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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Zeit bis zur Eroberung des Peloponnes 1. Und haben
das vollste Recht dazu, da sie Collectivnamen der
Stämme sind, die alle diese Zeit hindurch existirten. Als
Hyllos Nachkommen aber werden nicht mehr Stämme,
sondern wirklich, wie es scheint, Individuen genannt,
nemlich sein Sohn Kleodaeos 2, und Enkel Aristoma-
chos. Diese Namen standen an der Spitze der Herakli-
dischen Genealogie, z. B. der Könige von Sparta;
aus der Luft gegriffen sind sie schwerlich. Aus ihrer
Folge ist wahrscheinlich die berühmte Epoche des Hera-
klidenzugs ausgerechnet, 80 Jahr nach Troja, welche
ohne Zweifel schon von den Logographen fixirt worden
war, da sie Thukydides kennt. Die Alexandriner nah-
men sie allgemein an, was wir von Eratosthenes, Krates
und Apollodor ausdrücklich wissen 3. Aber was von den
Zügen dieser beiden Fürsten erzählt wird, so mager
es eben auch ist 4, konnten die wieder nicht anerken-
nen, die die Waffenruhe nach Hyllos Tode, auf 100
Jahre angaben, wie Herodotos und wohl die Aelte-
ren alle 5.

8.

Endlich öffnet Apollon selbst den Herakliden die
Augen über den Sinn jenes Orakels. Nicht über den
Isthmos, sondern die Meerenge von Rhion sollen sie
gehn, und zwar jetzt nach verflossenem dritten Ge-
schlechte. So seegeln sie denn von Naupaktos zuerst

1 Apolld. 2, 8, 3. Ja bei Paus. 2, 28, 3. ist eine Tochter
des Deiphontes von Epidauros, Orsobia, Frau des Pamphylos.
2 Ihn kennt schon Hesiod. S. 51. N. 1. Eine abweichende Genealo-
gie hat Tzetzes zu Lyk. 804., wonach Kleodaeus Sohn des Hyllos,
Bruder des Lichas und Keyx, Gemahl einer Peridea, Vater des
Temenos ist.
3 Vgl. Krates bei Tatian c. Graec. p. 107.
Oxf. Intpp. ad Vellej. 1, 1.
4 S. bes. Oenomaos bei Euseb.
Praep. Ev. 5, 20. und über den zweiten Apolld. 2, 8, 2. Paus.
2, 7.
5 Isokr. an Archid. 6. kennt nur einen Zug.

Zeit bis zur Eroberung des Peloponnes 1. Und haben
das vollſte Recht dazu, da ſie Collectivnamen der
Staͤmme ſind, die alle dieſe Zeit hindurch exiſtirten. Als
Hyllos Nachkommen aber werden nicht mehr Staͤmme,
ſondern wirklich, wie es ſcheint, Individuen genannt,
nemlich ſein Sohn Kleodaeos 2, und Enkel Ariſtoma-
chos. Dieſe Namen ſtanden an der Spitze der Herakli-
diſchen Genealogie, z. B. der Koͤnige von Sparta;
aus der Luft gegriffen ſind ſie ſchwerlich. Aus ihrer
Folge iſt wahrſcheinlich die beruͤhmte Epoche des Hera-
klidenzugs ausgerechnet, 80 Jahr nach Troja, welche
ohne Zweifel ſchon von den Logographen fixirt worden
war, da ſie Thukydides kennt. Die Alexandriner nah-
men ſie allgemein an, was wir von Eratoſthenes, Krates
und Apollodor ausdruͤcklich wiſſen 3. Aber was von den
Zuͤgen dieſer beiden Fuͤrſten erzaͤhlt wird, ſo mager
es eben auch iſt 4, konnten die wieder nicht anerken-
nen, die die Waffenruhe nach Hyllos Tode, auf 100
Jahre angaben, wie Herodotos und wohl die Aelte-
ren alle 5.

8.

