Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

und dabei doch gefälliges und keinesweges arrhythmisches
Maaß (abron ti melos bei Bakchylides), welches sich
für rasche Bewegung besonders eignet. So ließ man
also an Apollinischen Festen neben jener ernsten und
feierlichen Musa auch eine fröhliche und spielende zu:
obgleich man ohne Zweifel das Weichliche und Matte
mancher Jonischen und Asiatischen Rhythmen und Sang-
weisen standhaft verschmähte.

So umspielte die Apollinischen Feste überhaupt,
abgesehn von jenen Besänftigungs-Cäremonien, ein hei-
terer Glanz und eine gesellige Freude, und es überwog
die Idee des siegreichen, versöhnten und huldreichen
Gottes jede andere. Darum trug der Gott auch in
alten Standbildern zu Delphi 1 und Delos 2 die Cha-
riten auf der Hand, die ja besonders öffentlichen Fe-
sten durch Tanz, Musik und Mahlesfreuden Glanz
und Reiz verleihn 3.

15.

Wir haben bis jetzt die Erwähnung zweier
großen Nationalfeste vermieden, die Sparta dem
Hauptgotte des Stammes zu Amyklä feierte 4, der

1 Pind. O. 14, 12. Schol.
2 Hier war ein uraltes
Bild nach Plut. de mus. 14., welches Tektäos und Angelion nach-
gebildet zu haben scheinen, (Paus. 9, 35, 1. zu emendiren aus
Philostr.) von deren Werk vielleicht die Gemme bei Millin Galerie
mythol. p.
33, 474. ein Bild giebt. Vgl. Marrob. Sat. 1, 17.
Die Chariten hatten Kithar, Flöte und Syrinx in Händen. --
Ein andres altes xoanon zu Delos leitete man von Erysichthon ab.
Plut. Frgm. 10. p. 291. H.
3 Bd. 1. S. 182. wo zur
Bemerkung, daß die T. der Chariten oft auf Märkten stehn, noch
Aristot. Eth. Nic. 5, 5. mit der Anm. von Zell zuzufügen ist. Vgl.
auch Panyasis Frgm. 1, 14. 18. bei Brunck.
4 Auch die
Hyakinthien im Amykläon, Str. 6, 278. Hyak. S. des Amyklas und
der Diomede T. des Lapithas (vom nahen Lapithäon genannt),
Apolld. 3, 10, 2. Den Amyklas nennt statt des Hyakinth Sim-
mias v. d. Monaten bei Steph. Amukl.
II. 23

und dabei doch gefaͤlliges und keinesweges arrhythmiſches
Maaß (ἁβρόν τι μέλος bei Bakchylides), welches ſich
fuͤr raſche Bewegung beſonders eignet. So ließ man
alſo an Apolliniſchen Feſten neben jener ernſten und
feierlichen Muſa auch eine froͤhliche und ſpielende zu:
obgleich man ohne Zweifel das Weichliche und Matte
mancher Joniſchen und Aſiatiſchen Rhythmen und Sang-
weiſen ſtandhaft verſchmaͤhte.

So umſpielte die Apolliniſchen Feſte uͤberhaupt,
abgeſehn von jenen Beſaͤnftigungs-Caͤremonien, ein hei-
terer Glanz und eine geſellige Freude, und es uͤberwog
die Idee des ſiegreichen, verſoͤhnten und huldreichen
Gottes jede andere. Darum trug der Gott auch in
alten Standbildern zu Delphi 1 und Delos 2 die Cha-
riten auf der Hand, die ja beſonders oͤffentlichen Fe-
ſten durch Tanz, Muſik und Mahlesfreuden Glanz
und Reiz verleihn 3.

15.

