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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Sie scheinen nach einem erlittnen Verlust aufs
neue sich zu berathschlagen. In der Mitte sitzt
Amphiaraus, seinen Tod, und den Tod der
übrigen voraussehend, mit niedergeschlagnem
Blick. -- Ihm gegenüber Polynices in Nach-
denken und Traurigkeit versenkt, den Kopf auf
die Hand gestützt. -- Neben dem Amphiaraus
sitzt Parthenopäus, und schlägt in ruhiger über-
legender Stellung die Hände um das Knie zusam-
men. --

Adrastus ist aufgestanden und scheint, mit
Schild und Lanze bewafnet, entschlossen wieder
ins Treffen zu eilen. -- Tydeus folgt ihm,
ebenfalls bewafnet, allein mit weniger Muth und
niedergeschlagnem Blick. Vom Polynices mit
dem Kopf auf die Hand gestützt, bis zum Adra-
stus, der entschlossen ins Treffen eilt, ist gleich-
sam eine Stuffenfolge der innern Gemüthsbewe-
gungen auf diesem alten Kunstwerke ausgedrückt. --
Auf eben dieser Tafel ist nach einer antiken Gem-
me Oedipus dargestellt, wie er im Begriff ist,
die Sphinx zu tödten.

Die Pelopiden.

Pelops, ein Sohn des Tantalus, der von
den Göttern erhöhet und gestürzt ward, kam nach
Griechenland zum Könige von Pisa, Oeno-

Sie ſcheinen nach einem erlittnen Verluſt aufs
neue ſich zu berathſchlagen. In der Mitte ſitzt
Amphiaraus, ſeinen Tod, und den Tod der
uͤbrigen vorausſehend, mit niedergeſchlagnem
Blick. — Ihm gegenuͤber Polynices in Nach-
denken und Traurigkeit verſenkt, den Kopf auf
die Hand geſtuͤtzt. — Neben dem Amphiaraus
ſitzt Parthenopaͤus, und ſchlaͤgt in ruhiger uͤber-
legender Stellung die Haͤnde um das Knie zuſam-
men. —

Adraſtus iſt aufgeſtanden und ſcheint, mit
Schild und Lanze bewafnet, entſchloſſen wieder
ins Treffen zu eilen. — Tydeus folgt ihm,
ebenfalls bewafnet, allein mit weniger Muth und
niedergeſchlagnem Blick. Vom Polynices mit
dem Kopf auf die Hand geſtuͤtzt, bis zum Adra-
ſtus, der entſchloſſen ins Treffen eilt, iſt gleich-
ſam eine Stuffenfolge der innern Gemuͤthsbewe-
gungen auf dieſem alten Kunſtwerke ausgedruͤckt. —
Auf eben dieſer Tafel iſt nach einer antiken Gem-
me Oedipus dargeſtellt, wie er im Begriff iſt,
die Sphinx zu toͤdten.

Die Pelopiden.

Pelops, ein Sohn des Tantalus, der von
den Goͤttern erhoͤhet und geſtuͤrzt ward, kam nach
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[362/0432] Sie ſcheinen nach einem erlittnen Verluſt aufs neue ſich zu berathſchlagen. In der Mitte ſitzt Amphiaraus, ſeinen Tod, und den Tod der uͤbrigen vorausſehend, mit niedergeſchlagnem Blick. — Ihm gegenuͤber Polynices in Nach- denken und Traurigkeit verſenkt, den Kopf auf die Hand geſtuͤtzt. — Neben dem Amphiaraus ſitzt Parthenopaͤus, und ſchlaͤgt in ruhiger uͤber- legender Stellung die Haͤnde um das Knie zuſam- men. — Adraſtus iſt aufgeſtanden und ſcheint, mit Schild und Lanze bewafnet, entſchloſſen wieder ins Treffen zu eilen. — Tydeus folgt ihm, ebenfalls bewafnet, allein mit weniger Muth und niedergeſchlagnem Blick. Vom Polynices mit dem Kopf auf die Hand geſtuͤtzt, bis zum Adra- ſtus, der entſchloſſen ins Treffen eilt, iſt gleich- ſam eine Stuffenfolge der innern Gemuͤthsbewe- gungen auf dieſem alten Kunſtwerke ausgedruͤckt. — Auf eben dieſer Tafel iſt nach einer antiken Gem- me Oedipus dargeſtellt, wie er im Begriff iſt, die Sphinx zu toͤdten. Die Pelopiden. Pelops, ein Sohn des Tantalus, der von den Goͤttern erhoͤhet und geſtuͤrzt ward, kam nach Griechenland zum Koͤnige von Piſa, Oeno-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/432>, abgerufen am 29.03.2024.