Endlich oͤffnet Apollon ſelbſt den Herakliden die
Augen uͤber den Sinn jenes Orakels. Nicht uͤber den
Iſthmos, ſondern die Meerenge von Rhion ſollen ſie
gehn, und zwar jetzt nach verfloſſenem dritten Ge-
ſchlechte. So ſeegeln ſie denn von Naupaktos zuerſt

1 Apolld. 2, 8, 3. Ja bei Pauſ. 2, 28, 3. iſt eine Tochter
des Deiphontes von Epidauros, Orſobia, Frau des Pamphylos.
2 Ihn kennt ſchon Heſiod. S. 51. N. 1. Eine abweichende Genealo-
gie hat Tzetzes zu Lyk. 804., wonach Kleodaeus Sohn des Hyllos,
Bruder des Lichas und Keyx, Gemahl einer Peridea, Vater des
Temenos iſt.
3 Vgl. Krates bei Tatian c. Graec. p. 107.
Oxf. Intpp. ad Vellej. 1, 1.
4 S. beſ. Oenomaos bei Euſeb.
Praep. Ev. 5, 20. und uͤber den zweiten Apolld. 2, 8, 2. Pauſ.
2, 7.
5 Iſokr. an Archid. 6. kennt nur einen Zug.
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[59/0089] Zeit bis zur Eroberung des Peloponnes 1. Und haben das vollſte Recht dazu, da ſie Collectivnamen der Staͤmme ſind, die alle dieſe Zeit hindurch exiſtirten. Als Hyllos Nachkommen aber werden nicht mehr Staͤmme, ſondern wirklich, wie es ſcheint, Individuen genannt, nemlich ſein Sohn Kleodaeos 2, und Enkel Ariſtoma- chos. Dieſe Namen ſtanden an der Spitze der Herakli- diſchen Genealogie, z. B. der Koͤnige von Sparta; aus der Luft gegriffen ſind ſie ſchwerlich. Aus ihrer Folge iſt wahrſcheinlich die beruͤhmte Epoche des Hera- klidenzugs ausgerechnet, 80 Jahr nach Troja, welche ohne Zweifel ſchon von den Logographen fixirt worden war, da ſie Thukydides kennt. Die Alexandriner nah- men ſie allgemein an, was wir von Eratoſthenes, Krates und Apollodor ausdruͤcklich wiſſen 3. Aber was von den Zuͤgen dieſer beiden Fuͤrſten erzaͤhlt wird, ſo mager es eben auch iſt 4, konnten die wieder nicht anerken- nen, die die Waffenruhe nach Hyllos Tode, auf 100 Jahre angaben, wie Herodotos und wohl die Aelte- ren alle 5. 8. Endlich oͤffnet Apollon ſelbſt den Herakliden die Augen uͤber den Sinn jenes Orakels. Nicht uͤber den Iſthmos, ſondern die Meerenge von Rhion ſollen ſie gehn, und zwar jetzt nach verfloſſenem dritten Ge- ſchlechte. So ſeegeln ſie denn von Naupaktos zuerſt 1 Apolld. 2, 8, 3. Ja bei Pauſ. 2, 28, 3. iſt eine Tochter des Deiphontes von Epidauros, Orſobia, Frau des Pamphylos. 2 Ihn kennt ſchon Heſiod. S. 51. N. 1. Eine abweichende Genealo- gie hat Tzetzes zu Lyk. 804., wonach Kleodaeus Sohn des Hyllos, Bruder des Lichas und Keyx, Gemahl einer Peridea, Vater des Temenos iſt. 3 Vgl. Krates bei Tatian c. Graec. p. 107. Oxf. Intpp. ad Vellej. 1, 1. 4 S. beſ. Oenomaos bei Euſeb. Praep. Ev. 5, 20. und uͤber den zweiten Apolld. 2, 8, 2. Pauſ. 2, 7. 5 Iſokr. an Archid. 6. kennt nur einen Zug.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/89>, abgerufen am 25.04.2024.