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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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dass, so es Gottes Wille wäre, ihm das Land,
und auch die Festung Wolfenbüttel nicht länger
zu gönnen, so wollte er wohl zufrieden seyn;
und sollte ihm das Land zur Seeligkeit schaden,
so begehre er's nicht, sondern wolle sein Ge-
müth zum ewigen Gut setzen".

10.
Der fragende Fürst.

Im Deutschen Museum des Jahrs 1783. I. Band
S. 482. sind etliche läppische, kindische und un-
gereimte Fragen aufgezeichnet, welche der kö-
nigliche Schwachkopf, Ludwig XV. in Frank-
reich an seinen neuen General-Controlleur Sil-
houette, an den venetianischen Botschafter, und
an den als Sieger von Port-Mahon zurück gekom-
menen Marschall von Richelieu gethan. Ich
könnte, wenn es mir anstühnde, ein Dutzend ähn-
liche Fragen von regierenden, oder doch regie-
ren sollenden, deutschen fürstlichen Schwach-
köpfen daneben stellen; es mag aber an der
wichtigen, jenen Erzählungen angehängten Leh-
re genug seyn. Sie lautet also:
"Edler Jüngling, der du einst deine Kräfte
dem Staat widmen willst, lass dich dieses
nicht niederschlagen. Suche deinen Lohn

daſs, so es Gottes Wille wäre, ihm das Land,
und auch die Festung Wolfenbüttel nicht länger
zu gönnen, so wollte er wohl zufrieden seyn;
und sollte ihm das Land zur Seeligkeit schaden,
so begehre er’s nicht, sondern wolle sein Ge-
müth zum ewigen Gut setzen„.

10.
Der fragende Fürst.

Im Deutschen Museum des Jahrs 1783. I. Band
S. 482. sind etliche läppische, kindische und un-
gereimte Fragen aufgezeichnet, welche der kö-
nigliche Schwachkopf, Ludwig XV. in Frank-
reich an seinen neuen General-Controlleur Sil-
houette, an den venetianischen Botschafter, und
an den als Sieger von Port-Mahon zurück gekom-
menen Marschall von Richelieu gethan. Ich
könnte, wenn es mir anstühnde, ein Dutzend ähn-
liche Fragen von regierenden, oder doch regie-
ren sollenden, deutschen fürstlichen Schwach-
köpfen daneben stellen; es mag aber an der
wichtigen, jenen Erzählungen angehängten Leh-
re genug seyn. Sie lautet also:
„Edler Jüngling, der du einst deine Kräfte
dem Staat widmen willst, laſs dich dieses
nicht niederschlagen. Suche deinen Lohn

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[231/0237] daſs, so es Gottes Wille wäre, ihm das Land, und auch die Festung Wolfenbüttel nicht länger zu gönnen, so wollte er wohl zufrieden seyn; und sollte ihm das Land zur Seeligkeit schaden, so begehre er’s nicht, sondern wolle sein Ge- müth zum ewigen Gut setzen„. 10. Der fragende Fürst. Im Deutschen Museum des Jahrs 1783. I. Band S. 482. sind etliche läppische, kindische und un- gereimte Fragen aufgezeichnet, welche der kö- nigliche Schwachkopf, Ludwig XV. in Frank- reich an seinen neuen General-Controlleur Sil- houette, an den venetianischen Botschafter, und an den als Sieger von Port-Mahon zurück gekom- menen Marschall von Richelieu gethan. Ich könnte, wenn es mir anstühnde, ein Dutzend ähn- liche Fragen von regierenden, oder doch regie- ren sollenden, deutschen fürstlichen Schwach- köpfen daneben stellen; es mag aber an der wichtigen, jenen Erzählungen angehängten Leh- re genug seyn. Sie lautet also: „Edler Jüngling, der du einst deine Kräfte dem Staat widmen willst, laſs dich dieses nicht niederschlagen. Suche deinen Lohn

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/237>, abgerufen am 28.03.2024.