Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

Leser daher weder durch fortlaufende Erzählung dieser
Dichtungen auf Kosten der Wahrheit ergötzen -- noch
durch eine ins Einzelne geführte Critik ermüden, son-
dern nur die wirklich geschichtlichen Hauptpunkte her-
vorheben.

9.

Die Dauer des ersten Krieges steht durch Tyr-
täos fest 1.

Neunzehn Jahr um den Preis kämpfender Lanze bemüht
Stritten sie nie ausruhend mit unverwüstlichem Muthe,
Unserer Väter den Speer schwingendes Heldengeschlecht.
Aber im zwanzigsten Jahr' entwichen die Feinde der Heimat,
Und Ithome's Gebirg ließen sie flüchtig zurück.

Auch die Entfernung des ersten Krieges vom zweiten
giebt er an, so daß den ersten die Großväter, den
zweiten die Enkel führten 2; die Zeit des ersten wird
dadurch gesichert, daß Polychares, der als Urheber
genannt wird 3, Sieger der vierten Olympiade im Lauf
war 4, womit sehr wohl übereinstimmt, daß Eumelos,
der Olymp. 5. nach Syrakus gieng, noch ein Lied für
das freie Messenien dichtete. Pausanias setzt den
Anfang, wir wissen nicht nach welcher Berechnung,
Olymp. 9, 2, das Ende, neunzehn Jahr später, 14, 1.
Als Zwischenraum giebt er, wir wissen wieder nicht
woher, und nicht eben mit Tyrtäos stimmend, 39 Jahr
an 5; so daß der zweite von 23, 4 bis 28, 1. dau-

Der Vers 4, 12, 1. aall apate men ekhei gaian Messenida laos
geht auf die List des Kresphontes bei der Theilung. In dem Orakel
4, 12, 3. Euseb. a. O. ist zu schreiben: e gar "Ares keinon
euerea teikhe, Kai teikheon stephanoma pikrous oiketoras exei.
Woher die Orakel sind, ist dunkel, auch das Urtheil über das Alter
solcher einzelnen Stücke schwer.
1 S. das Fragment, wie es Frank S. 168. concinnirt.
2 Bei Strab. 8, 362.
3 Von Paus. und Diod. de virt. et
vit. p.
540.
4 Paus. 4, 4, 4.
5 Justin. 4, 5. auf
80 Jahre.
II. 10

Leſer daher weder durch fortlaufende Erzaͤhlung dieſer
Dichtungen auf Koſten der Wahrheit ergoͤtzen — noch
durch eine ins Einzelne gefuͤhrte Critik ermuͤden, ſon-
dern nur die wirklich geſchichtlichen Hauptpunkte her-
vorheben.

9.

Die Dauer des erſten Krieges ſteht durch Tyr-
taͤos feſt 1.

Neunzehn Jahr um den Preis kaͤmpfender Lanze bemuͤht
Stritten ſie nie ausruhend mit unverwuͤſtlichem Muthe,
Unſerer Vaͤter den Speer ſchwingendes Heldengeſchlecht.
Aber im zwanzigſten Jahr’ entwichen die Feinde der Heimat,
Und Ithome’s Gebirg ließen ſie fluͤchtig zuruͤck.

Auch die Entfernung des erſten Krieges vom zweiten
giebt er an, ſo daß den erſten die Großvaͤter, den
zweiten die Enkel fuͤhrten 2; die Zeit des erſten wird
dadurch geſichert, daß Polychares, der als Urheber
genannt wird 3, Sieger der vierten Olympiade im Lauf
war 4, womit ſehr wohl uͤbereinſtimmt, daß Eumelos,
der Olymp. 5. nach Syrakus gieng, noch ein Lied fuͤr
das freie Meſſenien dichtete. Pauſanias ſetzt den
Anfang, wir wiſſen nicht nach welcher Berechnung,
Olymp. 9, 2, das Ende, neunzehn Jahr ſpaͤter, 14, 1.
Als Zwiſchenraum giebt er, wir wiſſen wieder nicht
woher, und nicht eben mit Tyrtaͤos ſtimmend, 39 Jahr
an 5; ſo daß der zweite von 23, 4 bis 28, 1. dau-

