Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite


Ein und zwanzigstes Capitel.
Von der Neutralität.


Neutralität überhaupt.
§. 1.

Neutralität ist, wann ein Souverain an ei-
nem zwischen anderen Machten obwal-
tenden Krieg keinen Antheil nimmt, sondern
mit denen sämtlichen Kriegführenden Theilen in
guter Freundschafft lebt.

§. 2.

Es stehet ordentlicher Weise jedem Staat
frey, bey Kriegen neutral zu verbleiben; wann
er nicht durch Verträge zu einem widrigen ver-
bunden ist.

§. 3.

Es werden mehrmalen bey Ausbruch eines
Krieges eigene Tractaten deßwegen geschlossen.

§. 4.

Doch seynd Neutralitäts-Tractaten nicht
allemal nöthig; sondern es ist genug, wann
man die Neutralität würcklich beobachtet.

§. 5.

Indessen hat man doch Beyspile, daß man
neutrale Staaten hat nöthigen wollen, sich für
die eine oder andere Parthie zu erklären.

§. 6.
R 5


Ein und zwanzigſtes Capitel.
Von der Neutralitaͤt.


Neutralitaͤt uͤberhaupt.
§. 1.

Neutralitaͤt iſt, wann ein Souverain an ei-
nem zwiſchen anderen Machten obwal-
tenden Krieg keinen Antheil nimmt, ſondern
mit denen ſaͤmtlichen Kriegfuͤhrenden Theilen in
guter Freundſchafft lebt.

§. 2.

Es ſtehet ordentlicher Weiſe jedem Staat
frey, bey Kriegen neutral zu verbleiben; wann
er nicht durch Vertraͤge zu einem widrigen ver-
bunden iſt.

§. 3.

Es werden mehrmalen bey Ausbruch eines
Krieges eigene Tractaten deßwegen geſchloſſen.

§. 4.

Doch ſeynd Neutralitaͤts-Tractaten nicht
allemal noͤthig; ſondern es iſt genug, wann
man die Neutralitaͤt wuͤrcklich beobachtet.

§. 5.

Indeſſen hat man doch Beyſpile, daß man
neutrale Staaten hat noͤthigen wollen, ſich fuͤr
die eine oder andere Parthie zu erklaͤren.

§. 6.
R 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0277" n="265"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Ein und zwanzig&#x017F;tes Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Von der Neutralita&#x0364;t.</hi> </hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Neutralita&#x0364;t u&#x0364;berhaupt.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>eutralita&#x0364;t i&#x017F;t, wann ein Souverain an ei-<lb/>
nem zwi&#x017F;chen anderen Machten obwal-<lb/>
tenden Krieg keinen Antheil nimmt, &#x017F;ondern<lb/>
mit denen &#x017F;a&#x0364;mtlichen Kriegfu&#x0364;hrenden Theilen in<lb/>
guter Freund&#x017F;chafft lebt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head><lb/>
            <p>Es &#x017F;tehet ordentlicher Wei&#x017F;e jedem Staat<lb/>
frey, bey Kriegen neutral zu verbleiben; wann<lb/>
er nicht durch Vertra&#x0364;ge zu einem widrigen ver-<lb/>
bunden i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head><lb/>
            <p>Es werden mehrmalen bey Ausbruch eines<lb/>
Krieges eigene Tractaten deßwegen ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head><lb/>
            <p>Doch &#x017F;eynd Neutralita&#x0364;ts-Tractaten nicht<lb/>
allemal no&#x0364;thig; &#x017F;ondern es i&#x017F;t genug, wann<lb/>
man die Neutralita&#x0364;t wu&#x0364;rcklich beobachtet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head><lb/>
            <p>Inde&#x017F;&#x017F;en hat man doch Bey&#x017F;pile, daß man<lb/>
neutrale Staaten hat no&#x0364;thigen wollen, &#x017F;ich fu&#x0364;r<lb/>
die eine oder andere Parthie zu erkla&#x0364;ren.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">R 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 6.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0277] Ein und zwanzigſtes Capitel. Von der Neutralitaͤt. Neutralitaͤt uͤberhaupt. §. 1. Neutralitaͤt iſt, wann ein Souverain an ei- nem zwiſchen anderen Machten obwal- tenden Krieg keinen Antheil nimmt, ſondern mit denen ſaͤmtlichen Kriegfuͤhrenden Theilen in guter Freundſchafft lebt. §. 2. Es ſtehet ordentlicher Weiſe jedem Staat frey, bey Kriegen neutral zu verbleiben; wann er nicht durch Vertraͤge zu einem widrigen ver- bunden iſt. §. 3. Es werden mehrmalen bey Ausbruch eines Krieges eigene Tractaten deßwegen geſchloſſen. §. 4. Doch ſeynd Neutralitaͤts-Tractaten nicht allemal noͤthig; ſondern es iſt genug, wann man die Neutralitaͤt wuͤrcklich beobachtet. §. 5. Indeſſen hat man doch Beyſpile, daß man neutrale Staaten hat noͤthigen wollen, ſich fuͤr die eine oder andere Parthie zu erklaͤren. §. 6. R 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/277
Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Nürnberg, 1778, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_grundlehren_1778/277>, abgerufen am 20.04.2024.