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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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11.

Hieran knüpfen wir einige Bemerkungen über
den Attischen Heraklesdienst, der besonders zu Ma-
rathon in der Tetrapolis 1, in den drei Ortschaften
Melite, Diomeia und Kollytos 2, die benachbart und
wohl im Norden von Attika lagen, in Acharnä 3 und
Hephästia 4; dann bei Athen im Kynosarges 5, in der
Stadt selbst, und von da gegen das Meer hin in den
sog. Vierflecken oder Tetrakomen geübt und gefeiert
wurde 6. Daß die unter diesen Tempeln, welche nicht
in der Nähe der Stadt liegen, sich sämmtlich im nörd-
lichen Theile Aitika's finden, beweist wohl eine Her-
kunft des Dienstes von den nördlichen Gränzen, die
die Mythe durch die Anwesenheit der Herakliden in
Attika motivirt, welche aber, wie oben bemerkt 7, nur
in der Specialsage der Athener existirte. Es ist indeß
wahrscheinlich, daß irgend einmal in Vorzeiten ein Hau-
fen des Dorischen Volks Attika durchzogen, und diesen
Cult gegründet habe, der durch das Principat des Do-
rischen Stammes und allerlei Verbindungen mit dem-

schreiben ist. vgl. Il. 21, 443. -- Die Verse stehn bei Klem.
Alex. Protr. p. 22 Sylb. Heyne ad Apollod. 2, 7, 3. p. 188.
scheint sie nicht richtig anzuwenden.
1 Herod. 6, 116. Paus. 1, 15, 4. 32, 4. Hrpkr. Erakl.
Schol. Pind. O. 9, 92. 13, 184. vgl. Böckh Expl. p. 193.
Elmsley ad Eurip. Heracl. 32. p. 51.
2 Aristoph. Frösche
504. Schol. zur Stelle u. zu 664. Schol. Apoll. Rh. 1, 1209.
Hrpokr. Melite, Hesych ek Melites, Melon, Diomeia. Suid. Diomeia.
Tzetz. Chil. 8, 192. Vgl. Corsini F. A. 2. p. 335., wo indeß
nicht Alles richtig ist.
3 Paus. 1, 31.
4 Diog. Laert. 3,
41.
5 mit Hebe, Alkmene, Jolaos zusammen, Paus. 1, 19,
3. Die Erwähnungen dieses Heiligthums sind sehr zahlreich.
6 Steph. B. Ekhelidai. Davon hat nach Einigen ein eigener
Tanz Tetrakomos den Namen. Pollux 4, 14, 99. 105. Athen. 14,
618. Hesych Tetrakomos. Ein Herakleion, auch nicht weit davon,
an der Fähre nach Salamis. Plut. Themist. 13.
7 S. 55.
11.

Hieran knuͤpfen wir einige Bemerkungen uͤber
den Attiſchen Heraklesdienſt, der beſonders zu Ma-
rathon in der Tetrapolis 1, in den drei Ortſchaften
Melite, Diomeia und Kollytos 2, die benachbart und
wohl im Norden von Attika lagen, in Acharnaͤ 3 und
Hephaͤſtia 4; dann bei Athen im Kynoſarges 5, in der
Stadt ſelbſt, und von da gegen das Meer hin in den
ſog. Vierflecken oder Tetrakomen geuͤbt und gefeiert
wurde 6. Daß die unter dieſen Tempeln, welche nicht
in der Naͤhe der Stadt liegen, ſich ſaͤmmtlich im noͤrd-
lichen Theile Aitika’s finden, beweist wohl eine Her-
kunft des Dienſtes von den noͤrdlichen Graͤnzen, die
die Mythe durch die Anweſenheit der Herakliden in
Attika motivirt, welche aber, wie oben bemerkt 7, nur
in der Specialſage der Athener exiſtirte. Es iſt indeß
wahrſcheinlich, daß irgend einmal in Vorzeiten ein Hau-
fen des Doriſchen Volks Attika durchzogen, und dieſen
Cult gegruͤndet habe, der durch das Principat des Do-
riſchen Stammes und allerlei Verbindungen mit dem-

