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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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pflichtet sind. Vorläufig bemerken wir nur, daß da-
von die mythische Genealogie, welche Doros Sohn
Apollons neunt 1, ein einfacher Ausdruck ist.

2.

Als die ältesten Sitze des Dorischen Volks,
deren geschichtliche Erinnerung erwähnt, bestimmten
wir oben die Gegenden am Olymp und Ossa um das
Thal Tempe. In derselben Gegend tragen zwei Hei-
ligthümer den Charakter des höchsten Alterthums, das
Pythion auf der Höhe des Olymp, mehr als 6000
Fuß über der Meeresfläche, am steilen Gebirgsweg
nach Makedonien; und der Altar in der Schlucht des
Peneios 2, von der der Gott selbst Tempeitas heißt,
wie auf einer Inschrift, die nicht fern davon zwischen
Tempe und Larissa am Flusse gefunden ist APLOUNI
TEMPEITA gelesen wird 3. Aus einem andern in die-
ser Gegend gefundenen Denkmal entnehmen wir einhei-
mische Feste Thessaliens mit Umtragung von Lorbeer-
zweigen, die ohne Zweifel aus den Hainen des Tem-
pethals gebrochen waren, zu denen auch die Delpher
alle acht Jahre nach Umlauf der heiligen Periode die
Pythische Theorie sandten, welche, nach einem Opfer,
von dem heiligen Lorbeerbaume 4 den sühnenden Zweig

1 Apollod. 1, 7, 6.
2 Tempe vom Gotte geliebt, Kal-
lim. auf Del. 152. Horaz C. 1, 21, 9. -- Von Makedoniens
Gränzen scheint auch Melisseus in dem Geschichtswerke Delphika
den Cult hergeleitet zu haben, wie das Fragment bei Tzetz. zu
Hesiod Erga 1. p. 29. Gaisf. vermuthen läßt. -- Durch die
Nähe dieses Hauptheiligthums ist der Cult des Apollon sehr in
Makedonien verbreitet worden, wo die Münzen seine Insignien
sehr häufig zeigen.
3 Walpole Trav. p. 505. Die andere,
beim alten Atrax (Turnowo) gesundene, heißt im gewöhnl. Dialekt.
(vgl. Böckh Expl. Pind. p. 336. Apolloni Kerd. ... Sosi-
patros Polemarkhidaios o thutes anetheke ieromnemonesas kai
arkhidaphnephoresas.
4 Luareia e en tois Tempesi daphne.
to de auto kai Delia. Hesych p. 1040. Alb. Laurus Penei f.
Fulgent. 13.

pflichtet ſind. Vorlaͤufig bemerken wir nur, daß da-
von die mythiſche Genealogie, welche Doros Sohn
Apollons neunt 1, ein einfacher Ausdruck iſt.

2.

Als die aͤlteſten Sitze des Doriſchen Volks,
deren geſchichtliche Erinnerung erwaͤhnt, beſtimmten
wir oben die Gegenden am Olymp und Oſſa um das
Thal Tempe. In derſelben Gegend tragen zwei Hei-
ligthuͤmer den Charakter des hoͤchſten Alterthums, das
Pythion auf der Hoͤhe des Olymp, mehr als 6000
Fuß uͤber der Meeresflaͤche, am ſteilen Gebirgsweg
nach Makedonien; und der Altar in der Schlucht des
Peneios 2, von der der Gott ſelbſt Τεμπείτας heißt,
wie auf einer Inſchrift, die nicht fern davon zwiſchen
Tempe und Lariſſa am Fluſſe gefunden iſt ΑΠΛΟϒΝΙ
ΤΕΜΠΕΙΤΑ geleſen wird 3. Aus einem andern in die-
ſer Gegend gefundenen Denkmal entnehmen wir einhei-
miſche Feſte Theſſaliens mit Umtragung von Lorbeer-
zweigen, die ohne Zweifel aus den Hainen des Tem-
pethals gebrochen waren, zu denen auch die Delpher
alle acht Jahre nach Umlauf der heiligen Periode die
Pythiſche Theorie ſandten, welche, nach einem Opfer,
von dem heiligen Lorbeerbaume 4 den ſuͤhnenden Zweig

