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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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so daß der eine Enomotarch Vordermann (protostates)
der ganzen Reihe ist. So standen auch die Thebäer
fünf und zwanzig Schilde hoch 1, die sie bisweilen noch
auf das Doppelte verstärkten 2; im Lakonischen Heere
indeß war die Reihe gewöhnlich gebrochen, und es stand
die Enomotie, je nachdem der Befehl vor der Schlacht
gegeben war, drei, auch sechs Mann breit 3, in jenem
Falle, wenn sie verstärkt war, acht, in diesem vier
hoch; einmal sollen die Lakedämonier auch nur einen
Schild hoch gestellt die Arkader geschlagen haben 4.
Bildete aber die ganze Enomotie eine Reihe, so hieß
der lokhos orthios; so griff man gern höhere Orte an,
wobei man die Reihen ziemlich lose nebeneinander ge-
hen ließ 5. Die Schwenkungen (paragogai), durch
welche die Phalangen tiefer oder schwächer wurden,
commandirte der Enomotarch. Weil dieser der stärkste
Mann oder der beste Krieger der ganzen Enomotie war
(doch waren auch die Uragen, die letzten der Reihe,
erfahrene Krieger, namentlich wenn Heeren dauernde
Gefahr im Rücken drohte): so war ein Hauptaugen-

1 Thuk. 4, 93.
2 Xen. H. 6, 4, 12.
3 Staat
11, 4. dia pareggueseos kathistantai tote men eis enomotias,
tote de eis treis, tote de eis ex; d. h. die Enomotie bald 1, bald
3, bald 6 breit, wie man aus Hell. 6, 4, 12. sieht. Hell. 3, 2,
16. wird die Enomotie acht Mann breit gestellt, gegen Gewohnheit.
Lokhos heißt auch das einzelne Glied eines Lochos im gewöhnlichen
Sinn, was nach Schol. Arist. Acharn. 1073. Aelian Takt. 4.
Suid. Tzetz. Chil. 12, 523. 8 oder 12 oder 16 Mann hat, wenn
nämlich die Enomotie 2, 3, 4 stikhous bildet. Die taxis betrug
nach Aelian 9. acht Lochen oder 128 Männer; dann hat die Eno-
motie 4 stikhous. vgl. Sturz Lex. Xen. lokhos. Perizon. ad Ael.
V. H.
2, 44. D'Orville ad Chariton. p. 455.
4 Isokr.
Archidam 42.
5 Xen. Anab. 4, 2, 11. 4, 3, 17. 4, 8, 10.
vgl. Aelian, Suid. orthia, Sturz s. v. orthios, nach dessen Mei-
nung der ganze Lochos eine Reihe bildet.

ſo daß der eine Enomotarch Vordermann (πρωτοστάτης)
der ganzen Reihe iſt. So ſtanden auch die Thebaͤer
fuͤnf und zwanzig Schilde hoch 1, die ſie bisweilen noch
auf das Doppelte verſtaͤrkten 2; im Lakoniſchen Heere
indeß war die Reihe gewoͤhnlich gebrochen, und es ſtand
die Enomotie, je nachdem der Befehl vor der Schlacht
gegeben war, drei, auch ſechs Mann breit 3, in jenem
Falle, wenn ſie verſtaͤrkt war, acht, in dieſem vier
hoch; einmal ſollen die Lakedaͤmonier auch nur einen
Schild hoch geſtellt die Arkader geſchlagen haben 4.
Bildete aber die ganze Enomotie eine Reihe, ſo hieß
der λόχος ὄρϑιος; ſo griff man gern hoͤhere Orte an,
wobei man die Reihen ziemlich loſe nebeneinander ge-
hen ließ 5. Die Schwenkungen (παϱαγωγαὶ), durch
welche die Phalangen tiefer oder ſchwaͤcher wurden,
commandirte der Enomotarch. Weil dieſer der ſtaͤrkſte
Mann oder der beſte Krieger der ganzen Enomotie war
(doch waren auch die Uragen, die letzten der Reihe,
erfahrene Krieger, namentlich wenn Heeren dauernde
Gefahr im Ruͤcken drohte): ſo war ein Hauptaugen-

