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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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diese Insel noch von den Geomoren regiert wurde, vor
den Zeiten des Polykrates. -- Noch hatte Megara
in diesen Meeren bedeutenden Antheil an der Grün-
dung von Herakleia Pontike, an welcher sonst
auch Tanagräer aus Böotien Theil nahmen; doch
herrschten die ersteren in der Mischung so vor, daß die
Stadt im allgemeinen für eine Dorische galt 1.

10.

Aber Megara gründete zugleich sehr bedeuten-
de Colonien nach Westen, in Sicilien. Wir begnügen
uns hier mit der allgemeinen Angabe, daß die Sicili-
sche Hybla um Olymp. 13. eine Megarische Colonie,
und selbst Megara genannt ward 2. Sie blieb wahr-
scheinlich in stetem Verkehr mit der Mutterstadt, da
Theognis, in Sicilien geboren, doch lange in der
Nachbarstadt Athens wohnte, auf die sich viele seiner
Gedichte beziehn 3. -- Die Gründung der kleinen

1 Arrian Peripl. des Pont. Eux. S. 14. Huds. vgl. Orelli
Heracleot. p. 115. R. Rochette setzt sie bis Ol. 30. hinauf, aber
sie trifft in Kyros Zeit nach Skymnos Chios V. 231.
2 Me-
gara gegründet im selben Jahre mit Naxos, Ol. XI, 3. nach
Ephoros (bei Strab. und Skymnos), nach dem genaueren
Thukyd. 6, 4. in einiger Zeit nachher, 245 vor der Zerstörung
durch Gelon. Gelon herrschte von Ol. 72, 2. in Gela, von 73,
4. bis 75, 3. zu Syrakus (Boeckh ad Pind. O. 1. Explic. p. 100).
Nach Herod. 7, 156. scheint es, daß er Megara etwa LXXIV, 2.
eroberte, dann träfe die Erbauung XIII, 1. Dann muß aber die
Ankunst des Megarer Lamis nach Thuk. Erzählung eine Reihe Jahre
vorausgehn; diese ist der Gründung von Leontini gleichzeitig, die
5 Jahre auf die von Syrakus folgte; damit ist also Eusebios unver-
träglich, der dessen Erbauung Ol. XI, 4. (Hieron. Scal.) setzt;
und besser stimmt die Angabe des Marm. Par. V, 3. R. Rochette
3. S. 214. rechnet nach falschen Annahmen. Vgl. Heyne Opuscc.
Acc. T. 2. p 259 sq.
3 S. Passov zu Theogn. 773., wozu
Welcker zu Alkm. S. 85. noch die Schol. Platon. S. 220. Ruhnk.
fügt. -- In der Litteraturgeschichte sind Beispiele sehr häufig, daß
dieselben Personen Bürger der Metropolis und Colonie hießen. Ar-
chilochos ein Parier und Thasier, Protagoras und der jüngere Heka-

dieſe Inſel noch von den Geomoren regiert wurde, vor
den Zeiten des Polykrates. — Noch hatte Megara
in dieſen Meeren bedeutenden Antheil an der Gruͤn-
dung von Herakleia Pontike, an welcher ſonſt
auch Tanagraͤer aus Boͤotien Theil nahmen; doch
herrſchten die erſteren in der Miſchung ſo vor, daß die
Stadt im allgemeinen fuͤr eine Doriſche galt 1.

10.

Aber Megara gruͤndete zugleich ſehr bedeuten-
de Colonien nach Weſten, in Sicilien. Wir begnuͤgen
uns hier mit der allgemeinen Angabe, daß die Sicili-
ſche Hybla um Olymp. 13. eine Megariſche Colonie,
und ſelbſt Megara genannt ward 2. Sie blieb wahr-
ſcheinlich in ſtetem Verkehr mit der Mutterſtadt, da
Theognis, in Sicilien geboren, doch lange in der
Nachbarſtadt Athens wohnte, auf die ſich viele ſeiner
Gedichte beziehn 3. — Die Gruͤndung der kleinen

