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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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dern sogleich in andere Gegenstände des Bedürfnisses 1.
Uebrigens hatte die Weise, die Vorräthe aufzubewah-
ren, etwas Besonderes 2, und namentlich wird die Ord-
nung gerühmt, durch die Jegliches schnell zu finden
und zu gebrauchen war 3. Wir wissen auch, daß die
Spartiaten auf dem Lande bei ihren Gütern Vorraths-
kammern (tameia) hatten, die sie nach alter Weise
unter Siegel hielten; aber es war jedem Aermern, der
auf der Jagd z. B. sich verspätet hatte, vergönnt,
dieselben zu eröffnen, herauszunehmen was er wollte,
und dann sein Siegel, seinen Eisenring, darauf zu
drücken 4.

9.

In diesem Haushalt diente demnach das Geld
wohl bei weitem seltener als Tausch- denn als Aus-
gleichungsmittel; man bedurfte desselben als Scheide-
münze, ohne auf den Besitz größerer Massen Werth zu
legen. Diesen Zweck hatte Lykurgos dadurch erreicht,
daß er im Staate nur eisernes Geld erlaubte, wel-
ches noch dazu durch Abkühlung in Essig oder wie sonst
für anderweitigen Gebrauch unnütz gemacht worden
war 6. Ehemals hatte man wirklich eiserne Stäbe
oder Barren als Münze gebraucht 7, an deren Stelle
nach Pheidon geprägtes Geld trat. Die Hauptmünze
5

1 Polyb. 6, 49, 8. e ton epeteion karpon allage pros
ta leiponta tes khreias -- kata ten Lukourgou nomothesian.
Aehnlich wohl bei den Lokrern Italiens. Herakl. Pont. 29. kape-
leion ouk esti metabolikon en autois, all' o georgos polei ta
idia.
2 Aristot. Oekon. 1, 6.
3 ebd. am Ende. vgl.
Schneider ad Anon. Oecon. Praef. p. 16.
4 S. die Stel-
len S. 191, 2.
6 Plut. Lyk. 9. Lys. 17. Vergl. Arist. und Kato's 3. Pollux 9,
6, 79. Ps. Aeschin. Eryx. 100. vgl. Fischer zu K. 24.
7 Plut.
Lys. 17. vgl. Poll. 7, 105.
5 Das lederne Geld ist wohl ganz Fabel.
Nikol. Damasc. Seneca de benef. 5, 14. -- Vgl. über Sparta's
Geld Oudinet in den Mem. de l'Ac. d. B. L. T. 1. p. 227.

dern ſogleich in andere Gegenſtaͤnde des Beduͤrfniſſes 1.
Uebrigens hatte die Weiſe, die Vorraͤthe aufzubewah-
ren, etwas Beſonderes 2, und namentlich wird die Ord-
nung geruͤhmt, durch die Jegliches ſchnell zu finden
und zu gebrauchen war 3. Wir wiſſen auch, daß die
Spartiaten auf dem Lande bei ihren Guͤtern Vorraths-
kammern (ταμεῖα) hatten, die ſie nach alter Weiſe
unter Siegel hielten; aber es war jedem Aermern, der
auf der Jagd z. B. ſich verſpaͤtet hatte, vergoͤnnt,
dieſelben zu eroͤffnen, herauszunehmen was er wollte,
und dann ſein Siegel, ſeinen Eiſenring, darauf zu
druͤcken 4.

9.

In dieſem Haushalt diente demnach das Geld
wohl bei weitem ſeltener als Tauſch- denn als Aus-
gleichungsmittel; man bedurfte deſſelben als Scheide-
muͤnze, ohne auf den Beſitz groͤßerer Maſſen Werth zu
legen. Dieſen Zweck hatte Lykurgos dadurch erreicht,
daß er im Staate nur eiſernes Geld erlaubte, wel-
ches noch dazu durch Abkuͤhlung in Eſſig oder wie ſonſt
fuͤr anderweitigen Gebrauch unnuͤtz gemacht worden
war 6. Ehemals hatte man wirklich eiſerne Staͤbe
oder Barren als Muͤnze gebraucht 7, an deren Stelle
nach Pheidon gepraͤgtes Geld trat. Die Hauptmuͤnze
5