ſchreiben iſt. vgl. Il. 21, 443. — Die Verſe ſtehn bei Klem.
Alex. Protr. p. 22 Sylb. Heyne ad Apollod. 2, 7, 3. p. 188.
ſcheint ſie nicht richtig anzuwenden.
1 Herod. 6, 116. Pauſ. 1, 15, 4. 32, 4. Hrpkr. Ἠϱακλ.
Schol. Pind. O. 9, 92. 13, 184. vgl. Boͤckh Expl. p. 193.
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2 Ariſtoph. Froͤſche
504. Schol. zur Stelle u. zu 664. Schol. Apoll. Rh. 1, 1209.
Hrpokr. Μελίτη, Heſych ἐκ Μελίτης, Μήλων, Διομεία. Suid. Διομεία.
Tzetz. Chil. 8, 192. Vgl. Corſini F. A. 2. p. 335., wo indeß
nicht Alles richtig iſt.
3 Pauſ. 1, 31.
4 Diog. Laert. 3,
41.
5 mit Hebe, Alkmene, Jolaos zuſammen, Pauſ. 1, 19,
3. Die Erwaͤhnungen dieſes Heiligthums ſind ſehr zahlreich.
6 Steph. B. Εχελίδαι. Davon hat nach Einigen ein eigener
Tanz Tetrakomos den Namen. Pollux 4, 14, 99. 105. Athen. 14,
618. Heſych Τετϱἁκωμος. Ein Herakleion, auch nicht weit davon,
an der Faͤhre nach Salamis. Plut. Themiſt. 13.
7 S. 55.
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[438/0468] 11. Hieran knuͤpfen wir einige Bemerkungen uͤber den Attiſchen Heraklesdienſt, der beſonders zu Ma- rathon in der Tetrapolis 1, in den drei Ortſchaften Melite, Diomeia und Kollytos 2, die benachbart und wohl im Norden von Attika lagen, in Acharnaͤ 3 und Hephaͤſtia 4; dann bei Athen im Kynoſarges 5, in der Stadt ſelbſt, und von da gegen das Meer hin in den ſog. Vierflecken oder Tetrakomen geuͤbt und gefeiert wurde 6. Daß die unter dieſen Tempeln, welche nicht in der Naͤhe der Stadt liegen, ſich ſaͤmmtlich im noͤrd- lichen Theile Aitika’s finden, beweist wohl eine Her- kunft des Dienſtes von den noͤrdlichen Graͤnzen, die die Mythe durch die Anweſenheit der Herakliden in Attika motivirt, welche aber, wie oben bemerkt 7, nur in der Specialſage der Athener exiſtirte. Es iſt indeß wahrſcheinlich, daß irgend einmal in Vorzeiten ein Hau- fen des Doriſchen Volks Attika durchzogen, und dieſen Cult gegruͤndet habe, der durch das Principat des Do- riſchen Stammes und allerlei Verbindungen mit dem- 3 1 Herod. 6, 116. Pauſ. 1, 15, 4. 32, 4. Hrpkr. Ἠϱακλ. Schol. Pind. O. 9, 92. 13, 184. vgl. Boͤckh Expl. p. 193. Elmsley ad Eurip. Heracl. 32. p. 51. 2 Ariſtoph. Froͤſche 504. Schol. zur Stelle u. zu 664. Schol. Apoll. Rh. 1, 1209. Hrpokr. Μελίτη, Heſych ἐκ Μελίτης, Μήλων, Διομεία. Suid. Διομεία. Tzetz. Chil. 8, 192. Vgl. Corſini F. A. 2. p. 335., wo indeß nicht Alles richtig iſt. 3 Pauſ. 1, 31. 4 Diog. Laert. 3, 41. 5 mit Hebe, Alkmene, Jolaos zuſammen, Pauſ. 1, 19, 3. Die Erwaͤhnungen dieſes Heiligthums ſind ſehr zahlreich. 6 Steph. B. Εχελίδαι. Davon hat nach Einigen ein eigener Tanz Tetrakomos den Namen. Pollux 4, 14, 99. 105. Athen. 14, 618. Heſych Τετϱἁκωμος. Ein Herakleion, auch nicht weit davon, an der Faͤhre nach Salamis. Plut. Themiſt. 13. 7 S. 55. 3 ſchreiben iſt. vgl. Il. 21, 443. — Die Verſe ſtehn bei Klem. Alex. Protr. p. 22 Sylb. Heyne ad Apollod. 2, 7, 3. p. 188. ſcheint ſie nicht richtig anzuwenden.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/468>, abgerufen am 24.04.2024.