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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Die andern beiden Figuren auf eben diesem
Denkmale sind auf ähnliche Weise sich zum Tanz
bewegend dargestellt, nur mit dem Unterschiede,
daß zu den Füßen der einen, welche den Frühling
bezeichnet, eine Blume aufsprosset; und zu den
Füßen der andern, die den Winter andeutet,
auf der Altar ähnlichen Erhöhung von aufeinan-
der gelegten Steinen, ein kleines Feuer lodert.

Da nun die erste Figur, mit den Früchten,
den Herbst abbildet, so finden in dieser sinnbild-
lichen Darstellung nur drei Jahrszeiten statt, weil
man unter dem Merkmale der reifen Früchte, in
jenem wärmern Himmelsstrich, sowohl den Som-
mer als Herbst begriff. -- In einigen ältern Dich-
tungen ist die Zahl der Horen nur zwei, weil man
das ganze Jahr in Sommer und Winter theilte.

Horen.

Unter dem Nahmen der Horen wurden in
den Dichtungen der Alten sowohl die Göttinnen
der Gerechtigkeit, welche Jupiter mit der The-
mis
erzeugte, als auch die Jahrszeiten begrif-
fen, welche gleichsam mit gerechter Theilung
ihrer Wohlthaten, durch ihren immerwährenden
Wechsel, das schöne Gleichgewicht in der Natur
erhalten, und mit abgemeßnen Schritten tanzend
und einander folgend, ihren bestimmten Lauf voll-
enden.

Die andern beiden Figuren auf eben dieſem
Denkmale ſind auf aͤhnliche Weiſe ſich zum Tanz
bewegend dargeſtellt, nur mit dem Unterſchiede,
daß zu den Fuͤßen der einen, welche den Fruͤhling
bezeichnet, eine Blume aufſproſſet; und zu den
Fuͤßen der andern, die den Winter andeutet,
auf der Altar aͤhnlichen Erhoͤhung von aufeinan-
der gelegten Steinen, ein kleines Feuer lodert.

Da nun die erſte Figur, mit den Fruͤchten,
den Herbſt abbildet, ſo finden in dieſer ſinnbild-
lichen Darſtellung nur drei Jahrszeiten ſtatt, weil
man unter dem Merkmale der reifen Fruͤchte, in
jenem waͤrmern Himmelsſtrich, ſowohl den Som-
mer als Herbſt begriff. — In einigen aͤltern Dich-
tungen iſt die Zahl der Horen nur zwei, weil man
das ganze Jahr in Sommer und Winter theilte.

Horen.

Unter dem Nahmen der Horen wurden in
den Dichtungen der Alten ſowohl die Goͤttinnen
der Gerechtigkeit, welche Jupiter mit der The-
mis
erzeugte, als auch die Jahrszeiten begrif-
fen, welche gleichſam mit gerechter Theilung
ihrer Wohlthaten, durch ihren immerwaͤhrenden
Wechſel, das ſchoͤne Gleichgewicht in der Natur
erhalten, und mit abgemeßnen Schritten tanzend
und einander folgend, ihren beſtimmten Lauf voll-
enden.

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[313/0375] Die andern beiden Figuren auf eben dieſem Denkmale ſind auf aͤhnliche Weiſe ſich zum Tanz bewegend dargeſtellt, nur mit dem Unterſchiede, daß zu den Fuͤßen der einen, welche den Fruͤhling bezeichnet, eine Blume aufſproſſet; und zu den Fuͤßen der andern, die den Winter andeutet, auf der Altar aͤhnlichen Erhoͤhung von aufeinan- der gelegten Steinen, ein kleines Feuer lodert. Da nun die erſte Figur, mit den Fruͤchten, den Herbſt abbildet, ſo finden in dieſer ſinnbild- lichen Darſtellung nur drei Jahrszeiten ſtatt, weil man unter dem Merkmale der reifen Fruͤchte, in jenem waͤrmern Himmelsſtrich, ſowohl den Som- mer als Herbſt begriff. — In einigen aͤltern Dich- tungen iſt die Zahl der Horen nur zwei, weil man das ganze Jahr in Sommer und Winter theilte. Horen. Unter dem Nahmen der Horen wurden in den Dichtungen der Alten ſowohl die Goͤttinnen der Gerechtigkeit, welche Jupiter mit der The- mis erzeugte, als auch die Jahrszeiten begrif- fen, welche gleichſam mit gerechter Theilung ihrer Wohlthaten, durch ihren immerwaͤhrenden Wechſel, das ſchoͤne Gleichgewicht in der Natur erhalten, und mit abgemeßnen Schritten tanzend und einander folgend, ihren beſtimmten Lauf voll- enden.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/375>, abgerufen am 19.04.2024.