1 Polyb. 6, 49, 8. ἡ τῶν ἐπετείων καϱπῶν ἀλλαγὴ πϱὸς
τὰ λείποντα τῆς χϱείας — κατὰ τὴν Λυκούϱγου νομοϑεσίαν.
Aehnlich wohl bei den Lokrern Italiens. Herakl. Pont. 29. καπη-
λεῖον οὐκ ἔστι μεταβολικὸν ἐν αὐτοῖς, ἀλλ’ ὁ γεωϱγὸς πωλεῖ τὰ
ἴδια.
2 Ariſtot. Oekon. 1, 6.
3 ebd. am Ende. vgl.
Schneider ad Anon. Oecon. Praef. p. 16.
4 S. die Stel-
len S. 191, 2.
6 Plut. Lyk. 9. Lyſ. 17. Vergl. Ariſt. und Kato’s 3. Pollux 9,
6, 79. Pſ. Aeſchin. Eryx. 100. vgl. Fiſcher zu K. 24.
7 Plut.
Lyſ. 17. vgl. Poll. 7, 105.
5 Das lederne Geld iſt wohl ganz Fabel.
Nikol. Damaſc. Seneca de benef. 5, 14. — Vgl. uͤber Sparta’s
Geld Oudinet in den Mem. de l’Ac. d. B. L. T. 1. p. 227.
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[205/0211] dern ſogleich in andere Gegenſtaͤnde des Beduͤrfniſſes 1. Uebrigens hatte die Weiſe, die Vorraͤthe aufzubewah- ren, etwas Beſonderes 2, und namentlich wird die Ord- nung geruͤhmt, durch die Jegliches ſchnell zu finden und zu gebrauchen war 3. Wir wiſſen auch, daß die Spartiaten auf dem Lande bei ihren Guͤtern Vorraths- kammern (ταμεῖα) hatten, die ſie nach alter Weiſe unter Siegel hielten; aber es war jedem Aermern, der auf der Jagd z. B. ſich verſpaͤtet hatte, vergoͤnnt, dieſelben zu eroͤffnen, herauszunehmen was er wollte, und dann ſein Siegel, ſeinen Eiſenring, darauf zu druͤcken 4. 9. In dieſem Haushalt diente demnach das Geld wohl bei weitem ſeltener als Tauſch- denn als Aus- gleichungsmittel; man bedurfte deſſelben als Scheide- muͤnze, ohne auf den Beſitz groͤßerer Maſſen Werth zu legen. Dieſen Zweck hatte Lykurgos dadurch erreicht, daß er im Staate nur eiſernes Geld erlaubte, wel- ches noch dazu durch Abkuͤhlung in Eſſig oder wie ſonſt fuͤr anderweitigen Gebrauch unnuͤtz gemacht worden war 6. Ehemals hatte man wirklich eiſerne Staͤbe oder Barren als Muͤnze gebraucht 7, an deren Stelle nach Pheidon gepraͤgtes Geld trat. Die Hauptmuͤnze 5 1 Polyb. 6, 49, 8. ἡ τῶν ἐπετείων καϱπῶν ἀλλαγὴ πϱὸς τὰ λείποντα τῆς χϱείας — κατὰ τὴν Λυκούϱγου νομοϑεσίαν. Aehnlich wohl bei den Lokrern Italiens. Herakl. Pont. 29. καπη- λεῖον οὐκ ἔστι μεταβολικὸν ἐν αὐτοῖς, ἀλλ’ ὁ γεωϱγὸς πωλεῖ τὰ ἴδια. 2 Ariſtot. Oekon. 1, 6. 3 ebd. am Ende. vgl. Schneider ad Anon. Oecon. Praef. p. 16. 4 S. die Stel- len S. 191, 2. 6 Plut. Lyk. 9. Lyſ. 17. Vergl. Ariſt. und Kato’s 3. Pollux 9, 6, 79. Pſ. Aeſchin. Eryx. 100. vgl. Fiſcher zu K. 24. 7 Plut. Lyſ. 17. vgl. Poll. 7, 105. 5 Das lederne Geld iſt wohl ganz Fabel. Nikol. Damaſc. Seneca de benef. 5, 14. — Vgl. uͤber Sparta’s Geld Oudinet in den Mem. de l’Ac. d. B. L. T. 1. p. 227.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/211>, abgerufen am 25.04.2024.