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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Peleus.

Einer der glücklichsten Sterblichen war Pe-
leus, der Sohn des gerechtesten Fürsten, der
Vater des tapfersten Helden, und der Gemahl
einer Göttin, die vom Jupiter selbst geliebt
war. --

Eben die Thetis, des Nereus Tochter, vor
deren Umarmung Prometheus den Jupiter warn-
te, war es, welche mit dem Peleus, des Aeakus
Sohn, obgleich sich eine Zeitlang sträubend, auf
aller Götter Zureden sich vermählte, und von dem
Peleus den Achill gebahr, der mächtiger als
sein Vater,
den glänzendsten Heldenruhm er-
warb.

Bei der Hochzeit des Peleus waren alle Göt-
ter versammlet, nur war Eris, die Göttin der
Zwietracht ausgeschlossen. -- Und diese warf in
das glänzende Gemach den goldnen Apfel mit der
unglückbringenden Inschrift, die ihn der Schön-
sten
unter den Göttinnen weihte. --

Diese glänzende Hochzeitfeier enthielt den er-
sten Keim zu dem verderblichen Kriege, der Troja
verwüstete, und Griechenland seiner tapfern Söhne
beraubte. -- Auch des Peleus Glück war nicht
von Dauer; -- ihn überschlich das drückende Al-
ter; -- er überlebte seinen tapfern Sohn. --
Vom Gram gebeugt, und kummervoll beschloß
er seine Tage.

Peleus.

Einer der gluͤcklichſten Sterblichen war Pe-
leus, der Sohn des gerechteſten Fuͤrſten, der
Vater des tapferſten Helden, und der Gemahl
einer Goͤttin, die vom Jupiter ſelbſt geliebt
war. —

Eben die Thetis, des Nereus Tochter, vor
deren Umarmung Prometheus den Jupiter warn-
te, war es, welche mit dem Peleus, des Aeakus
Sohn, obgleich ſich eine Zeitlang ſtraͤubend, auf
aller Goͤtter Zureden ſich vermaͤhlte, und von dem
Peleus den Achill gebahr, der maͤchtiger als
ſein Vater,
den glaͤnzendſten Heldenruhm er-
warb.

Bei der Hochzeit des Peleus waren alle Goͤt-
ter verſammlet, nur war Eris, die Goͤttin der
Zwietracht ausgeſchloſſen. — Und dieſe warf in
das glaͤnzende Gemach den goldnen Apfel mit der
ungluͤckbringenden Inſchrift, die ihn der Schoͤn-
ſten
unter den Goͤttinnen weihte. —

Dieſe glaͤnzende Hochzeitfeier enthielt den er-
ſten Keim zu dem verderblichen Kriege, der Troja
verwuͤſtete, und Griechenland ſeiner tapfern Soͤhne
beraubte. — Auch des Peleus Gluͤck war nicht
von Dauer; — ihn uͤberſchlich das druͤckende Al-
ter; — er uͤberlebte ſeinen tapfern Sohn. —
Vom Gram gebeugt, und kummervoll beſchloß
er ſeine Tage.

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[342/0410] Peleus. Einer der gluͤcklichſten Sterblichen war Pe- leus, der Sohn des gerechteſten Fuͤrſten, der Vater des tapferſten Helden, und der Gemahl einer Goͤttin, die vom Jupiter ſelbſt geliebt war. — Eben die Thetis, des Nereus Tochter, vor deren Umarmung Prometheus den Jupiter warn- te, war es, welche mit dem Peleus, des Aeakus Sohn, obgleich ſich eine Zeitlang ſtraͤubend, auf aller Goͤtter Zureden ſich vermaͤhlte, und von dem Peleus den Achill gebahr, der maͤchtiger als ſein Vater, den glaͤnzendſten Heldenruhm er- warb. Bei der Hochzeit des Peleus waren alle Goͤt- ter verſammlet, nur war Eris, die Goͤttin der Zwietracht ausgeſchloſſen. — Und dieſe warf in das glaͤnzende Gemach den goldnen Apfel mit der ungluͤckbringenden Inſchrift, die ihn der Schoͤn- ſten unter den Goͤttinnen weihte. — Dieſe glaͤnzende Hochzeitfeier enthielt den er- ſten Keim zu dem verderblichen Kriege, der Troja verwuͤſtete, und Griechenland ſeiner tapfern Soͤhne beraubte. — Auch des Peleus Gluͤck war nicht von Dauer; — ihn uͤberſchlich das druͤckende Al- ter; — er uͤberlebte ſeinen tapfern Sohn. — Vom Gram gebeugt, und kummervoll beſchloß er ſeine Tage.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/410>, abgerufen am 28.03.2024.