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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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eben so war es noch in Sparta, nur daß die Richter-
sprüche gewiß nicht bezahlt wurden. Aber der König
hatte auch hier erstens seine Landbesitzungen, welche
in dem Gebiet mehrerer Periökenstädte lagen 1, und
von denselben wohl den basilikos phoros 2. Diese sind
das Fundament seines Privatreichthums, welcher oft
ziemlich hoch stieg -- wie hätte man sonst den König
Agis um 100,000 Drachmen strafen wollen 3, welches
ohne Zweifel Aeginetische, folglich gegen 38,000 Reichs-
thaler unsers Geldes sind; auch der jüngere Agis, Sohn
Eudamidas, besaß sechshundert Talente baares Geld 4,
und in einem angeblich Platonischen Dialog wird der
König von Sparta für reicher erklärt, als irgend ein
Privatmann in Athen 5. Aber außerdem erhielt der
König Vieles aus dem Staatsvermögen, die doppelte
Portion bei den öffentlichen Mahlzeiten 6; ein vollkom-
menes Opferthier, einen Medimnos Weizen, und ein
Lakonisches Viertel Wein an jedem ersten und sieben-
ten des Monats 7; den schon erwähnten Antheil an
den Opfern u. dgl. mehr. Ferner pflegten auch Pri-
vatleute, welche Gastmäler gaben, die Könige einzula-
den, wie es in Homerischer Zeit üblich war 8; und
setzten ihnen dann auch doppelte Portion vor; und
wenn ein öffentliches Opfer veranstaltet wurde, hat-
ten die Könige dieselben Rechte und Vorzüge 9. Im

1 Xen. Staat 15, 2.
2 Platon Alktb. I. 39. p. 123 a.
oi Aakedaimonio[ - 1 Zeichen fehlt] = perioikoi.
3 Thuk. 5, 63.
4 Plut.
Ag. 9.
5 Alk. I, 38. p. 122 e.
6 vgl. Herod. 6, 57.,
wo deipnon auf die sussitia geht, mit Xen. 15, 4. citirt bei Schol.
Od. 4, 65. In Kreta hatte der anwesende Kosmos (o arkhon) vier
Portionen, Herakl. P. 3.
7 Her. Nach Xen. H. 4, 3, 14. Plut. Ages. 17.
schickt der K., wem er will, einen Antheil von seinen Opfern. Nach
Xen. 15, 4. hat er auch ein Ferkel von jedem Wurf zu Opfern.
8 oben S. 105, 5.
9 Herod. 6, 57. en thusien tis (nicht ein

eben ſo war es noch in Sparta, nur daß die Richter-
ſpruͤche gewiß nicht bezahlt wurden. Aber der Koͤnig
hatte auch hier erſtens ſeine Landbeſitzungen, welche
in dem Gebiet mehrerer Perioͤkenſtaͤdte lagen 1, und
von denſelben wohl den βασιλικὸς φόϱος 2. Dieſe ſind
das Fundament ſeines Privatreichthums, welcher oft
ziemlich hoch ſtieg — wie haͤtte man ſonſt den Koͤnig
Agis um 100,000 Drachmen ſtrafen wollen 3, welches
ohne Zweifel Aeginetiſche, folglich gegen 38,000 Reichs-
thaler unſers Geldes ſind; auch der juͤngere Agis, Sohn
Eudamidas, beſaß ſechshundert Talente baares Geld 4,
und in einem angeblich Platoniſchen Dialog wird der
Koͤnig von Sparta fuͤr reicher erklaͤrt, als irgend ein
Privatmann in Athen 5. Aber außerdem erhielt der
Koͤnig Vieles aus dem Staatsvermoͤgen, die doppelte
Portion bei den oͤffentlichen Mahlzeiten 6; ein vollkom-
menes Opferthier, einen Medimnos Weizen, und ein
Lakoniſches Viertel Wein an jedem erſten und ſieben-
ten des Monats 7; den ſchon erwaͤhnten Antheil an
den Opfern u. dgl. mehr. Ferner pflegten auch Pri-
vatleute, welche Gaſtmaͤler gaben, die Koͤnige einzula-
den, wie es in Homeriſcher Zeit uͤblich war 8; und
ſetzten ihnen dann auch doppelte Portion vor; und
wenn ein oͤffentliches Opfer veranſtaltet wurde, hat-
ten die Koͤnige dieſelben Rechte und Vorzuͤge 9. Im

