Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
VIII. Leuchtende Phantasmen im dunkeln
und hellen Sehfelde durch Einwir-
kung äußerer Mittel
.

Das narkotische Hellsehen.
126.

Es ist bekannt, daß die Wirkungen, welche das oxy-
dirte Stickgas auf den menschlichen Organismus ausübt, die
der vollkommensten Ekstase sind. Hier stellen sich dann
wie überhaupt in der Ekstase die leuchtenden Phantasiebil-
der ein.

Humphry Davy erzählt (in den chemisch-physio-
logischen Untersuchungen über das oxydirte Stickgas. Lem-
go 1814) außer den Erscheinungen, welche die seligste Ver-
zückung beurkunden, von sich selbst: "Während der Zeit,
wo ich das Gas häufig athmete, schlief ich weit weniger
als sonst, und vor dem Einschlafen war meine Einbildungs-
kraft lange mit mancherlei Gesichtsvorstellungen beschäftigt"
S. 169. "In dem Verhältniß, wie die angenehme Empfin-
dung zunahm, hörte alle Verbindung zwischen meinen Vor-
stellungen und den äußern Dingen auf; Züge von lebhaf-
ten Gesichtsbildern giengen schnell vor meinem innern
Sinn vorüber und hiengen dergestalt mit Worten zusam-
men, daß dadurch in mir ganz neue Vorstellungen erregt
wurden. S. 193."

127.

Unzer sah in den Versuchen mit dem oxydirten Stick
gas vor den Augen allerlei Lichtgestalten, feurige Puncte,
Frösche und andere Phantasmen. Ebend. 333. Bei einem

VIII. Leuchtende Phantasmen im dunkeln
und hellen Sehfelde durch Einwir-
kung aͤußerer Mittel
.

Das narkotiſche Hellſehen.
126.

Es iſt bekannt, daß die Wirkungen, welche das oxy-
dirte Stickgas auf den menſchlichen Organismus ausuͤbt, die
der vollkommenſten Ekſtaſe ſind. Hier ſtellen ſich dann
wie uͤberhaupt in der Ekſtaſe die leuchtenden Phantaſiebil-
der ein.

Humphry Davy erzaͤhlt (in den chemiſch-phyſio-
logiſchen Unterſuchungen uͤber das oxydirte Stickgas. Lem-
go 1814) außer den Erſcheinungen, welche die ſeligſte Ver-
zuͤckung beurkunden, von ſich ſelbſt: »Waͤhrend der Zeit,
wo ich das Gas haͤufig athmete, ſchlief ich weit weniger
als ſonſt, und vor dem Einſchlafen war meine Einbildungs-
kraft lange mit mancherlei Geſichtsvorſtellungen beſchaͤftigt«
S. 169. »In dem Verhaͤltniß, wie die angenehme Empfin-
dung zunahm, hoͤrte alle Verbindung zwiſchen meinen Vor-
ſtellungen und den aͤußern Dingen auf; Zuͤge von lebhaf-
ten Geſichtsbildern giengen ſchnell vor meinem innern
Sinn voruͤber und hiengen dergeſtalt mit Worten zuſam-
men, daß dadurch in mir ganz neue Vorſtellungen erregt
wurden. S. 193.«

127.

