Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

hängen, den Jupiter vom Himmel herab zu ziehen;
so wurde sie selber zum Himmel empor gezogen. --

Und hier ist es, wo demohngeachtet die Gott-
heit über die Menschheit, selbst in diesen Dichtun-
gen, überschwenglich sich emporhebt. -- In den
folgenden Zeilen hat ein neuer Dichter diesen Ab-
stand ganz im Geiste der Alten besungen:

Gränzen der Menschheit.

Wenn der uralte,
Heilige Vater
Mit gelassener Hand
Aus rollenden Wolken
Segnende Blitze
Ueber die Erde sä't,
Küß' ich den letzten
Saum seines Kleides,
Kindliche Schauer,
Treu in der Brust.
Denn mit Göttern
Soll sich nicht messen
Irgend ein Mensch.
Hebt er sich aufwärts,
Und berührt
Mit dem Scheitel die Sterne,
Nirgends haften dann

haͤngen, den Jupiter vom Himmel herab zu ziehen;
ſo wurde ſie ſelber zum Himmel empor gezogen. —

Und hier iſt es, wo demohngeachtet die Gott-
heit uͤber die Menſchheit, ſelbſt in dieſen Dichtun-
gen, uͤberſchwenglich ſich emporhebt. — In den
folgenden Zeilen hat ein neuer Dichter dieſen Ab-
ſtand ganz im Geiſte der Alten beſungen:

Graͤnzen der Menſchheit.

Wenn der uralte,
Heilige Vater
Mit gelaſſener Hand
Aus rollenden Wolken
Segnende Blitze
Ueber die Erde ſaͤ’t,
Kuͤß’ ich den letzten
Saum ſeines Kleides,
Kindliche Schauer,
Treu in der Bruſt.
Denn mit Goͤttern
Soll ſich nicht meſſen
Irgend ein Menſch.
Hebt er ſich aufwaͤrts,
Und beruͤhrt
Mit dem Scheitel die Sterne,
Nirgends haften dann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" n="103"/>
ha&#x0364;ngen, den Jupiter vom Himmel herab zu ziehen;<lb/>
&#x017F;o wurde &#x017F;ie &#x017F;elber zum Himmel empor gezogen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Und hier i&#x017F;t es, wo demohngeachtet die Gott-<lb/>
heit u&#x0364;ber die Men&#x017F;chheit, &#x017F;elb&#x017F;t in die&#x017F;en Dichtun-<lb/>
gen, u&#x0364;ber&#x017F;chwenglich &#x017F;ich emporhebt. &#x2014; In den<lb/>
folgenden Zeilen hat ein neuer Dichter die&#x017F;en Ab-<lb/>
&#x017F;tand ganz im Gei&#x017F;te der Alten be&#x017F;ungen:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Gra&#x0364;nzen der Men&#x017F;chheit</hi>.</hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>enn der uralte,</l><lb/>
              <l>Heilige Vater</l><lb/>
              <l>Mit gela&#x017F;&#x017F;ener Hand</l><lb/>
              <l>Aus rollenden Wolken</l><lb/>
              <l>Segnende Blitze</l><lb/>
              <l>Ueber die Erde &#x017F;a&#x0364;&#x2019;t,</l><lb/>
              <l>Ku&#x0364;ß&#x2019; ich den letzten</l><lb/>
              <l>Saum &#x017F;eines Kleides,</l><lb/>
              <l>Kindliche Schauer,</l><lb/>
              <l>Treu in der Bru&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Denn mit Go&#x0364;ttern</l><lb/>
              <l>Soll &#x017F;ich nicht me&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Irgend ein Men&#x017F;ch.</l><lb/>
              <l>Hebt er &#x017F;ich aufwa&#x0364;rts,</l><lb/>
              <l>Und beru&#x0364;hrt</l><lb/>
              <l>Mit dem Scheitel die Sterne,</l><lb/>
              <l>Nirgends haften dann</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0131] haͤngen, den Jupiter vom Himmel herab zu ziehen; ſo wurde ſie ſelber zum Himmel empor gezogen. — Und hier iſt es, wo demohngeachtet die Gott- heit uͤber die Menſchheit, ſelbſt in dieſen Dichtun- gen, uͤberſchwenglich ſich emporhebt. — In den folgenden Zeilen hat ein neuer Dichter dieſen Ab- ſtand ganz im Geiſte der Alten beſungen: Graͤnzen der Menſchheit. Wenn der uralte, Heilige Vater Mit gelaſſener Hand Aus rollenden Wolken Segnende Blitze Ueber die Erde ſaͤ’t, Kuͤß’ ich den letzten Saum ſeines Kleides, Kindliche Schauer, Treu in der Bruſt. Denn mit Goͤttern Soll ſich nicht meſſen Irgend ein Menſch. Hebt er ſich aufwaͤrts, Und beruͤhrt Mit dem Scheitel die Sterne, Nirgends haften dann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/131
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/131>, abgerufen am 23.04.2024.