Wir haben bis jetzt die Erwaͤhnung zweier
großen Nationalfeſte vermieden, die Sparta dem
Hauptgotte des Stammes zu Amyklaͤ feierte 4, der

1 Pind. O. 14, 12. Schol.
2 Hier war ein uraltes
Bild nach Plut. de mus. 14., welches Tektaͤos und Angelion nach-
gebildet zu haben ſcheinen, (Pauſ. 9, 35, 1. zu emendiren aus
Philoſtr.) von deren Werk vielleicht die Gemme bei Millin Galérie
mythol. p.
33, 474. ein Bild giebt. Vgl. Marrob. Sat. 1, 17.
Die Chariten hatten Kithar, Floͤte und Syrinx in Haͤnden. —
Ein andres altes ξόανον zu Delos leitete man von Eryſichthon ab.
Plut. Frgm. 10. p. 291. H.
3 Bd. 1. S. 182. wo zur
Bemerkung, daß die T. der Chariten oft auf Maͤrkten ſtehn, noch
Ariſtot. Eth. Nic. 5, 5. mit der Anm. von Zell zuzufuͤgen iſt. Vgl.
auch Panyaſis Frgm. 1, 14. 18. bei Brunck.
4 Auch die
Hyakinthien im Amyklaͤon, Str. 6, 278. Hyak. S. des Amyklas und
der Diomede T. des Lapithas (vom nahen Lapithaͤon genannt),
Apolld. 3, 10, 2. Den Amyklas nennt ſtatt des Hyakinth Sim-
mias v. d. Monaten bei Steph. Ἀμυκλ.
II. 23
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0383" n="353"/>
und dabei doch gefa&#x0364;lliges und keinesweges arrhythmi&#x017F;ches<lb/>
Maaß (&#x1F01;&#x03B2;&#x03C1;&#x03CC;&#x03BD; &#x03C4;&#x03B9; &#x03BC;&#x03AD;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C2; bei Bakchylides), welches &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;r ra&#x017F;che Bewegung be&#x017F;onders eignet. So ließ man<lb/>
al&#x017F;o an Apollini&#x017F;chen Fe&#x017F;ten neben jener ern&#x017F;ten und<lb/>
feierlichen Mu&#x017F;a auch eine fro&#x0364;hliche und &#x017F;pielende zu:<lb/>
obgleich man ohne Zweifel das Weichliche und Matte<lb/>
mancher Joni&#x017F;chen und A&#x017F;iati&#x017F;chen Rhythmen und Sang-<lb/>
wei&#x017F;en &#x017F;tandhaft ver&#x017F;chma&#x0364;hte.</p><lb/>
              <p>So um&#x017F;pielte die Apollini&#x017F;chen Fe&#x017F;te u&#x0364;berhaupt,<lb/>
abge&#x017F;ehn von jenen Be&#x017F;a&#x0364;nftigungs-Ca&#x0364;remonien, ein hei-<lb/>
terer Glanz und eine ge&#x017F;ellige Freude, und es u&#x0364;berwog<lb/>
die Idee des &#x017F;iegreichen, ver&#x017F;o&#x0364;hnten und huldreichen<lb/>
Gottes jede andere. Darum trug der Gott auch in<lb/>
alten Standbildern zu Delphi <note place="foot" n="1">Pind. O. 14, 12. Schol.</note> und Delos <note place="foot" n="2">Hier war ein uraltes<lb/>
Bild nach Plut. <hi rendition="#aq">de mus.</hi> 14., welches Tekta&#x0364;os und Angelion nach-<lb/>
gebildet zu haben &#x017F;cheinen, (Pau&#x017F;. 9, 35, 1. zu emendiren aus<lb/>
Philo&#x017F;tr.) von deren Werk vielleicht die Gemme bei Millin <hi rendition="#aq">Galérie<lb/>
mythol. p.</hi> 33, 474. ein Bild giebt. Vgl. Marrob. <hi rendition="#aq">Sat.</hi> 1, 17.<lb/>
Die Chariten hatten Kithar, Flo&#x0364;te und Syrinx in Ha&#x0364;nden. &#x2014;<lb/>
Ein andres altes &#x03BE;&#x03CC;&#x03B1;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD; zu Delos leitete man von Ery&#x017F;ichthon ab.<lb/>
Plut. Frgm. 10. <hi rendition="#aq">p.</hi> 291. H.</note> die Cha-<lb/>
riten auf der Hand, die ja be&#x017F;onders o&#x0364;ffentlichen Fe-<lb/>