1 Xen. Staat 15, 2.
2 Platon Alktb. I. 39. p. 123 a.
οἱ Αακεδαιμὁνιο[ – 1 Zeichen fehlt] = πεϱίοικοι.
3 Thuk. 5, 63.
4 Plut.
Ag. 9.
5 Alk. I, 38. p. 122 e.
6 vgl. Herod. 6, 57.,
wo δεῖπνον auf die συσσίτια geht, mit Xen. 15, 4. citirt bei Schol.
Od. 4, 65. In Kreta hatte der anweſende Kosmos (ὁ ἄϱχων) vier
Portionen, Herakl. P. 3.
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ſchickt der K., wem er will, einen Antheil von ſeinen Opfern. Nach
Xen. 15, 4. hat er auch ein Ferkel von jedem Wurf zu Opfern.
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[106/0112] eben ſo war es noch in Sparta, nur daß die Richter- ſpruͤche gewiß nicht bezahlt wurden. Aber der Koͤnig hatte auch hier erſtens ſeine Landbeſitzungen, welche in dem Gebiet mehrerer Perioͤkenſtaͤdte lagen 1, und von denſelben wohl den βασιλικὸς φόϱος 2. Dieſe ſind das Fundament ſeines Privatreichthums, welcher oft ziemlich hoch ſtieg — wie haͤtte man ſonſt den Koͤnig Agis um 100,000 Drachmen ſtrafen wollen 3, welches ohne Zweifel Aeginetiſche, folglich gegen 38,000 Reichs- thaler unſers Geldes ſind; auch der juͤngere Agis, Sohn Eudamidas, beſaß ſechshundert Talente baares Geld 4, und in einem angeblich Platoniſchen Dialog wird der Koͤnig von Sparta fuͤr reicher erklaͤrt, als irgend ein Privatmann in Athen 5. Aber außerdem erhielt der Koͤnig Vieles aus dem Staatsvermoͤgen, die doppelte Portion bei den oͤffentlichen Mahlzeiten 6; ein vollkom- menes Opferthier, einen Medimnos Weizen, und ein Lakoniſches Viertel Wein an jedem erſten und ſieben- ten des Monats 7; den ſchon erwaͤhnten Antheil an den Opfern u. dgl. mehr. Ferner pflegten auch Pri- vatleute, welche Gaſtmaͤler gaben, die Koͤnige einzula- den, wie es in Homeriſcher Zeit uͤblich war 8; und ſetzten ihnen dann auch doppelte Portion vor; und wenn ein oͤffentliches Opfer veranſtaltet wurde, hat- ten die Koͤnige dieſelben Rechte und Vorzuͤge 9. Im 1 Xen. Staat 15, 2. 2 Platon Alktb. I. 39. p. 123 a. οἱ Αακεδαιμὁνιο_ = πεϱίοικοι. 3 Thuk. 5, 63. 4 Plut. Ag. 9. 5 Alk. I, 38. p. 122 e. 6 vgl. Herod. 6, 57., wo δεῖπνον auf die συσσίτια geht, mit Xen. 15, 4. citirt bei Schol. Od. 4, 65. In Kreta hatte der anweſende Kosmos (ὁ ἄϱχων) vier Portionen, Herakl. P. 3. 7 Her. Nach Xen. H. 4, 3, 14. Plut. Ageſ. 17. ſchickt der K., wem er will, einen Antheil von ſeinen Opfern. Nach Xen. 15, 4. hat er auch ein Ferkel von jedem Wurf zu Opfern. 8 oben S. 105, 5. 9 Herod. 6, 57. ἢν ϑυσίην τις (nicht ein

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/112>, abgerufen am 23.04.2024.