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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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bar einhergeht. -- Es giebt kein treffenderes Bild
der tief gedemüthigten weiblichen Macht als dieß.

Der weisere Apoll antwortet dem Neptun, der
ihn zum Streit auffordert: warum sollte ich mit
dir der elenden Sterblichen wegen fechten, die
gleich den Blättern auf den Bäumen, nur eine
Zeitlang dauern, und bald verwelken! -- Laß
uns vom Kampf abstehen; sie mögen unter einan-
der sich selbst bekriegen!

Auf der hier beigefügten Kupfertafel befindet
sich eine Abbildung der Diana nach einem antiken
geschnittenen Steine, wo sie, im aufgeschürzten
Kleide, auf einen attischen Pfeiler gelehnt, in
ruhiger Stellung steht, den Köcher und Bogen
auf der Schulter, und als die Erleuchterin der
Nacht mit einer Fackel in der Hand, welche sie
auszulöschen im Begriff ist.

Hinter ihr ragt ein Berg hervor, welcher sie
als die Göttin bezeichnet, die auf den waldigten Gip-
feln einhergehend, die Spur des Wildes verfolgt.

Auf eben dieser Kupfertafel befindet sich auch
eine Abbildung der Ceres nach einem antiken ge-
schnittenen Steine. -- In der Rechten hält sie
eine Sichel, in der Linken eine Fackel, die sie auf
dem Aetna anzündete, um ihre geraubte Tochter
in den verborgensten Winkeln der Erde zu suchen.
Zu ihren Füßen schmiegen sich die Drachen, die
ihren Wagen zogen.

bar einhergeht. — Es giebt kein treffenderes Bild
der tief gedemuͤthigten weiblichen Macht als dieß.

Der weiſere Apoll antwortet dem Neptun, der
ihn zum Streit auffordert: warum ſollte ich mit
dir der elenden Sterblichen wegen fechten, die
gleich den Blaͤttern auf den Baͤumen, nur eine
Zeitlang dauern, und bald verwelken! — Laß
uns vom Kampf abſtehen; ſie moͤgen unter einan-
der ſich ſelbſt bekriegen!

Auf der hier beigefuͤgten Kupfertafel befindet
ſich eine Abbildung der Diana nach einem antiken
geſchnittenen Steine, wo ſie, im aufgeſchuͤrzten
Kleide, auf einen attiſchen Pfeiler gelehnt, in
ruhiger Stellung ſteht, den Koͤcher und Bogen
auf der Schulter, und als die Erleuchterin der
Nacht mit einer Fackel in der Hand, welche ſie
auszuloͤſchen im Begriff iſt.

Hinter ihr ragt ein Berg hervor, welcher ſie
als die Goͤttin bezeichnet, die auf den waldigten Gip-
feln einhergehend, die Spur des Wildes verfolgt.

Auf eben dieſer Kupfertafel befindet ſich auch
eine Abbildung der Ceres nach einem antiken ge-
ſchnittenen Steine. — In der Rechten haͤlt ſie
eine Sichel, in der Linken eine Fackel, die ſie auf
dem Aetna anzuͤndete, um ihre geraubte Tochter
in den verborgenſten Winkeln der Erde zu ſuchen.
Zu ihren Fuͤßen ſchmiegen ſich die Drachen, die
ihren Wagen zogen.

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[139/0179] bar einhergeht. — Es giebt kein treffenderes Bild der tief gedemuͤthigten weiblichen Macht als dieß. Der weiſere Apoll antwortet dem Neptun, der ihn zum Streit auffordert: warum ſollte ich mit dir der elenden Sterblichen wegen fechten, die gleich den Blaͤttern auf den Baͤumen, nur eine Zeitlang dauern, und bald verwelken! — Laß uns vom Kampf abſtehen; ſie moͤgen unter einan- der ſich ſelbſt bekriegen! Auf der hier beigefuͤgten Kupfertafel befindet ſich eine Abbildung der Diana nach einem antiken geſchnittenen Steine, wo ſie, im aufgeſchuͤrzten Kleide, auf einen attiſchen Pfeiler gelehnt, in ruhiger Stellung ſteht, den Koͤcher und Bogen auf der Schulter, und als die Erleuchterin der Nacht mit einer Fackel in der Hand, welche ſie auszuloͤſchen im Begriff iſt. Hinter ihr ragt ein Berg hervor, welcher ſie als die Goͤttin bezeichnet, die auf den waldigten Gip- feln einhergehend, die Spur des Wildes verfolgt. Auf eben dieſer Kupfertafel befindet ſich auch eine Abbildung der Ceres nach einem antiken ge- ſchnittenen Steine. — In der Rechten haͤlt ſie eine Sichel, in der Linken eine Fackel, die ſie auf dem Aetna anzuͤndete, um ihre geraubte Tochter in den verborgenſten Winkeln der Erde zu ſuchen. Zu ihren Fuͤßen ſchmiegen ſich die Drachen, die ihren Wagen zogen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/179>, abgerufen am 20.04.2024.