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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Einleitung.
Ueber den Norden Griechenlands.
1.

Der Ursprung des Dorischen Stammes liegt in
den Gegenden, wo gegen Norden die Griechische Nation
an ganz verschiedene, weit verbreitete Stämme der Bar-
baren gränzt. Ueber diese Gränzen steigt zwar Men-
schengedenken nirgend hinauf, und hat von einem jen-
seits liegenden Ursprung auch nicht den leisesten Schim-
mer einer Ueberlieferung bewahrt. Aber an den Gränzen
selbst entwickelten sich viele der Bewegungen, welche
den Zustand des gesammten Volkes hinter einander ver-
änderten, und wurden viele der Impulse gegeben,
welche durch alle Glieder desselben und lange Zeiten
nachwirkten. Das Hauptgesetz dieser Bewegungen
war ein stetiges Vordringen der barbarischen Stämme,
besonders der Illyrier, gegen welches sich auffallender
Weise Griechenland, obgleich dadurch fortwährend ge-
drückt, beschränkt und selbst Theile seines Ganzen da-
durch verlierend, doch nie zu einmüthiger Gegenwehr
vereinigte: wohl deswegen, weil das Gesicht von Grie-
chenland durchaus nach Süden gekehrt, alles Augen-
merk dahin gerichtet war.


II. 1

Einleitung.
Ueber den Norden Griechenlands.
1.

Der Urſprung des Doriſchen Stammes liegt in
den Gegenden, wo gegen Norden die Griechiſche Nation
an ganz verſchiedene, weit verbreitete Staͤmme der Bar-
baren graͤnzt. Ueber dieſe Graͤnzen ſteigt zwar Men-
ſchengedenken nirgend hinauf, und hat von einem jen-
ſeits liegenden Urſprung auch nicht den leiſeſten Schim-
mer einer Ueberlieferung bewahrt. Aber an den Graͤnzen
ſelbſt entwickelten ſich viele der Bewegungen, welche
den Zuſtand des geſammten Volkes hinter einander ver-
aͤnderten, und wurden viele der Impulſe gegeben,
welche durch alle Glieder deſſelben und lange Zeiten
nachwirkten. Das Hauptgeſetz dieſer Bewegungen
war ein ſtetiges Vordringen der barbariſchen Staͤmme,
beſonders der Illyrier, gegen welches ſich auffallender
Weiſe Griechenland, obgleich dadurch fortwaͤhrend ge-
druͤckt, beſchraͤnkt und ſelbſt Theile ſeines Ganzen da-
durch verlierend, doch nie zu einmuͤthiger Gegenwehr
vereinigte: wohl deswegen, weil das Geſicht von Grie-
chenland durchaus nach Suͤden gekehrt, alles Augen-
merk dahin gerichtet war.


II. 1
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[[1]/0031] Einleitung. Ueber den Norden Griechenlands. 1. Der Urſprung des Doriſchen Stammes liegt in den Gegenden, wo gegen Norden die Griechiſche Nation an ganz verſchiedene, weit verbreitete Staͤmme der Bar- baren graͤnzt. Ueber dieſe Graͤnzen ſteigt zwar Men- ſchengedenken nirgend hinauf, und hat von einem jen- ſeits liegenden Urſprung auch nicht den leiſeſten Schim- mer einer Ueberlieferung bewahrt. Aber an den Graͤnzen ſelbſt entwickelten ſich viele der Bewegungen, welche den Zuſtand des geſammten Volkes hinter einander ver- aͤnderten, und wurden viele der Impulſe gegeben, welche durch alle Glieder deſſelben und lange Zeiten nachwirkten. Das Hauptgeſetz dieſer Bewegungen war ein ſtetiges Vordringen der barbariſchen Staͤmme, beſonders der Illyrier, gegen welches ſich auffallender Weiſe Griechenland, obgleich dadurch fortwaͤhrend ge- druͤckt, beſchraͤnkt und ſelbſt Theile ſeines Ganzen da- durch verlierend, doch nie zu einmuͤthiger Gegenwehr vereinigte: wohl deswegen, weil das Geſicht von Grie- chenland durchaus nach Suͤden gekehrt, alles Augen- merk dahin gerichtet war. II. 1

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/31>, abgerufen am 19.04.2024.