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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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der ruhigen Meeresfläche, erzeugte mit der Do-
ris,
der Tochter des Ocean:

Die Nereiden.

Ihrer ist eben so wie der Töchter des Ocean
eine große Zahl. -- Das wüste Meer wurde
durch diese Bildungen der Phantasie ein Aufent-
halt hoher Wesen, die da, wo Sterbliche ihr
Grab finden würden, ihre glänzende Wohnung
hatten, und von Zeit zu Zeit sich auf der stillen
Meeresfläche zeigten, welches zu reitzenden Dich-
tungen Anlaß gab.

So stieg einst Galatea, eine Tochter des
Nereus, aus den Wellen empor, welche der Riese
Polyphem erblickte, der sich plötzlich vom Pfeil
der Liebe verwundet fühlte, und so oft sie nachher
sich zeigte, ihr sein Leid vergeblich klagte.

Thetis, eine Tochter des Nereus, welche
mit der Tethys, einer Tochter des Himmels und
Vermählten des Oceans, nicht zu verwechseln ist,
wurde, eben so wie die Metis, dem Jupiter, der
sich mit ihr vermählen wollte, furchtbar, als ihn
die Prophezeihung schreckte: sie würde einen Sohn
gebähren, der würde mächtiger als sein Vater
seyn.

Durch die Veranstaltung der Götter wurde
sie daher mit dem Könige Peleus vermählt, der

der ruhigen Meeresflaͤche, erzeugte mit der Do-
ris,
der Tochter des Ocean:

Die Nereiden.

Ihrer iſt eben ſo wie der Toͤchter des Ocean
eine große Zahl. — Das wuͤſte Meer wurde
durch dieſe Bildungen der Phantaſie ein Aufent-
halt hoher Weſen, die da, wo Sterbliche ihr
Grab finden wuͤrden, ihre glaͤnzende Wohnung
hatten, und von Zeit zu Zeit ſich auf der ſtillen
Meeresflaͤche zeigten, welches zu reitzenden Dich-
tungen Anlaß gab.

So ſtieg einſt Galatea, eine Tochter des
Nereus, aus den Wellen empor, welche der Rieſe
Polyphem erblickte, der ſich ploͤtzlich vom Pfeil
der Liebe verwundet fuͤhlte, und ſo oft ſie nachher
ſich zeigte, ihr ſein Leid vergeblich klagte.

Thetis, eine Tochter des Nereus, welche
mit der Tethys, einer Tochter des Himmels und
Vermaͤhlten des Oceans, nicht zu verwechſeln iſt,
wurde, eben ſo wie die Metis, dem Jupiter, der
ſich mit ihr vermaͤhlen wollte, furchtbar, als ihn
die Prophezeihung ſchreckte: ſie wuͤrde einen Sohn
gebaͤhren, der wuͤrde maͤchtiger als ſein Vater
ſeyn.

Durch die Veranſtaltung der Goͤtter wurde
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[71/0097] der ruhigen Meeresflaͤche, erzeugte mit der Do- ris, der Tochter des Ocean: Die Nereiden. Ihrer iſt eben ſo wie der Toͤchter des Ocean eine große Zahl. — Das wuͤſte Meer wurde durch dieſe Bildungen der Phantaſie ein Aufent- halt hoher Weſen, die da, wo Sterbliche ihr Grab finden wuͤrden, ihre glaͤnzende Wohnung hatten, und von Zeit zu Zeit ſich auf der ſtillen Meeresflaͤche zeigten, welches zu reitzenden Dich- tungen Anlaß gab. So ſtieg einſt Galatea, eine Tochter des Nereus, aus den Wellen empor, welche der Rieſe Polyphem erblickte, der ſich ploͤtzlich vom Pfeil der Liebe verwundet fuͤhlte, und ſo oft ſie nachher ſich zeigte, ihr ſein Leid vergeblich klagte. Thetis, eine Tochter des Nereus, welche mit der Tethys, einer Tochter des Himmels und Vermaͤhlten des Oceans, nicht zu verwechſeln iſt, wurde, eben ſo wie die Metis, dem Jupiter, der ſich mit ihr vermaͤhlen wollte, furchtbar, als ihn die Prophezeihung ſchreckte: ſie wuͤrde einen Sohn gebaͤhren, der wuͤrde maͤchtiger als ſein Vater ſeyn. Durch die Veranſtaltung der Goͤtter wurde ſie daher mit dem Koͤnige Peleus vermaͤhlt, der

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/97>, abgerufen am 28.03.2024.