1 Thuk. 4, 93.
2 Xen. H. 6, 4, 12.
3 Staat
11, 4. διὰ παϱεγγυήσεως καθίστανται τοτὲ μὲν εἰς ἐνωμοτίας,
τοτὲ δὲ εἰς τϱεῖς, τοτὲ δὲ εἰς ἓξ; d. h. die Enomotie bald 1, bald
3, bald 6 breit, wie man aus Hell. 6, 4, 12. ſieht. Hell. 3, 2,
16. wird die Enomotie acht Mann breit geſtellt, gegen Gewohnheit.
Λόχος heißt auch das einzelne Glied eines Lochos im gewoͤhnlichen
Sinn, was nach Schol. Ariſt. Acharn. 1073. Aelian Takt. 4.
Suid. Tzetz. Chil. 12, 523. 8 oder 12 oder 16 Mann hat, wenn
naͤmlich die Enomotie 2, 3, 4 στίχους bildet. Die τάξις betrug
nach Aelian 9. acht Lochen oder 128 Maͤnner; dann hat die Eno-
motie 4 στίχους. vgl. Sturz Lex. Xen. λόχος. Perizon. ad Ael.
V. H.
2, 44. D’Orville ad Chariton. p. 455.
4 Iſokr.
Archidam 42.
5 Xen. Anab. 4, 2, 11. 4, 3, 17. 4, 8, 10.
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nung der ganze Lochos eine Reihe bildet.
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[235/0241] ſo daß der eine Enomotarch Vordermann (πρωτοστάτης) der ganzen Reihe iſt. So ſtanden auch die Thebaͤer fuͤnf und zwanzig Schilde hoch 1, die ſie bisweilen noch auf das Doppelte verſtaͤrkten 2; im Lakoniſchen Heere indeß war die Reihe gewoͤhnlich gebrochen, und es ſtand die Enomotie, je nachdem der Befehl vor der Schlacht gegeben war, drei, auch ſechs Mann breit 3, in jenem Falle, wenn ſie verſtaͤrkt war, acht, in dieſem vier hoch; einmal ſollen die Lakedaͤmonier auch nur einen Schild hoch geſtellt die Arkader geſchlagen haben 4. Bildete aber die ganze Enomotie eine Reihe, ſo hieß der λόχος ὄρϑιος; ſo griff man gern hoͤhere Orte an, wobei man die Reihen ziemlich loſe nebeneinander ge- hen ließ 5. Die Schwenkungen (παϱαγωγαὶ), durch welche die Phalangen tiefer oder ſchwaͤcher wurden, commandirte der Enomotarch. Weil dieſer der ſtaͤrkſte Mann oder der beſte Krieger der ganzen Enomotie war (doch waren auch die Uragen, die letzten der Reihe, erfahrene Krieger, namentlich wenn Heeren dauernde Gefahr im Ruͤcken drohte): ſo war ein Hauptaugen- 1 Thuk. 4, 93. 2 Xen. H. 6, 4, 12. 3 Staat 11, 4. διὰ παϱεγγυήσεως καθίστανται τοτὲ μὲν εἰς ἐνωμοτίας, τοτὲ δὲ εἰς τϱεῖς, τοτὲ δὲ εἰς ἓξ; d. h. die Enomotie bald 1, bald 3, bald 6 breit, wie man aus Hell. 6, 4, 12. ſieht. Hell. 3, 2, 16. wird die Enomotie acht Mann breit geſtellt, gegen Gewohnheit. Λόχος heißt auch das einzelne Glied eines Lochos im gewoͤhnlichen Sinn, was nach Schol. Ariſt. Acharn. 1073. Aelian Takt. 4. Suid. Tzetz. Chil. 12, 523. 8 oder 12 oder 16 Mann hat, wenn naͤmlich die Enomotie 2, 3, 4 στίχους bildet. Die τάξις betrug nach Aelian 9. acht Lochen oder 128 Maͤnner; dann hat die Eno- motie 4 στίχους. vgl. Sturz Lex. Xen. λόχος. Perizon. ad Ael. V. H. 2, 44. D’Orville ad Chariton. p. 455. 4 Iſokr. Archidam 42. 5 Xen. Anab. 4, 2, 11. 4, 3, 17. 4, 8, 10. vgl. Aelian, Suid. ὀϱθία, Sturz s. v. ὄϱϑιος, nach deſſen Mei- nung der ganze Lochos eine Reihe bildet.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/241>, abgerufen am 28.03.2024.