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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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3.

; und in dieselbe Zeit müssen nach Plutarch unge-
fähr die andern auch treffen: nur daß Thaletas älter
als Polymnestos 1 und Xenokritos 2, aber doch jün-
ger war als Terpandros und Archilochos, also etwa
vor der vierzigsten Olympiade lebte. Diesen Musikern
schreibt im Ganzen Plutarch die Einführung der Ge-
sänge an den Gymnopädien zu Lakedämon 3, der En-
dymatia in Argos 4, und andrer Darstellungen in Ar-
kadien zu. Der Zustand, der damals festgestellt wur-
de, scheint derselbige geblieben, so lange Spartiatische
Sitte bestand; und namentlich wurden durch diese die
Veränderungen ausgeschlossen, die die Epoche des Me-
lanippides, Kinesias, Phrynis, Timotheos des Mile-
siers herbeiführte. Von diesen schnitt dem Phrynis
der Ephor Ekprepes zwei Saiten, die er an seiner
Kithar über sieben hatte, ohne weiteres ab 5; und
dem Timotheos soll in den Karneen dasselbe begegnet

1 Polymnastos kannte blos die drei ältern Tonarten, Plut.
8., und war also etwas älter als Xenokritos, der die Italische auf-
brachte, und als die Lesbischen Lyriker -- wenn es genau damit zu
nehmen ist. Da er aber für Lakedämon ein Gedicht auf den Tha-
letas machte, Paus. 1, 14, 3., und hier als Zeitgenosse von Sa-
kadas und den Andern auftritt, so kann man ihn nicht über Ol.
40. hinaufrücken. Alkman (gegen Ol. 27.) kann ihn auf keinen
Fall erwähnt haben; und so schlage ich vor bei Plut. Mus. 5. für
Alkman ALKAIOS zu lesen.
2 Glaukos bei Plut. 10.
3 Gesänge des Thaletas an diesen erwähnt auch Sosibios bei
Ath. 15, 678 b. vgl. Suidas s. v. Thal. Ich glaube aber, daß
die hier gemeinte Einführung erst in die Zeit der Schlacht von
Thyräa, gegen Ol. 58., trifft, da sich sehr Viel, namentlich in den
musikalischen Feierlichkeiten der Gymnopädien, auf diese bezog. Ath.
a. O. vgl. Etym. M. wenn dort für Pulaian Thuraian mit Man-
so 1, 2. S. 211. zu lesen; woran noch zu zweifeln. vgl. Bd. 2.
S. 298, 6.
4 Vermuthlich für ein Ankleidefest der Hera.
5 Plut. Agis 10. Lak. Ap. p. 205.
3.

; und in dieſelbe Zeit muͤſſen nach Plutarch unge-
faͤhr die andern auch treffen: nur daß Thaletas aͤlter
als Polymneſtos 1 und Xenokritos 2, aber doch juͤn-
ger war als Terpandros und Archilochos, alſo etwa
vor der vierzigſten Olympiade lebte. Dieſen Muſikern
ſchreibt im Ganzen Plutarch die Einfuͤhrung der Ge-
ſaͤnge an den Gymnopaͤdien zu Lakedaͤmon 3, der En-
dymatia in Argos 4, und andrer Darſtellungen in Ar-
kadien zu. Der Zuſtand, der damals feſtgeſtellt wur-
de, ſcheint derſelbige geblieben, ſo lange Spartiatiſche
Sitte beſtand; und namentlich wurden durch dieſe die
Veraͤnderungen ausgeſchloſſen, die die Epoche des Me-
lanippides, Kineſias, Phrynis, Timotheos des Mile-
ſiers herbeifuͤhrte. Von dieſen ſchnitt dem Phrynis
der Ephor Ekprepes zwei Saiten, die er an ſeiner
Kithar uͤber ſieben hatte, ohne weiteres ab 5; und
dem Timotheos ſoll in den Karneen daſſelbe begegnet

