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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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von Alex. schöpft, Strom 1. p. 382., lassen die Apo-
theose 38 Jahre nach dem Anfang seiner Herrschaft in
Myken vor sich gehn, welche sie wohl erst gegen Ende
seines Lebens setzten, und auch hierin mochten sie der-
selben Quelle folgen. Denn daß diese chronologischen
Berechnungen zum Theil älter sind als Herodot, kann
man aus diesem Schriftsteller 2, 145. abnehmen.

Bei Hekatäos Behandlung der Heraklesfabel
beziehe ich mich auf Creuzers Fragm. histor. antiqu.
p.
45. Hek. erzählte die Bezwingung der Hyder (Ae-
lian H. A. 9, 23.), den Fang des Erymanthischen
Ebers bei Psophis (Steph. B. Psophis nach Salmas.),
deutete aufgeklärt den Kerberos von einer Schlange auf
Taenaron (Paus. 3, 25, 4.). Die Liebe zur Auge und
ihre Schicksale erzählte er (Paus. 8, 4, 6. 47, 3.) et-
was anders als Apd. Die Fabel von Geryoneus be-
schränkte er auf Ambrakien und Amphilochi, s. Bd. 2.
S. 422. Oechalia setzte er nach Euböa, wie Kreo-
phylos, und suchte den Platz genau zu bestimmen. S.
413. Vom Aufenthalt der Herakliden bei Keyx ha-
ben wir ein Fragment mit Hek. Worten, s. Bd. 2.
S. 54. Darnach war seine Erzählung der letzten
Thaten des H. ganz anders als bei Pherekydes, und
der des Herodor und Apd., der indeß Verschiedenarti-
ges aufgenommen, entsprechender.

7.

Wir kommen nun zu Panyasis, dessen
Fragmente wir erst einigermaßen vollständig zusammen-
stellen möchten, ehe wir über seine Quellen und Dar-
stellungsart urtheilen. Panyasis, Polyarchos Sohn,
blühte zur Zeit der Persischen Kriege (72, 4. Euseb.).
vgl. Näke Choeril. p. 14 sq. Die Nachricht, die ihn
Oheim des Herodot nennt, gewinnt dadurch an Wahr-
scheinlichkeit, daß er Halikarnasseer und Samier ge-
nannt wird, Duris bei Suid. Panuasis, vergleiche
Suid. s. v. Erodotos, und ebenso Herodot auch ei-
nen Theil seines Lebens in Samos zubrachte. Pan.
steht sonach in der Mitte zwischen der Kunstdichtung
des Antimachos, und der einfachen Sagenmittheilung
der letzten Cykliker, deren schon verglimmenden Funken
er durch eignen Odem wieder zur hellen Flamme der

von Alex. ſchoͤpft, Strom 1. p. 382., laſſen die Apo-
theoſe 38 Jahre nach dem Anfang ſeiner Herrſchaft in
Myken vor ſich gehn, welche ſie wohl erſt gegen Ende
ſeines Lebens ſetzten, und auch hierin mochten ſie der-
ſelben Quelle folgen. Denn daß dieſe chronologiſchen
Berechnungen zum Theil aͤlter ſind als Herodot, kann
man aus dieſem Schriftſteller 2, 145. abnehmen.

Bei Hekataͤos Behandlung der Heraklesfabel
beziehe ich mich auf Creuzers Fragm. histor. antiqu.
p.
45. Hek. erzaͤhlte die Bezwingung der Hyder (Ae-
lian H. A. 9, 23.), den Fang des Erymanthiſchen
Ebers bei Pſophis (Steph. B. Ψωφὶς nach Salmaſ.),
deutete aufgeklaͤrt den Kerberos von einer Schlange auf
Taenaron (Pauſ. 3, 25, 4.). Die Liebe zur Auge und
ihre Schickſale erzaͤhlte er (Pauſ. 8, 4, 6. 47, 3.) et-
was anders als Apd. Die Fabel von Geryoneus be-
ſchraͤnkte er auf Ambrakien und Amphilochi, ſ. Bd. 2.
S. 422. Oechalia ſetzte er nach Euboͤa, wie Kreo-
phylos, und ſuchte den Platz genau zu beſtimmen. S.
413. Vom Aufenthalt der Herakliden bei Keyx ha-
ben wir ein Fragment mit Hek. Worten, ſ. Bd. 2.
S. 54. Darnach war ſeine Erzaͤhlung der letzten
Thaten des H. ganz anders als bei Pherekydes, und
der des Herodor und Apd., der indeß Verſchiedenarti-
ges aufgenommen, entſprechender.

