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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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nur mit Gefahr rechtschaffen seyn kann, zu
entfliehen suchen, so dass ihnen nur die Grund-
suppe und das Lumpenvolk, das nirgend anders
wohin weiss und dem auch Hundebrod noch
gut genug vor den Hunger ist, übrig bleiben.

20.
Ich freue mich: Nun sind Sie mein.

"Ich freue mich, dass ich nun endlich sagen
kann: Sie sind mein! Mit der grössten Ungeduld
habe ich diesem Augenblick entgegen gesehen
und ich schmeichle mir, dass Sie den gethanen
Schritt zu bereuen nie Ursache haben werden".
Das schrieb im Jahr 1740. Friedrich der Zwey-
te, der Grosse, der Einzige, an seinen gelieb-
ten philosophischen Freund, den Chur-Säch-
sischen Gesandten zu Berlin, von Suhm; und
dieser hatte auch nicht Ursache, noch Zeit,
sich diese Wahl gereuen zu lassen, weil er
kurz hernach starb. Ein deutscher Fürst schrieb
im Jahr 1772. an einen aus dem Dienst eines
grossen Monarchen durch langes Bitten und vie-
les Versprechen in den seinigen gelockten Mi-
nister ganz in der nehmlichen süssen Melodie;
es folgte aber auf die Morgenröthe schöner

nur mit Gefahr rechtschaffen seyn kann, zu
entfliehen suchen, so daſs ihnen nur die Grund-
suppe und das Lumpenvolk, das nirgend anders
wohin weiſs und dem auch Hundebrod noch
gut genug vor den Hunger ist, übrig bleiben.

20.
Ich freue mich: Nun sind Sie mein.

„Ich freue mich, daſs ich nun endlich sagen
kann: Sie sind mein! Mit der gröſsten Ungeduld
habe ich diesem Augenblick entgegen gesehen
und ich schmeichle mir, daſs Sie den gethanen
Schritt zu bereuen nie Ursache haben werden„.
Das schrieb im Jahr 1740. Friedrich der Zwey-
te, der Groſse, der Einzige, an seinen gelieb-
ten philosophischen Freund, den Chur-Säch-
sischen Gesandten zu Berlin, von Suhm; und
dieser hatte auch nicht Ursache, noch Zeit,
sich diese Wahl gereuen zu lassen, weil er
kurz hernach starb. Ein deutscher Fürst schrieb
im Jahr 1772. an einen aus dem Dienst eines
groſsen Monarchen durch langes Bitten und vie-
les Versprechen in den seinigen gelockten Mi-
nister ganz in der nehmlichen süſsen Melodie;
es folgte aber auf die Morgenröthe schöner

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[254/0260] nur mit Gefahr rechtschaffen seyn kann, zu entfliehen suchen, so daſs ihnen nur die Grund- suppe und das Lumpenvolk, das nirgend anders wohin weiſs und dem auch Hundebrod noch gut genug vor den Hunger ist, übrig bleiben. 20. Ich freue mich: Nun sind Sie mein. „Ich freue mich, daſs ich nun endlich sagen kann: Sie sind mein! Mit der gröſsten Ungeduld habe ich diesem Augenblick entgegen gesehen und ich schmeichle mir, daſs Sie den gethanen Schritt zu bereuen nie Ursache haben werden„. Das schrieb im Jahr 1740. Friedrich der Zwey- te, der Groſse, der Einzige, an seinen gelieb- ten philosophischen Freund, den Chur-Säch- sischen Gesandten zu Berlin, von Suhm; und dieser hatte auch nicht Ursache, noch Zeit, sich diese Wahl gereuen zu lassen, weil er kurz hernach starb. Ein deutscher Fürst schrieb im Jahr 1772. an einen aus dem Dienst eines groſsen Monarchen durch langes Bitten und vie- les Versprechen in den seinigen gelockten Mi- nister ganz in der nehmlichen süſsen Melodie; es folgte aber auf die Morgenröthe schöner

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/260>, abgerufen am 23.04.2024.