1 Polymnaſtos kannte blos die drei aͤltern Tonarten, Plut.
8., und war alſo etwas aͤlter als Xenokritos, der die Italiſche auf-
brachte, und als die Lesbiſchen Lyriker — wenn es genau damit zu
nehmen iſt. Da er aber fuͤr Lakedaͤmon ein Gedicht auf den Tha-
letas machte, Pauſ. 1, 14, 3., und hier als Zeitgenoſſe von Sa-
kadas und den Andern auftritt, ſo kann man ihn nicht uͤber Ol.
40. hinaufruͤcken. Alkman (gegen Ol. 27.) kann ihn auf keinen
Fall erwaͤhnt haben; und ſo ſchlage ich vor bei Plut. Muſ. 5. fuͤr
Ἀλκμᾶν ΑΛΚΑΙΟΣ zu leſen.
2 Glaukos bei Plut. 10.
3 Geſaͤnge des Thaletas an dieſen erwaͤhnt auch Soſibios bei
Ath. 15, 678 b. vgl. Suidas s. v. Θαλ. Ich glaube aber, daß
die hier gemeinte Einfuͤhrung erſt in die Zeit der Schlacht von
Thyraͤa, gegen Ol. 58., trifft, da ſich ſehr Viel, namentlich in den
muſikaliſchen Feierlichkeiten der Gymnopaͤdien, auf dieſe bezog. Ath.
a. O. vgl. Etym. M. wenn dort fuͤr Πύλαιαν Θυϱαίαν mit Man-
ſo 1, 2. S. 211. zu leſen; woran noch zu zweifeln. vgl. Bd. 2.
S. 298, 6.
4 Vermuthlich fuͤr ein Ankleidefeſt der Hera.
5 Plut. Agis 10. Lak. Ap. p. 205.
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[322/0328] 3. ; und in dieſelbe Zeit muͤſſen nach Plutarch unge- faͤhr die andern auch treffen: nur daß Thaletas aͤlter als Polymneſtos 1 und Xenokritos 2, aber doch juͤn- ger war als Terpandros und Archilochos, alſo etwa vor der vierzigſten Olympiade lebte. Dieſen Muſikern ſchreibt im Ganzen Plutarch die Einfuͤhrung der Ge- ſaͤnge an den Gymnopaͤdien zu Lakedaͤmon 3, der En- dymatia in Argos 4, und andrer Darſtellungen in Ar- kadien zu. Der Zuſtand, der damals feſtgeſtellt wur- de, ſcheint derſelbige geblieben, ſo lange Spartiatiſche Sitte beſtand; und namentlich wurden durch dieſe die Veraͤnderungen ausgeſchloſſen, die die Epoche des Me- lanippides, Kineſias, Phrynis, Timotheos des Mile- ſiers herbeifuͤhrte. Von dieſen ſchnitt dem Phrynis der Ephor Ekprepes zwei Saiten, die er an ſeiner Kithar uͤber ſieben hatte, ohne weiteres ab 5; und dem Timotheos ſoll in den Karneen daſſelbe begegnet 1 Polymnaſtos kannte blos die drei aͤltern Tonarten, Plut. 8., und war alſo etwas aͤlter als Xenokritos, der die Italiſche auf- brachte, und als die Lesbiſchen Lyriker — wenn es genau damit zu nehmen iſt. Da er aber fuͤr Lakedaͤmon ein Gedicht auf den Tha- letas machte, Pauſ. 1, 14, 3., und hier als Zeitgenoſſe von Sa- kadas und den Andern auftritt, ſo kann man ihn nicht uͤber Ol. 40. hinaufruͤcken. Alkman (gegen Ol. 27.) kann ihn auf keinen Fall erwaͤhnt haben; und ſo ſchlage ich vor bei Plut. Muſ. 5. fuͤr Ἀλκμᾶν ΑΛΚΑΙΟΣ zu leſen. 2 Glaukos bei Plut. 10. 3 Geſaͤnge des Thaletas an dieſen erwaͤhnt auch Soſibios bei Ath. 15, 678 b. vgl. Suidas s. v. Θαλ. Ich glaube aber, daß die hier gemeinte Einfuͤhrung erſt in die Zeit der Schlacht von Thyraͤa, gegen Ol. 58., trifft, da ſich ſehr Viel, namentlich in den muſikaliſchen Feierlichkeiten der Gymnopaͤdien, auf dieſe bezog. Ath. a. O. vgl. Etym. M. wenn dort fuͤr Πύλαιαν Θυϱαίαν mit Man- ſo 1, 2. S. 211. zu leſen; woran noch zu zweifeln. vgl. Bd. 2. S. 298, 6. 4 Vermuthlich fuͤr ein Ankleidefeſt der Hera. 5 Plut. Agis 10. Lak. Ap. p. 205.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/328>, abgerufen am 18.04.2024.