&#x017F;ten durch Tanz, Mu&#x017F;ik und Mahlesfreuden Glanz<lb/>
und Reiz verleihn <note place="foot" n="3">Bd. 1. S. 182. wo zur<lb/>
Bemerkung, daß die T. der Chariten oft auf Ma&#x0364;rkten &#x017F;tehn, noch<lb/>
Ari&#x017F;tot. Eth. Nic. 5, 5. mit der Anm. von Zell zuzufu&#x0364;gen i&#x017F;t. Vgl.<lb/>
auch Panya&#x017F;is Frgm. 1, 14. 18. bei Brunck.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>15.</head><lb/>
              <p>Wir haben bis jetzt die Erwa&#x0364;hnung zweier<lb/>
großen Nationalfe&#x017F;te vermieden, die Sparta dem<lb/>
Hauptgotte des Stammes zu Amykla&#x0364; feierte <note place="foot" n="4">Auch die<lb/>
Hyakinthien im Amykla&#x0364;on, Str. 6, 278. Hyak. S. des Amyklas und<lb/>
der Diomede T. des Lapithas (vom nahen Lapitha&#x0364;on genannt),<lb/>
Apolld. 3, 10, 2. Den Amyklas nennt &#x017F;tatt des Hyakinth Sim-<lb/>
mias v. d. Monaten bei Steph. &#x1F08;&#x03BC;&#x03C5;&#x03BA;&#x03BB;.</note>, der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> 23</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0383] und dabei doch gefaͤlliges und keinesweges arrhythmiſches Maaß (ἁβρόν τι μέλος bei Bakchylides), welches ſich fuͤr raſche Bewegung beſonders eignet. So ließ man alſo an Apolliniſchen Feſten neben jener ernſten und feierlichen Muſa auch eine froͤhliche und ſpielende zu: obgleich man ohne Zweifel das Weichliche und Matte mancher Joniſchen und Aſiatiſchen Rhythmen und Sang- weiſen ſtandhaft verſchmaͤhte. So umſpielte die Apolliniſchen Feſte uͤberhaupt, abgeſehn von jenen Beſaͤnftigungs-Caͤremonien, ein hei- terer Glanz und eine geſellige Freude, und es uͤberwog die Idee des ſiegreichen, verſoͤhnten und huldreichen Gottes jede andere. Darum trug der Gott auch in alten Standbildern zu Delphi 1 und Delos 2 die Cha- riten auf der Hand, die ja beſonders oͤffentlichen Fe- ſten durch Tanz, Muſik und Mahlesfreuden Glanz und Reiz verleihn 3. 15. Wir haben bis jetzt die Erwaͤhnung zweier großen Nationalfeſte vermieden, die Sparta dem Hauptgotte des Stammes zu Amyklaͤ feierte 4, der 1 Pind. O. 14, 12. Schol. 2 Hier war ein uraltes Bild nach Plut. de mus. 14., welches Tektaͤos und Angelion nach- gebildet zu haben ſcheinen, (Pauſ. 9, 35, 1. zu emendiren aus Philoſtr.) von deren Werk vielleicht die Gemme bei Millin Galérie mythol. p. 33, 474. ein Bild giebt. Vgl. Marrob. Sat. 1, 17. Die Chariten hatten Kithar, Floͤte und Syrinx in Haͤnden. — Ein andres altes ξόανον zu Delos leitete man von Eryſichthon ab. Plut. Frgm. 10. p. 291. H. 3 Bd. 1. S. 182. wo zur Bemerkung, daß die T. der Chariten oft auf Maͤrkten ſtehn, noch Ariſtot. Eth. Nic. 5, 5. mit der Anm. von Zell zuzufuͤgen iſt. Vgl. auch Panyaſis Frgm. 1, 14. 18. bei Brunck. 4 Auch die Hyakinthien im Amyklaͤon, Str. 6, 278. Hyak. S. des Amyklas und der Diomede T. des Lapithas (vom nahen Lapithaͤon genannt), Apolld. 3, 10, 2. Den Amyklas nennt ſtatt des Hyakinth Sim- mias v. d. Monaten bei Steph. Ἀμυκλ. II. 23

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/383
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/383>, abgerufen am 19.04.2024.