Der Vers 4, 12, 1. ἀἀλλ̕ ἀπάτῃ μὲν ἔχει γαῖαν Μεσσηνίδα λαὸς
geht auf die Liſt des Kresphontes bei der Theilung. In dem Orakel
4, 12, 3. Euſeb. a. O. iſt zu ſchreiben: ἦ γὰϱ ῎Αϱης κείνων
εὐήϱεα τείχη, Καὶ τειχέων στεφάνωμα πικϱοὺς οἰκήτοϱας ἕξει.
Woher die Orakel ſind, iſt dunkel, auch das Urtheil uͤber das Alter
ſolcher einzelnen Stuͤcke ſchwer.
1 S. das Fragment, wie es Frank S. 168. concinnirt.
2 Bei Strab. 8, 362.
3 Von Pauſ. und Diod. de virt. et
vit. p.
540.
4 Pauſ. 4, 4, 4.
5 Juſtin. 4, 5. auf
80 Jahre.
II. 10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0175" n="145"/>
Le&#x017F;er daher weder durch fortlaufende Erza&#x0364;hlung die&#x017F;er<lb/>
Dichtungen auf Ko&#x017F;ten der Wahrheit ergo&#x0364;tzen &#x2014; noch<lb/>
durch eine ins Einzelne gefu&#x0364;hrte Critik ermu&#x0364;den, &#x017F;on-<lb/>
dern nur die wirklich ge&#x017F;chichtlichen Hauptpunkte her-<lb/>
vorheben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>9.</head><lb/>
            <p>Die Dauer des er&#x017F;ten Krieges &#x017F;teht durch Tyr-<lb/>
ta&#x0364;os fe&#x017F;t <note place="foot" n="1">S. das Fragment, wie es Frank S. 168. concinnirt.</note>.<lb/><lg type="poem"><l>Neunzehn Jahr um den Preis ka&#x0364;mpfender Lanze bemu&#x0364;ht</l><lb/><l>Stritten &#x017F;ie nie ausruhend mit unverwu&#x0364;&#x017F;tlichem Muthe,</l><lb/><l>Un&#x017F;erer Va&#x0364;ter den Speer &#x017F;chwingendes Heldenge&#x017F;chlecht.</l><lb/><l>Aber im zwanzig&#x017F;ten Jahr&#x2019; entwichen die Feinde der Heimat,</l><lb/><l>Und Ithome&#x2019;s Gebirg ließen &#x017F;ie flu&#x0364;chtig zuru&#x0364;ck.</l></lg><lb/>
Auch die Entfernung des er&#x017F;ten Krieges vom zweiten<lb/>
giebt er an, &#x017F;o daß den er&#x017F;ten die Großva&#x0364;ter, den<lb/>
zweiten die Enkel fu&#x0364;hrten <note place="foot" n="2">Bei Strab. 8, 362.</note>; die Zeit des er&#x017F;ten wird<lb/>
dadurch ge&#x017F;ichert, daß Polychares, der als Urheber<lb/>
genannt wird <note place="foot" n="3">Von Pau&#x017F;. und Diod. <hi rendition="#aq">de virt. et<lb/>
vit. p.</hi> 540.</note>, Sieger der vierten Olympiade im Lauf<lb/>
war <note place="foot" n="4">Pau&#x017F;. 4, 4, 4.</note>, womit &#x017F;ehr wohl u&#x0364;berein&#x017F;timmt, daß Eumelos,<lb/>
der Olymp. 5. nach Syrakus gieng, noch ein Lied fu&#x0364;r<lb/>
das <hi rendition="#g">freie</hi> Me&#x017F;&#x017F;enien dichtete. Pau&#x017F;anias &#x017F;etzt den<lb/>
Anfang, wir wi&#x017F;&#x017F;en nicht nach welcher Berechnung,<lb/>
Olymp. 9, 2, das Ende, neunzehn Jahr &#x017F;pa&#x0364;ter, 14, 1.<lb/>
Als Zwi&#x017F;chenraum giebt er, wir wi&#x017F;&#x017F;en wieder nicht<lb/>
woher, und nicht eben mit Tyrta&#x0364;os &#x017F;timmend, 39 Jahr<lb/>
an <note place="foot" n="5">Ju&#x017F;tin. 4, 5. auf<lb/>
80 Jahre.</note>; &#x017F;o daß der zweite von 23, 4 bis 28, 1. dau-<lb/><note xml:id="seg2pn_16_2" prev="#seg2pn_16_1" place="foot" n="5">Der Vers 4, 12, 1. &#x1F00;&#x1F00;&#x03BB;&#x03BB;&#x0315; &#x1F00;&#x03C0;&#x03AC;&#x03C4;&#x1FC3; &#x03BC;&#x1F72;&#x03BD; &#x1F14;&#x03C7;&#x03B5;&#x03B9; &#x03B3;&#x03B1;&#x1FD6;&#x03B1;&#x03BD; &#x039C;&#x03B5;&#x03C3;&#x03C3;&#x03B7;&#x03BD;&#x03AF;&#x03B4;&#x03B1; &#x03BB;&#x03B1;&#x1F78;&#x03C2;<lb/>
