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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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den Gelon zum Beitritt einlud 1, und hernach den
Themistokles zur Verantwortung zog 2. Soviel wirkte
sie für die Gegenwart. Zugleich aber vermochte Pau-
sanias, der Regent von Sparta, nach dem großen
Siege von Platää, wo nach Aeschylos Persiens Macht
vor Dorischer Lanze sank 3, die Verbündeten zur Ab-
schließung eines weiteren Vertrags (ai palaiai Pausa-
niou meta ton Medon spondai). Unter dem Walten
der Bundesgötter, namentlich des Eleutherischen (Hel-
lenischen) Zeus, gelobten sie sich damals wechselseitige
Erhaltung der Autonomie aller Städte, und manches
Andere, wovon die Kunde verloren gegangen. Den
Platäern wurde insbesondere Sicherheit von Gefährde
zugesagt 4. In die Symmachie wurden, nach der Schlacht
von Mykale, auch die Jonier mit aufgenommen 5.

7.

Die wundervollen Siege über den Orient hat-
ten Sparta, welches seiner Lage und Natur nach zu
einem intensiven, gesammelten und in sich beruhigten
Leben strebte, für einige Zeit aus seinem Kreise gerissen,
und der König Pausanias hatte um Asiatischen Für-
stenglanz das Vaterland verrathen wollen. Da er-
kannte diese Stadt ihr wahres Heil, und sandte keinen
Heerführer mehr nach Asien, "damit ihre Feldherren
nicht schlechter würden", auch um den weitern Krieg
mit dem Meder zu vermeiden, und weil sie Athen für
tauglicher zur Fortsetzung hielt 6. Hätten wir die
Rede, in der der Heraklide Hetoemaridas den Geron-
ten zeigte, wie es Sparta nicht angemessen sei, nach

1 7, 57. heißen sie Aakedaimonioi [kai Athenaioi] kai oi
touton summakhoi.
2 Diod. 11, 55.
3 Pers. 819.
4 Th.
1, 67. 3, 58. 68.
5 Her. 9, 106. -- Diese sp. sind wohl
auch die xunthekai, nach denen die Athener bei Beginn des Krie-
ges dikas dounai wollten. Th. 1, 144. 145.
6 Th. 1, 95.

den Gelon zum Beitritt einlud 1, und hernach den
Themiſtokles zur Verantwortung zog 2. Soviel wirkte
ſie fuͤr die Gegenwart. Zugleich aber vermochte Pau-
ſanias, der Regent von Sparta, nach dem großen
Siege von Plataͤaͤ, wo nach Aeſchylos Perſiens Macht
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der Bundesgoͤtter, namentlich des Eleutheriſchen (Hel-
leniſchen) Zeus, gelobten ſie ſich damals wechſelſeitige
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Andere, wovon die Kunde verloren gegangen. Den
Plataͤern wurde insbeſondere Sicherheit von Gefaͤhrde
zugeſagt 4. In die Symmachie wurden, nach der Schlacht
von Mykale, auch die Jonier mit aufgenommen 5.

7.

Die wundervollen Siege uͤber den Orient hat-
ten Sparta, welches ſeiner Lage und Natur nach zu
einem intenſiven, geſammelten und in ſich beruhigten
Leben ſtrebte, fuͤr einige Zeit aus ſeinem Kreiſe geriſſen,
und der Koͤnig Pauſanias hatte um Aſiatiſchen Fuͤr-
ſtenglanz das Vaterland verrathen wollen. Da er-
kannte dieſe Stadt ihr wahres Heil, und ſandte keinen
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nicht ſchlechter wuͤrden”, auch um den weitern Krieg
mit dem Meder zu vermeiden, und weil ſie Athen fuͤr
tauglicher zur Fortſetzung hielt 6. Haͤtten wir die
Rede, in der der Heraklide Hetoemaridas den Geron-
ten zeigte, wie es Sparta nicht angemeſſen ſei, nach

1 7, 57. heißen ſie Αακεδαιμόνιοι [καὶ Ἀϑηναῖοι] καὶ οἱ
τοὐτων σύμμαχοι.
2 Diod. 11, 55.
3 Perſ. 819.
4 Th.
1, 67. 3, 58. 68.
5 Her. 9, 106. — Dieſe σπ. ſind wohl
auch die ξυνϑῆκαι, nach denen die Athener bei Beginn des Krie-
ges δίκας δοῦναι wollten. Th. 1, 144. 145.
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[185/0215] den Gelon zum Beitritt einlud 1, und hernach den Themiſtokles zur Verantwortung zog 2. Soviel wirkte ſie fuͤr die Gegenwart. Zugleich aber vermochte Pau- ſanias, der Regent von Sparta, nach dem großen Siege von Plataͤaͤ, wo nach Aeſchylos Perſiens Macht vor Doriſcher Lanze ſank 3, die Verbuͤndeten zur Ab- ſchließung eines weiteren Vertrags (αἱ παλαιαὶ Παυσα- νίου μετὰ τὸν Μῆδον σπονδαί). Unter dem Walten der Bundesgoͤtter, namentlich des Eleutheriſchen (Hel- leniſchen) Zeus, gelobten ſie ſich damals wechſelſeitige Erhaltung der Autonomie aller Staͤdte, und manches Andere, wovon die Kunde verloren gegangen. Den Plataͤern wurde insbeſondere Sicherheit von Gefaͤhrde zugeſagt 4. In die Symmachie wurden, nach der Schlacht von Mykale, auch die Jonier mit aufgenommen 5. 7. Die wundervollen Siege uͤber den Orient hat- ten Sparta, welches ſeiner Lage und Natur nach zu einem intenſiven, geſammelten und in ſich beruhigten Leben ſtrebte, fuͤr einige Zeit aus ſeinem Kreiſe geriſſen, und der Koͤnig Pauſanias hatte um Aſiatiſchen Fuͤr- ſtenglanz das Vaterland verrathen wollen. Da er- kannte dieſe Stadt ihr wahres Heil, und ſandte keinen Heerfuͤhrer mehr nach Aſien, “damit ihre Feldherren nicht ſchlechter wuͤrden”, auch um den weitern Krieg mit dem Meder zu vermeiden, und weil ſie Athen fuͤr tauglicher zur Fortſetzung hielt 6. Haͤtten wir die Rede, in der der Heraklide Hetoemaridas den Geron- ten zeigte, wie es Sparta nicht angemeſſen ſei, nach 1 7, 57. heißen ſie Αακεδαιμόνιοι [καὶ Ἀϑηναῖοι] καὶ οἱ τοὐτων σύμμαχοι. 2 Diod. 11, 55. 3 Perſ. 819. 4 Th. 1, 67. 3, 58. 68. 5 Her. 9, 106. — Dieſe σπ. ſind wohl auch die ξυνϑῆκαι, nach denen die Athener bei Beginn des Krie- ges δίκας δοῦναι wollten. Th. 1, 144. 145. 6 Th. 1, 95.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/215>, abgerufen am 28.03.2024.