1 Arrian Peripl. des Pont. Eux. S. 14. Hudſ. vgl. Orelli
Heracleot. p. 115. R. Rochette ſetzt ſie bis Ol. 30. hinauf, aber
ſie trifft in Kyros Zeit nach Skymnos Chios V. 231.
2 Me-
gara gegruͤndet im ſelben Jahre mit Naxos, Ol. XI, 3. nach
Ephoros (bei Strab. und Skymnos), nach dem genaueren
Thukyd. 6, 4. in einiger Zeit nachher, 245 vor der Zerſtoͤrung
durch Gelon. Gelon herrſchte von Ol. 72, 2. in Gela, von 73,
4. bis 75, 3. zu Syrakus (Boeckh ad Pind. O. 1. Explic. p. 100).
Nach Herod. 7, 156. ſcheint es, daß er Megara etwa LXXIV, 2.
eroberte, dann traͤfe die Erbauung XIII, 1. Dann muß aber die
Ankunſt des Megarer Lamis nach Thuk. Erzaͤhlung eine Reihe Jahre
vorausgehn; dieſe iſt der Gruͤndung von Leontini gleichzeitig, die
5 Jahre auf die von Syrakus folgte; damit iſt alſo Euſebios unver-
traͤglich, der deſſen Erbauung Ol. XI, 4. (Hieron. Scal.) ſetzt;
und beſſer ſtimmt die Angabe des Marm. Par. V, 3. R. Rochette
3. S. 214. rechnet nach falſchen Annahmen. Vgl. Heyne Opuscc.
Acc. T. 2. p 259 sq.
3 S. Paſſov zu Theogn. 773., wozu
Welcker zu Alkm. S. 85. noch die Schol. Platon. S. 220. Ruhnk.
fuͤgt. — In der Litteraturgeſchichte ſind Beiſpiele ſehr haͤufig, daß
dieſelben Perſonen Buͤrger der Metropolis und Colonie hießen. Ar-
chilochos ein Parier und Thaſier, Protagoras und der juͤngere Heka-
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[122/0152] dieſe Inſel noch von den Geomoren regiert wurde, vor den Zeiten des Polykrates. — Noch hatte Megara in dieſen Meeren bedeutenden Antheil an der Gruͤn- dung von Herakleia Pontike, an welcher ſonſt auch Tanagraͤer aus Boͤotien Theil nahmen; doch herrſchten die erſteren in der Miſchung ſo vor, daß die Stadt im allgemeinen fuͤr eine Doriſche galt 1. 10. Aber Megara gruͤndete zugleich ſehr bedeuten- de Colonien nach Weſten, in Sicilien. Wir begnuͤgen uns hier mit der allgemeinen Angabe, daß die Sicili- ſche Hybla um Olymp. 13. eine Megariſche Colonie, und ſelbſt Megara genannt ward 2. Sie blieb wahr- ſcheinlich in ſtetem Verkehr mit der Mutterſtadt, da Theognis, in Sicilien geboren, doch lange in der Nachbarſtadt Athens wohnte, auf die ſich viele ſeiner Gedichte beziehn 3. — Die Gruͤndung der kleinen 1 Arrian Peripl. des Pont. Eux. S. 14. Hudſ. vgl. Orelli Heracleot. p. 115. R. Rochette ſetzt ſie bis Ol. 30. hinauf, aber ſie trifft in Kyros Zeit nach Skymnos Chios V. 231. 2 Me- gara gegruͤndet im ſelben Jahre mit Naxos, Ol. XI, 3. nach Ephoros (bei Strab. und Skymnos), nach dem genaueren Thukyd. 6, 4. in einiger Zeit nachher, 245 vor der Zerſtoͤrung durch Gelon. Gelon herrſchte von Ol. 72, 2. in Gela, von 73, 4. bis 75, 3. zu Syrakus (Boeckh ad Pind. O. 1. Explic. p. 100). Nach Herod. 7, 156. ſcheint es, daß er Megara etwa LXXIV, 2. eroberte, dann traͤfe die Erbauung XIII, 1. Dann muß aber die Ankunſt des Megarer Lamis nach Thuk. Erzaͤhlung eine Reihe Jahre vorausgehn; dieſe iſt der Gruͤndung von Leontini gleichzeitig, die 5 Jahre auf die von Syrakus folgte; damit iſt alſo Euſebios unver- traͤglich, der deſſen Erbauung Ol. XI, 4. (Hieron. Scal.) ſetzt; und beſſer ſtimmt die Angabe des Marm. Par. V, 3. R. Rochette 3. S. 214. rechnet nach falſchen Annahmen. Vgl. Heyne Opuscc. Acc. T. 2. p 259 sq. 3 S. Paſſov zu Theogn. 773., wozu Welcker zu Alkm. S. 85. noch die Schol. Platon. S. 220. Ruhnk. fuͤgt. — In der Litteraturgeſchichte ſind Beiſpiele ſehr haͤufig, daß dieſelben Perſonen Buͤrger der Metropolis und Colonie hießen. Ar- chilochos ein Parier und Thaſier, Protagoras und der juͤngere Heka-

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/152>, abgerufen am 28.03.2024.