geht auf die Li&#x017F;t des Kresphontes bei der Theilung. In dem Orakel<lb/>
4, 12, 3. Eu&#x017F;eb. a. O. i&#x017F;t zu &#x017F;chreiben: &#x1F26; &#x03B3;&#x1F70;&#x03F1; &#x1FCE;&#x0391;&#x03F1;&#x03B7;&#x03C2; &#x03BA;&#x03B5;&#x03AF;&#x03BD;&#x03C9;&#x03BD;<lb/>
&#x03B5;&#x1F50;&#x03AE;&#x03F1;&#x03B5;&#x03B1; &#x03C4;&#x03B5;&#x03AF;&#x03C7;&#x03B7;, &#x039A;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C7;&#x03AD;&#x03C9;&#x03BD; &#x03C3;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C6;&#x03AC;&#x03BD;&#x03C9;&#x03BC;&#x03B1; &#x03C0;&#x03B9;&#x03BA;&#x03F1;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03BF;&#x1F30;&#x03BA;&#x03AE;&#x03C4;&#x03BF;&#x03F1;&#x03B1;&#x03C2; &#x1F15;&#x03BE;&#x03B5;&#x03B9;.<lb/>
Woher die Orakel &#x017F;ind, i&#x017F;t dunkel, auch das Urtheil u&#x0364;ber das Alter<lb/>
&#x017F;olcher einzelnen Stu&#x0364;cke &#x017F;chwer.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> 10</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0175] Leſer daher weder durch fortlaufende Erzaͤhlung dieſer Dichtungen auf Koſten der Wahrheit ergoͤtzen — noch durch eine ins Einzelne gefuͤhrte Critik ermuͤden, ſon- dern nur die wirklich geſchichtlichen Hauptpunkte her- vorheben. 9. Die Dauer des erſten Krieges ſteht durch Tyr- taͤos feſt 1. Neunzehn Jahr um den Preis kaͤmpfender Lanze bemuͤht Stritten ſie nie ausruhend mit unverwuͤſtlichem Muthe, Unſerer Vaͤter den Speer ſchwingendes Heldengeſchlecht. Aber im zwanzigſten Jahr’ entwichen die Feinde der Heimat, Und Ithome’s Gebirg ließen ſie fluͤchtig zuruͤck. Auch die Entfernung des erſten Krieges vom zweiten giebt er an, ſo daß den erſten die Großvaͤter, den zweiten die Enkel fuͤhrten 2; die Zeit des erſten wird dadurch geſichert, daß Polychares, der als Urheber genannt wird 3, Sieger der vierten Olympiade im Lauf war 4, womit ſehr wohl uͤbereinſtimmt, daß Eumelos, der Olymp. 5. nach Syrakus gieng, noch ein Lied fuͤr das freie Meſſenien dichtete. Pauſanias ſetzt den Anfang, wir wiſſen nicht nach welcher Berechnung, Olymp. 9, 2, das Ende, neunzehn Jahr ſpaͤter, 14, 1. Als Zwiſchenraum giebt er, wir wiſſen wieder nicht woher, und nicht eben mit Tyrtaͤos ſtimmend, 39 Jahr an 5; ſo daß der zweite von 23, 4 bis 28, 1. dau- 5 1 S. das Fragment, wie es Frank S. 168. concinnirt. 2 Bei Strab. 8, 362. 3 Von Pauſ. und Diod. de virt. et vit. p. 540. 4 Pauſ. 4, 4, 4. 5 Juſtin. 4, 5. auf 80 Jahre. 5 Der Vers 4, 12, 1. ἀἀλλ̕ ἀπάτῃ μὲν ἔχει γαῖαν Μεσσηνίδα λαὸς geht auf die Liſt des Kresphontes bei der Theilung. In dem Orakel 4, 12, 3. Euſeb. a. O. iſt zu ſchreiben: ἦ γὰϱ ῎Αϱης κείνων εὐήϱεα τείχη, Καὶ τειχέων στεφάνωμα πικϱοὺς οἰκήτοϱας ἕξει. Woher die Orakel ſind, iſt dunkel, auch das Urtheil uͤber das Alter ſolcher einzelnen Stuͤcke ſchwer. II. 10

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/175
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/175>, abgerufen am 19.04.2024.