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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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auch in Rhodos gewesen sein, wie auch überdies Homer
besagt 1. In Megara kommen die Pamphyler noch
zur Zeit des Hadrian vor 2. Auch in Trözen waren
diese Stämme 3, aber in die Trözenische Colonie Hali-
karnaß scheinen vorzüglich nur Dymanen gezogen zu
sein 4. Im Ganzen erhellt, daß wo Dorier waren,
es auch Hylleer, Pamphyler, Dymanen gab.

2.

Und zwar konnten da, wo blos Dorier das
volle Bürgerrecht hatten, nur diese drei Phylen des
gleichberechteten Volkes existiren; wo aber andere Ge-
schlechter in bedeutender Anzahl zur Theilnahme der
Staatsgewalt zugelassen waren, mußte es noch eine
oder mehrere andere Phylen geben. So ist uns in
Argos und Epidauros eine vierte Hyrnathia be-
kannnt 5; auch in Aegina mußte eine solche existiren,
da es auch hier undorische und doch angesehene Ge-
schlechter gab 6. In Sikyon hieß die vierte Phyle die
Aegialeische. In Korinth sollen sogar im Ganzen acht
Phylen bestanden haben 7. Aber in Sparta, der Stadt
des reinen Dorismus, darf man durchaus nicht mehr
als die drei ächtdorischen Stämme annehmen. Zwar
könnte es scheinen, daß das große und angesehne Aegi-
dengeschlecht von Kadmeischer Abkunft außer denselben
stehe, aber es muß doch in einen der drei bei der Ein-
bürgerung aufgenommen worden sein 8. Denn die

1 Il. 2, 668. oben Bd. 2. S. 109.
2 Inschr. bei
Spon. Voy. T. 3. P. 2. P. 223. Miscell. erud. antiq. p. 328.
n. 18.
vgl. Böckh Explic. Pind. P. 1. p. 234.
3 Charax
bei Steph. Ulleis.
4 Bd. 2. S. 104.
5 Aeginet.
40, u. 140
, x. Der Name ist dunkel; besonders wie er mit der
Heroine Hyrnetho zusammenhängt.
6 Ebds. p. 140.
7 oben
S. 59, 2.
8 Vgl. Bd. 1. S. 329. Indessen kommen Phy-
len mit patronymischen Endungen doch sonst vor, nämlich in der
großen Tenischen Inschr. des Brittischen Museums die Phyle der

auch in Rhodos geweſen ſein, wie auch uͤberdies Homer
beſagt 1. In Megara kommen die Pamphyler noch
zur Zeit des Hadrian vor 2. Auch in Troͤzen waren
dieſe Staͤmme 3, aber in die Troͤzeniſche Colonie Hali-
karnaß ſcheinen vorzuͤglich nur Dymanen gezogen zu
ſein 4. Im Ganzen erhellt, daß wo Dorier waren,
es auch Hylleer, Pamphyler, Dymanen gab.

2.

Und zwar konnten da, wo blos Dorier das
volle Buͤrgerrecht hatten, nur dieſe drei Phylen des
gleichberechteten Volkes exiſtiren; wo aber andere Ge-
ſchlechter in bedeutender Anzahl zur Theilnahme der
Staatsgewalt zugelaſſen waren, mußte es noch eine
oder mehrere andere Phylen geben. So iſt uns in
Argos und Epidauros eine vierte Hyrnathia be-
kannnt 5; auch in Aegina mußte eine ſolche exiſtiren,
da es auch hier undoriſche und doch angeſehene Ge-
ſchlechter gab 6. In Sikyon hieß die vierte Phyle die
Aegialeiſche. In Korinth ſollen ſogar im Ganzen acht
Phylen beſtanden haben 7. Aber in Sparta, der Stadt
des reinen Dorismus, darf man durchaus nicht mehr
als die drei aͤchtdoriſchen Staͤmme annehmen. Zwar
koͤnnte es ſcheinen, daß das große und angeſehne Aegi-
dengeſchlecht von Kadmeiſcher Abkunft außer denſelben
ſtehe, aber es muß doch in einen der drei bei der Ein-
buͤrgerung aufgenommen worden ſein 8. Denn die

1 Il. 2, 668. oben Bd. 2. S. 109.
2 Inſchr. bei
Spon. Voy. T. 3. P. 2. P. 223. Miscell. erud. antiq. p. 328.
n. 18.
vgl. Boͤckh Explic. Pind. P. 1. p. 234.
3 Charax
bei Steph. Ὑλλεῖς.
4 Bd. 2. S. 104.
5 Aeginet.
40, u. 140
, x. Der Name iſt dunkel; beſonders wie er mit der
Heroine Hyrnetho zuſammenhaͤngt.
6 Ebdſ. p. 140.
7 oben
S. 59, 2.
8 Vgl. Bd. 1. S. 329. Indeſſen kommen Phy-
len mit patronymiſchen Endungen doch ſonſt vor, naͤmlich in der
großen Teniſchen Inſchr. des Brittiſchen Muſeums die Phyle der
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[77/0083] auch in Rhodos geweſen ſein, wie auch uͤberdies Homer beſagt 1. In Megara kommen die Pamphyler noch zur Zeit des Hadrian vor 2. Auch in Troͤzen waren dieſe Staͤmme 3, aber in die Troͤzeniſche Colonie Hali- karnaß ſcheinen vorzuͤglich nur Dymanen gezogen zu ſein 4. Im Ganzen erhellt, daß wo Dorier waren, es auch Hylleer, Pamphyler, Dymanen gab. 2. Und zwar konnten da, wo blos Dorier das volle Buͤrgerrecht hatten, nur dieſe drei Phylen des gleichberechteten Volkes exiſtiren; wo aber andere Ge- ſchlechter in bedeutender Anzahl zur Theilnahme der Staatsgewalt zugelaſſen waren, mußte es noch eine oder mehrere andere Phylen geben. So iſt uns in Argos und Epidauros eine vierte Hyrnathia be- kannnt 5; auch in Aegina mußte eine ſolche exiſtiren, da es auch hier undoriſche und doch angeſehene Ge- ſchlechter gab 6. In Sikyon hieß die vierte Phyle die Aegialeiſche. In Korinth ſollen ſogar im Ganzen acht Phylen beſtanden haben 7. Aber in Sparta, der Stadt des reinen Dorismus, darf man durchaus nicht mehr als die drei aͤchtdoriſchen Staͤmme annehmen. Zwar koͤnnte es ſcheinen, daß das große und angeſehne Aegi- dengeſchlecht von Kadmeiſcher Abkunft außer denſelben ſtehe, aber es muß doch in einen der drei bei der Ein- buͤrgerung aufgenommen worden ſein 8. Denn die 1 Il. 2, 668. oben Bd. 2. S. 109. 2 Inſchr. bei Spon. Voy. T. 3. P. 2. P. 223. Miscell. erud. antiq. p. 328. n. 18. vgl. Boͤckh Explic. Pind. P. 1. p. 234. 3 Charax bei Steph. Ὑλλεῖς. 4 Bd. 2. S. 104. 5 Aeginet. 40, u. 140, x. Der Name iſt dunkel; beſonders wie er mit der Heroine Hyrnetho zuſammenhaͤngt. 6 Ebdſ. p. 140. 7 oben S. 59, 2. 8 Vgl. Bd. 1. S. 329. Indeſſen kommen Phy- len mit patronymiſchen Endungen doch ſonſt vor, naͤmlich in der großen Teniſchen Inſchr. des Brittiſchen Muſeums die Phyle der

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/83>, abgerufen am 25.04.2024.