1 Apollod. 1, 7, 6.
2 Tempe vom Gotte geliebt, Kal-
lim. auf Del. 152. Horaz C. 1, 21, 9. — Von Makedoniens
Graͤnzen ſcheint auch Meliſſeus in dem Geſchichtswerke Delphika
den Cult hergeleitet zu haben, wie das Fragment bei Tzetz. zu
Heſiod Ἔϱγα 1. p. 29. Gaisf. vermuthen laͤßt. — Durch die
Naͤhe dieſes Hauptheiligthums iſt der Cult des Apollon ſehr in
Makedonien verbreitet worden, wo die Muͤnzen ſeine Inſignien
ſehr haͤufig zeigen.
3 Walpole Trav. p. 505. Die andere,
beim alten Atrax (Turnowo) geſundene, heißt im gewoͤhnl. Dialekt.
(vgl. Boͤckh Expl. Pind. p. 336. Ἀπόλλωνι Κεϱδ. … Σωσί-
πατϱος Πολεμαϱχιδαῖος ὁ ϑύτης ἀνέϑηκε ἱεϱομνημονήσας καὶ
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Fulgent. 13.
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[202/0232] pflichtet ſind. Vorlaͤufig bemerken wir nur, daß da- von die mythiſche Genealogie, welche Doros Sohn Apollons neunt 1, ein einfacher Ausdruck iſt. 2. Als die aͤlteſten Sitze des Doriſchen Volks, deren geſchichtliche Erinnerung erwaͤhnt, beſtimmten wir oben die Gegenden am Olymp und Oſſa um das Thal Tempe. In derſelben Gegend tragen zwei Hei- ligthuͤmer den Charakter des hoͤchſten Alterthums, das Pythion auf der Hoͤhe des Olymp, mehr als 6000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche, am ſteilen Gebirgsweg nach Makedonien; und der Altar in der Schlucht des Peneios 2, von der der Gott ſelbſt Τεμπείτας heißt, wie auf einer Inſchrift, die nicht fern davon zwiſchen Tempe und Lariſſa am Fluſſe gefunden iſt ΑΠΛΟϒΝΙ ΤΕΜΠΕΙΤΑ geleſen wird 3. Aus einem andern in die- ſer Gegend gefundenen Denkmal entnehmen wir einhei- miſche Feſte Theſſaliens mit Umtragung von Lorbeer- zweigen, die ohne Zweifel aus den Hainen des Tem- pethals gebrochen waren, zu denen auch die Delpher alle acht Jahre nach Umlauf der heiligen Periode die Pythiſche Theorie ſandten, welche, nach einem Opfer, von dem heiligen Lorbeerbaume 4 den ſuͤhnenden Zweig 1 Apollod. 1, 7, 6. 2 Tempe vom Gotte geliebt, Kal- lim. auf Del. 152. Horaz C. 1, 21, 9. — Von Makedoniens Graͤnzen ſcheint auch Meliſſeus in dem Geſchichtswerke Delphika den Cult hergeleitet zu haben, wie das Fragment bei Tzetz. zu Heſiod Ἔϱγα 1. p. 29. Gaisf. vermuthen laͤßt. — Durch die Naͤhe dieſes Hauptheiligthums iſt der Cult des Apollon ſehr in Makedonien verbreitet worden, wo die Muͤnzen ſeine Inſignien ſehr haͤufig zeigen. 3 Walpole Trav. p. 505. Die andere, beim alten Atrax (Turnowo) geſundene, heißt im gewoͤhnl. Dialekt. (vgl. Boͤckh Expl. Pind. p. 336. Ἀπόλλωνι Κεϱδ. … Σωσί- πατϱος Πολεμαϱχιδαῖος ὁ ϑύτης ἀνέϑηκε ἱεϱομνημονήσας καὶ ἀϱχιδαφνηφοϱήσας. 4 Λυαϱεία ἡ ἐν τοῖς Τέμπεσι δάφνη. τὸ δὲ αὐτὸ καὶ Δηλία. Heſych p. 1040. Alb. Laurus Penei f. Fulgent. 13.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/232>, abgerufen am 19.04.2024.