Unzer ſah in den Verſuchen mit dem oxydirten Stick
gas vor den Augen allerlei Lichtgeſtalten, feurige Puncte,
Froͤſche und andere Phantasmen. Ebend. 333. Bei einem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0086" n="70"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#g">Leuchtende Phantasmen im dunkeln<lb/>
und hellen Sehfelde durch Einwir-<lb/>
kung a&#x0364;ußerer Mittel</hi>.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> Das narkoti&#x017F;che Hell&#x017F;ehen.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>126.</head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t bekannt, daß die Wirkungen, welche das oxy-<lb/>
dirte Stickgas auf den men&#x017F;chlichen Organismus ausu&#x0364;bt, die<lb/>
der vollkommen&#x017F;ten Ek&#x017F;ta&#x017F;e &#x017F;ind. Hier &#x017F;tellen &#x017F;ich dann<lb/>
wie u&#x0364;berhaupt in der Ek&#x017F;ta&#x017F;e die leuchtenden Phanta&#x017F;iebil-<lb/>
der ein.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Humphry Davy</hi> erza&#x0364;hlt (in den chemi&#x017F;ch-phy&#x017F;io-<lb/>
logi&#x017F;chen Unter&#x017F;uchungen u&#x0364;ber das oxydirte Stickgas. Lem-<lb/>
go 1814) außer den Er&#x017F;cheinungen, welche die &#x017F;elig&#x017F;te Ver-<lb/>
zu&#x0364;ckung beurkunden, von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t: »Wa&#x0364;hrend der Zeit,<lb/>
wo ich das Gas ha&#x0364;ufig athmete, &#x017F;chlief ich weit weniger<lb/>
als &#x017F;on&#x017F;t, und vor dem Ein&#x017F;chlafen war meine Einbildungs-<lb/>
kraft lange mit mancherlei Ge&#x017F;ichtsvor&#x017F;tellungen be&#x017F;cha&#x0364;ftigt«<lb/>
S. 169. »In dem Verha&#x0364;ltniß, wie die angenehme Empfin-<lb/>
dung zunahm, ho&#x0364;rte alle Verbindung zwi&#x017F;chen meinen Vor-<lb/>
&#x017F;tellungen und den a&#x0364;ußern Dingen auf; Zu&#x0364;ge von lebhaf-<lb/>
ten Ge&#x017F;ichtsbildern giengen &#x017F;chnell vor meinem innern<lb/>
Sinn voru&#x0364;ber und hiengen derge&#x017F;talt mit Worten zu&#x017F;am-<lb/>
men, daß dadurch in mir ganz neue Vor&#x017F;tellungen erregt<lb/>
wurden. S. 193.«</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>127.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Unzer</hi> &#x017F;ah in den Ver&#x017F;uchen mit dem oxydirten Stick<lb/>
gas vor den Augen allerlei Lichtge&#x017F;talten, feurige Puncte,<lb/>
Fro&#x0364;&#x017F;che und andere Phantasmen. Ebend. 333. Bei einem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0086] VIII. Leuchtende Phantasmen im dunkeln und hellen Sehfelde durch Einwir- kung aͤußerer Mittel. Das narkotiſche Hellſehen. 126. Es iſt bekannt, daß die Wirkungen, welche das oxy- dirte Stickgas auf den menſchlichen Organismus ausuͤbt, die der vollkommenſten Ekſtaſe ſind. Hier ſtellen ſich dann wie uͤberhaupt in der Ekſtaſe die leuchtenden Phantaſiebil- der ein. Humphry Davy erzaͤhlt (in den chemiſch-phyſio- logiſchen Unterſuchungen uͤber das oxydirte Stickgas. Lem- go 1814) außer den Erſcheinungen, welche die ſeligſte Ver- zuͤckung beurkunden, von ſich ſelbſt: »Waͤhrend der Zeit, wo ich das Gas haͤufig athmete, ſchlief ich weit weniger als ſonſt, und vor dem Einſchlafen war meine Einbildungs- kraft lange mit mancherlei Geſichtsvorſtellungen beſchaͤftigt« S. 169. »In dem Verhaͤltniß, wie die angenehme Empfin- dung zunahm, hoͤrte alle Verbindung zwiſchen meinen Vor- ſtellungen und den aͤußern Dingen auf; Zuͤge von lebhaf- ten Geſichtsbildern giengen ſchnell vor meinem innern Sinn voruͤber und hiengen dergeſtalt mit Worten zuſam- men, daß dadurch in mir ganz neue Vorſtellungen erregt wurden. S. 193.« 127. Unzer ſah in den Verſuchen mit dem oxydirten Stick gas vor den Augen allerlei Lichtgeſtalten, feurige Puncte, Froͤſche und andere Phantasmen. Ebend. 333. Bei einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826/86
Zitationshilfe: Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826/86>, abgerufen am 18.04.2024.