstellung,
ein geschleierter Saturnuskopf, mit einer Kugel auf

Jupiters ſchweres Haupt, aus dem die Weis-
heit gebohren ward, ſenkt ſich vorwaͤrts uͤber; —
es waltet uͤber den Wechſel der Dinge; — es
waͤgt die Umwaͤlzungen. — Doch zieht die ewig
heitre Stirn ſich nie in ſinnende Falten.

Am unbeſchraͤnkteſten iſt die Macht des Don-
nergottes; — es iſt die mindermaͤchtige Juno,
die den Jupiter uͤberliſtet; — und Merkur der
Goͤtterbote, der nur die Befehle der hoͤhern
Maͤchte vollzieht, iſt der Liſtigſte unter den Goͤt-
tern.

Auch ſtellt die bildende Kunſt der Alten den
Jupiter am haͤufigſten dar, wie er gleichſam in
ſeiner ganzen Macht ſich fuͤhlt, und dieſer Macht
ſich freut. — So iſt er auf der hier beigefuͤgten
Kupfertafel, nach dem Abdrucke einer antiken
Gemme in der Lippertſchen Daktyliothek, ſitzend
abgebildet, den Donner in der Rechten, den
Zepter in der Linken, und den Adler zu ſeinen
Fuͤßen.

Auf eben dieſer Kupfertafel befindet ſich noch,
ebenfalls aus der Lippertſchen Daktyliothek, der
Umriß einer Buͤſte des Jupiter, mit dem Mantel
bekleidet, und mit der koͤniglichen Binde um das
Haupt; daneben ein Jupiterskopf mit Widder-
hoͤrnern; und unten zur Gegeneinanderſtellung,
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[100/0126] Jupiters ſchweres Haupt, aus dem die Weis- heit gebohren ward, ſenkt ſich vorwaͤrts uͤber; — es waltet uͤber den Wechſel der Dinge; — es waͤgt die Umwaͤlzungen. — Doch zieht die ewig heitre Stirn ſich nie in ſinnende Falten. Am unbeſchraͤnkteſten iſt die Macht des Don- nergottes; — es iſt die mindermaͤchtige Juno, die den Jupiter uͤberliſtet; — und Merkur der Goͤtterbote, der nur die Befehle der hoͤhern Maͤchte vollzieht, iſt der Liſtigſte unter den Goͤt- tern. Auch ſtellt die bildende Kunſt der Alten den Jupiter am haͤufigſten dar, wie er gleichſam in ſeiner ganzen Macht ſich fuͤhlt, und dieſer Macht ſich freut. — So iſt er auf der hier beigefuͤgten Kupfertafel, nach dem Abdrucke einer antiken Gemme in der Lippertſchen Daktyliothek, ſitzend abgebildet, den Donner in der Rechten, den Zepter in der Linken, und den Adler zu ſeinen Fuͤßen. Auf eben dieſer Kupfertafel befindet ſich noch, ebenfalls aus der Lippertſchen Daktyliothek, der Umriß einer Buͤſte des Jupiter, mit dem Mantel bekleidet, und mit der koͤniglichen Binde um das Haupt; daneben ein Jupiterskopf mit Widder- hoͤrnern; und unten zur Gegeneinanderſtellung, ein geſchleierter Saturnuskopf, mit einer Kugel auf

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/126>, abgerufen am 29.03.2024.