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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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enden, und wenn er diese vollendet habe, sey
ihm die Unsterblichkeit bestimmt. --

Die zwölf Arbeiten des Herkules.
Der Nemäische Löwe.

Als Herkules, noch im Jünglingsalter, bei
dem Walde von Nemea die Heerden des Eurystheus
hütete, verwüstete ein Löwe, dessen Haut kein
Pfeil durchdringen konnte,
die Gegend rund
umher, und drohte den Heerden Unglück.

Die erste der zwölf Arbeiten, welche Eurys-
theus dem Herkules anbefahl, war, dieses Raub-
thier zu erlegen. -- Der junge Herkules säumte
nicht, die Spur des Löwen zu verfolgen, mit
dem er sich, als er ihn traf, in Kampf einließ,
und ihn mit eigner Hand erwürgte, weil kein
Eisen ihn verwunden konnte.

Zum Andenken dieser ersten That, die allein
schon für die Vollführung der übrigen bürgte, trug
Herkules nachher beständig die Haut des Löwen
um seine Schultern; und diese wurde nun nebst
der Keule, die er von dem Aste eines wilden
Oehlbaums sich selber schnitt, das äußere Merkmal
seiner unüberwindlichen Stärke, und seines unbe-
siegbaren Heldenmuths.

Herkules brachte den Löwen nach Mycene;
der verzagte Eurystheus aber befahl ihm, von

P

enden, und wenn er dieſe vollendet habe, ſey
ihm die Unſterblichkeit beſtimmt. —

Die zwoͤlf Arbeiten des Herkules.
Der Nemaͤiſche Loͤwe.

Als Herkules, noch im Juͤnglingsalter, bei
dem Walde von Nemea die Heerden des Euryſtheus
huͤtete, verwuͤſtete ein Loͤwe, deſſen Haut kein
Pfeil durchdringen konnte,
die Gegend rund
umher, und drohte den Heerden Ungluͤck.

Die erſte der zwoͤlf Arbeiten, welche Eurys-
theus dem Herkules anbefahl, war, dieſes Raub-
thier zu erlegen. — Der junge Herkules ſaͤumte
nicht, die Spur des Loͤwen zu verfolgen, mit
dem er ſich, als er ihn traf, in Kampf einließ,
und ihn mit eigner Hand erwuͤrgte, weil kein
Eiſen ihn verwunden konnte.

Zum Andenken dieſer erſten That, die allein
ſchon fuͤr die Vollfuͤhrung der uͤbrigen buͤrgte, trug
Herkules nachher beſtaͤndig die Haut des Loͤwen
um ſeine Schultern; und dieſe wurde nun nebſt
der Keule, die er von dem Aſte eines wilden
Oehlbaums ſich ſelber ſchnitt, das aͤußere Merkmal
ſeiner unuͤberwindlichen Staͤrke, und ſeines unbe-
ſiegbaren Heldenmuths.

Herkules brachte den Loͤwen nach Mycene;
der verzagte Euryſtheus aber befahl ihm, von

P
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[225/0275] enden, und wenn er dieſe vollendet habe, ſey ihm die Unſterblichkeit beſtimmt. — Die zwoͤlf Arbeiten des Herkules. Der Nemaͤiſche Loͤwe. Als Herkules, noch im Juͤnglingsalter, bei dem Walde von Nemea die Heerden des Euryſtheus huͤtete, verwuͤſtete ein Loͤwe, deſſen Haut kein Pfeil durchdringen konnte, die Gegend rund umher, und drohte den Heerden Ungluͤck. Die erſte der zwoͤlf Arbeiten, welche Eurys- theus dem Herkules anbefahl, war, dieſes Raub- thier zu erlegen. — Der junge Herkules ſaͤumte nicht, die Spur des Loͤwen zu verfolgen, mit dem er ſich, als er ihn traf, in Kampf einließ, und ihn mit eigner Hand erwuͤrgte, weil kein Eiſen ihn verwunden konnte. Zum Andenken dieſer erſten That, die allein ſchon fuͤr die Vollfuͤhrung der uͤbrigen buͤrgte, trug Herkules nachher beſtaͤndig die Haut des Loͤwen um ſeine Schultern; und dieſe wurde nun nebſt der Keule, die er von dem Aſte eines wilden Oehlbaums ſich ſelber ſchnitt, das aͤußere Merkmal ſeiner unuͤberwindlichen Staͤrke, und ſeines unbe- ſiegbaren Heldenmuths. Herkules brachte den Loͤwen nach Mycene; der verzagte Euryſtheus aber befahl ihm, von P

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/275>, abgerufen am 29.03.2024.