7.

Wir kommen nun zu Panyaſis, deſſen
Fragmente wir erſt einigermaßen vollſtaͤndig zuſammen-
ſtellen moͤchten, ehe wir uͤber ſeine Quellen und Dar-
ſtellungsart urtheilen. Panyaſis, Polyarchos Sohn,
bluͤhte zur Zeit der Perſiſchen Kriege (72, 4. Euſeb.).
vgl. Naͤke Choeril. p. 14 sq. Die Nachricht, die ihn
Oheim des Herodot nennt, gewinnt dadurch an Wahr-
ſcheinlichkeit, daß er Halikarnaſſeer und Samier ge-
nannt wird, Duris bei Suid. Πανύασις, vergleiche
Suid. s. v. Ἡρόδοτος, und ebenſo Herodot auch ei-
nen Theil ſeines Lebens in Samos zubrachte. Pan.
ſteht ſonach in der Mitte zwiſchen der Kunſtdichtung
des Antimachos, und der einfachen Sagenmittheilung
der letzten Cykliker, deren ſchon verglimmenden Funken
er durch eignen Odem wieder zur hellen Flamme der

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[471/0477] von Alex. ſchoͤpft, Strom 1. p. 382., laſſen die Apo- theoſe 38 Jahre nach dem Anfang ſeiner Herrſchaft in Myken vor ſich gehn, welche ſie wohl erſt gegen Ende ſeines Lebens ſetzten, und auch hierin mochten ſie der- ſelben Quelle folgen. Denn daß dieſe chronologiſchen Berechnungen zum Theil aͤlter ſind als Herodot, kann man aus dieſem Schriftſteller 2, 145. abnehmen. Bei Hekataͤos Behandlung der Heraklesfabel beziehe ich mich auf Creuzers Fragm. histor. antiqu. p. 45. Hek. erzaͤhlte die Bezwingung der Hyder (Ae- lian H. A. 9, 23.), den Fang des Erymanthiſchen Ebers bei Pſophis (Steph. B. Ψωφὶς nach Salmaſ.), deutete aufgeklaͤrt den Kerberos von einer Schlange auf Taenaron (Pauſ. 3, 25, 4.). Die Liebe zur Auge und ihre Schickſale erzaͤhlte er (Pauſ. 8, 4, 6. 47, 3.) et- was anders als Apd. Die Fabel von Geryoneus be- ſchraͤnkte er auf Ambrakien und Amphilochi, ſ. Bd. 2. S. 422. Oechalia ſetzte er nach Euboͤa, wie Kreo- phylos, und ſuchte den Platz genau zu beſtimmen. S. 413. Vom Aufenthalt der Herakliden bei Keyx ha- ben wir ein Fragment mit Hek. Worten, ſ. Bd. 2. S. 54. Darnach war ſeine Erzaͤhlung der letzten Thaten des H. ganz anders als bei Pherekydes, und der des Herodor und Apd., der indeß Verſchiedenarti- ges aufgenommen, entſprechender. 7. Wir kommen nun zu Panyaſis, deſſen Fragmente wir erſt einigermaßen vollſtaͤndig zuſammen- ſtellen moͤchten, ehe wir uͤber ſeine Quellen und Dar- ſtellungsart urtheilen. Panyaſis, Polyarchos Sohn, bluͤhte zur Zeit der Perſiſchen Kriege (72, 4. Euſeb.). vgl. Naͤke Choeril. p. 14 sq. Die Nachricht, die ihn Oheim des Herodot nennt, gewinnt dadurch an Wahr- ſcheinlichkeit, daß er Halikarnaſſeer und Samier ge- nannt wird, Duris bei Suid. Πανύασις, vergleiche Suid. s. v. Ἡρόδοτος, und ebenſo Herodot auch ei- nen Theil ſeines Lebens in Samos zubrachte. Pan. ſteht ſonach in der Mitte zwiſchen der Kunſtdichtung des Antimachos, und der einfachen Sagenmittheilung der letzten Cykliker, deren ſchon verglimmenden Funken er durch eignen Odem wieder zur hellen Flamme der

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/477>, abgerufen am 23.04.2024.