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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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ten in Asine und Hermione Tempel des Apollon Py-
thaeus errichtet, zum Bekenntniß einer ähnlichen Ab-
hängigkeit; jenen ließen die Argiver bei der Zerstörung
der Stadt allein stehen 1.

7.

Die erhaltenen Bruchstücke aus der ältern Ge-
schichte der Dryoper sind oben zusammengestellt; hier
bemerken wir nur, daß sie einen bedeutenden Strich,
den südlichsten, in Argolis besaßen, dessen Gränzen,
so lange sie ihnen ungeschmälert blieben, durch zwei
Punkte, den Tempel der Demeter Thermesia an der
Gränze zwischen Hermione und Troezen, 80 Stadien
vom Kap Skylläon, und einen Hügel zwischen Asine,
Epidauros und Troezen 2, bestimmt waren und sich
noch ziemlich genau bestimmen lassen. Herakles, der
nach Dorischer Sage das Volk hieher geführt, hatte
ihnen auch genau diese Gränzen angewiesen. Indessen
wird berichtet, daß sie sich auch außer diesen Gränzen in
Nemea, dem Argolischen, niedergelassen hatten 3, --
welches indeß, so wenig wie Olympia, ein für sich
bestehender Ort, sondern nur der Name eines Thals
und besonders des Heiligthums des Zeus darin war.

8.

Korinthos Gründungsgeschichte ist sehr wun-
derbar und dunkel: indessen enthält sie merkwürdige hi-
storische Andeutungen. Erstens wird gemeldet, daß
diese Stadt nicht von Argos aus ihre Bewohner er-
hielt. Die Sage lautet so: Als Hippotes bei dem Ue-
bergange von Naupaktos den Weissager erschlagen, wurde
er, nach Apollodor 4 auf 10 Jahre, vertrieben, während
deren er ein herumziehendes, ja räuberisches Leben
führte 5: wovon sein Sohn Aletes, der Unstätschwei-

1 Paus. 2, 35, 2. 36, 5. vgl. Buch 2, 3.
2 Paus.
2, 28, 2. 34, 6.
3 Steph. Byz. Nemea, wo für tes Elidos
nach dem Zusammenhange Argolidos zu schreiben ist.
4 2, 8.
5 Konon 26. Etymol. M. s. v. Aletes.

ten in Aſine und Hermione Tempel des Apollon Py-
thaeus errichtet, zum Bekenntniß einer aͤhnlichen Ab-
haͤngigkeit; jenen ließen die Argiver bei der Zerſtoͤrung
der Stadt allein ſtehen 1.

7.

Die erhaltenen Bruchſtuͤcke aus der aͤltern Ge-
ſchichte der Dryoper ſind oben zuſammengeſtellt; hier
bemerken wir nur, daß ſie einen bedeutenden Strich,
den ſuͤdlichſten, in Argolis beſaßen, deſſen Graͤnzen,
ſo lange ſie ihnen ungeſchmaͤlert blieben, durch zwei
Punkte, den Tempel der Demeter Thermeſia an der
Graͤnze zwiſchen Hermione und Troezen, 80 Stadien
vom Kap Skyllaͤon, und einen Huͤgel zwiſchen Aſine,
Epidauros und Troezen 2, beſtimmt waren und ſich
noch ziemlich genau beſtimmen laſſen. Herakles, der
nach Doriſcher Sage das Volk hieher gefuͤhrt, hatte
ihnen auch genau dieſe Graͤnzen angewieſen. Indeſſen
wird berichtet, daß ſie ſich auch außer dieſen Graͤnzen in
Nemea, dem Argoliſchen, niedergelaſſen hatten 3, —
welches indeß, ſo wenig wie Olympia, ein fuͤr ſich
beſtehender Ort, ſondern nur der Name eines Thals
und beſonders des Heiligthums des Zeus darin war.

8.

Korinthos Gruͤndungsgeſchichte iſt ſehr wun-
derbar und dunkel: indeſſen enthaͤlt ſie merkwuͤrdige hi-
ſtoriſche Andeutungen. Erſtens wird gemeldet, daß
dieſe Stadt nicht von Argos aus ihre Bewohner er-
hielt. Die Sage lautet ſo: Als Hippotes bei dem Ue-
bergange von Naupaktos den Weiſſager erſchlagen, wurde
er, nach Apollodor 4 auf 10 Jahre, vertrieben, waͤhrend
deren er ein herumziehendes, ja raͤuberiſches Leben
fuͤhrte 5: wovon ſein Sohn Ἀλήτης, der Unſtaͤtſchwei-

1 Pauſ. 2, 35, 2. 36, 5. vgl. Buch 2, 3.
2 Pauſ.
2, 28, 2. 34, 6.
3 Steph. Byz. Νέμεα, wo fuͤr τῆς Ἤλιδος
nach dem Zuſammenhange Ἀϱγολίδος zu ſchreiben iſt.
4 2, 8.
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[84/0114] ten in Aſine und Hermione Tempel des Apollon Py- thaeus errichtet, zum Bekenntniß einer aͤhnlichen Ab- haͤngigkeit; jenen ließen die Argiver bei der Zerſtoͤrung der Stadt allein ſtehen 1. 7. Die erhaltenen Bruchſtuͤcke aus der aͤltern Ge- ſchichte der Dryoper ſind oben zuſammengeſtellt; hier bemerken wir nur, daß ſie einen bedeutenden Strich, den ſuͤdlichſten, in Argolis beſaßen, deſſen Graͤnzen, ſo lange ſie ihnen ungeſchmaͤlert blieben, durch zwei Punkte, den Tempel der Demeter Thermeſia an der Graͤnze zwiſchen Hermione und Troezen, 80 Stadien vom Kap Skyllaͤon, und einen Huͤgel zwiſchen Aſine, Epidauros und Troezen 2, beſtimmt waren und ſich noch ziemlich genau beſtimmen laſſen. Herakles, der nach Doriſcher Sage das Volk hieher gefuͤhrt, hatte ihnen auch genau dieſe Graͤnzen angewieſen. Indeſſen wird berichtet, daß ſie ſich auch außer dieſen Graͤnzen in Nemea, dem Argoliſchen, niedergelaſſen hatten 3, — welches indeß, ſo wenig wie Olympia, ein fuͤr ſich beſtehender Ort, ſondern nur der Name eines Thals und beſonders des Heiligthums des Zeus darin war. 8. Korinthos Gruͤndungsgeſchichte iſt ſehr wun- derbar und dunkel: indeſſen enthaͤlt ſie merkwuͤrdige hi- ſtoriſche Andeutungen. Erſtens wird gemeldet, daß dieſe Stadt nicht von Argos aus ihre Bewohner er- hielt. Die Sage lautet ſo: Als Hippotes bei dem Ue- bergange von Naupaktos den Weiſſager erſchlagen, wurde er, nach Apollodor 4 auf 10 Jahre, vertrieben, waͤhrend deren er ein herumziehendes, ja raͤuberiſches Leben fuͤhrte 5: wovon ſein Sohn Ἀλήτης, der Unſtaͤtſchwei- 1 Pauſ. 2, 35, 2. 36, 5. vgl. Buch 2, 3. 2 Pauſ. 2, 28, 2. 34, 6. 3 Steph. Byz. Νέμεα, wo fuͤr τῆς Ἤλιδος nach dem Zuſammenhange Ἀϱγολίδος zu ſchreiben iſt. 4 2, 8. 5 Konon 26. Etymol. M. ſ. v. Ἀλήτης.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/114>, abgerufen am 24.04.2024.