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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Aeolus, Deukalions Enkel, der in Thes-
salien
herrschte, erzeugte den Salmoneus, Si-
syphus, Athamas,
und Kretheus. -- Sal-
monens wurde von Jupiters Blitz erschlagen;
Sisyphus mußte in der Unterwelt für seine Macht
auf Erden büßen, und Athamas starb in Raserei.

Tyro, eine Tochter des Salmoneus, gebahr,
ehe sie vermählt wurde, von Neptuns Umar-
mung den Pelias, und Neleus. -- Und da sie
mit ihres Vaters Bruder, dem Kretheus sich ver-
mählte, gebahr sie ihm den Aeson, der seinem Vater
in der Regierung folgte, und welcher Jason, den
göttergleichen Helden, mit der Alcimede erzeugte.

Pelias aber, des Aesons Bruder von mütter-
licher Seite, beraubte diesen seines Throns, ohne ihn
demohngeachtet aus Jolkos zu verjagen, welches
der Sitz der Könige von Thessalien war. -- Den
Jason aber, da er kaum gebohren war, suchte
Pelias als einen ihm gefährlichen Sprößling von
Aesons Hause, aus dem Wege zu räumen.

Aeson und Alcimede, welche die Absicht des
Tyrannen merkten, streuten aus, daß Jason
krank, und bald darauf, daß er gestorben sey,
indeß daß seine Mutter ihn auf den Berg Pelion
zu dem weisen Chiron brachte, welcher, obgleich
in ungeheurer Gestalt, halb Mensch halb Pferd,
in jeder Wissenschaft erfahren, sich in seiner ein-
samen Grotte der Erziehung der jungen Helden

Aeolus, Deukalions Enkel, der in Theſ-
ſalien
herrſchte, erzeugte den Salmoneus, Si-
ſyphus, Athamas,
und Kretheus. — Sal-
monens wurde von Jupiters Blitz erſchlagen;
Siſyphus mußte in der Unterwelt fuͤr ſeine Macht
auf Erden buͤßen, und Athamas ſtarb in Raſerei.

Tyro, eine Tochter des Salmoneus, gebahr,
ehe ſie vermaͤhlt wurde, von Neptuns Umar-
mung den Pelias, und Neleus. — Und da ſie
mit ihres Vaters Bruder, dem Kretheus ſich ver-
maͤhlte, gebahr ſie ihm den Aeſon, der ſeinem Vater
in der Regierung folgte, und welcher Jaſon, den
goͤttergleichen Helden, mit der Alcimede erzeugte.

Pelias aber, des Aeſons Bruder von muͤtter-
licher Seite, beraubte dieſen ſeines Throns, ohne ihn
demohngeachtet aus Jolkos zu verjagen, welches
der Sitz der Koͤnige von Theſſalien war. — Den
Jaſon aber, da er kaum gebohren war, ſuchte
Pelias als einen ihm gefaͤhrlichen Sproͤßling von
Aeſons Hauſe, aus dem Wege zu raͤumen.

Aeſon und Alcimede, welche die Abſicht des
Tyrannen merkten, ſtreuten aus, daß Jaſon
krank, und bald darauf, daß er geſtorben ſey,
indeß daß ſeine Mutter ihn auf den Berg Pelion
zu dem weiſen Chiron brachte, welcher, obgleich
in ungeheurer Geſtalt, halb Menſch halb Pferd,
in jeder Wiſſenſchaft erfahren, ſich in ſeiner ein-
ſamen Grotte der Erziehung der jungen Helden

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[258/0312] Aeolus, Deukalions Enkel, der in Theſ- ſalien herrſchte, erzeugte den Salmoneus, Si- ſyphus, Athamas, und Kretheus. — Sal- monens wurde von Jupiters Blitz erſchlagen; Siſyphus mußte in der Unterwelt fuͤr ſeine Macht auf Erden buͤßen, und Athamas ſtarb in Raſerei. Tyro, eine Tochter des Salmoneus, gebahr, ehe ſie vermaͤhlt wurde, von Neptuns Umar- mung den Pelias, und Neleus. — Und da ſie mit ihres Vaters Bruder, dem Kretheus ſich ver- maͤhlte, gebahr ſie ihm den Aeſon, der ſeinem Vater in der Regierung folgte, und welcher Jaſon, den goͤttergleichen Helden, mit der Alcimede erzeugte. Pelias aber, des Aeſons Bruder von muͤtter- licher Seite, beraubte dieſen ſeines Throns, ohne ihn demohngeachtet aus Jolkos zu verjagen, welches der Sitz der Koͤnige von Theſſalien war. — Den Jaſon aber, da er kaum gebohren war, ſuchte Pelias als einen ihm gefaͤhrlichen Sproͤßling von Aeſons Hauſe, aus dem Wege zu raͤumen. Aeſon und Alcimede, welche die Abſicht des Tyrannen merkten, ſtreuten aus, daß Jaſon krank, und bald darauf, daß er geſtorben ſey, indeß daß ſeine Mutter ihn auf den Berg Pelion zu dem weiſen Chiron brachte, welcher, obgleich in ungeheurer Geſtalt, halb Menſch halb Pferd, in jeder Wiſſenſchaft erfahren, ſich in ſeiner ein- ſamen Grotte der Erziehung der jungen Helden

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/312>, abgerufen am 25.04.2024.