Was nun weiter Nahrung und Mahlzeit angeht: so heben wir hier nur das besonders hervor, was einem historischen Schlusse oder einer ethischen Betrachtung Raum giebt, da wir denselben Gegenstand vom Standpunkte der öffentlichen Haushaltung schon oben ins Auge gefaßt haben. Zuvörderst ist auch hie- bei das Festhalten der Dorier an althellenischem Her- kommen sichtbar, gleich in der Sitte des Zusammen- speisens, der Syssitien. Denn diese fanden ehemals nicht blos bei den Doriern statt, unter denen sie außer auf Kreta und zu Sparta auch in Megara noch in Theognis Zeit bestanden 1 (zu Korinth hob sie mit der alten Erziehung Periandros auf, als der Aristokratie günstig) 2: sondern sie waren ursprünglich auch bei den Oenotrern 3 und den diesen verwandten Arkadern,
1 V. 305. welche Stelle auch auf die Syssitien Sparta's passen würde.
2 Arist. Pol. 5, 9, 2. Zu Archias Zeit bestan- den sie noch, s. Bd. 2. S. 116, 2. Merkwürdig auch die demo- siai thoinai der Argeier, bei denen noch die alten thönernen Ge- säße (Herod. 5, 88.) in Gebrauch waren, Polemon bei Athen. 11, 483 c. vgl. 479 c. 4, 148 f.
3 Arist. 7, 9, 2. 3. Dionys. Hal. 1, 35.
III. 18
3.
1.
Was nun weiter Nahrung und Mahlzeit angeht: ſo heben wir hier nur das beſonders hervor, was einem hiſtoriſchen Schluſſe oder einer ethiſchen Betrachtung Raum giebt, da wir denſelben Gegenſtand vom Standpunkte der oͤffentlichen Haushaltung ſchon oben ins Auge gefaßt haben. Zuvoͤrderſt iſt auch hie- bei das Feſthalten der Dorier an althelleniſchem Her- kommen ſichtbar, gleich in der Sitte des Zuſammen- ſpeiſens, der Syſſitien. Denn dieſe fanden ehemals nicht blos bei den Doriern ſtatt, unter denen ſie außer auf Kreta und zu Sparta auch in Megara noch in Theognis Zeit beſtanden 1 (zu Korinth hob ſie mit der alten Erziehung Periandros auf, als der Ariſtokratie guͤnſtig) 2: ſondern ſie waren urſpruͤnglich auch bei den Oenotrern 3 und den dieſen verwandten Arkadern,
1 V. 305. welche Stelle auch auf die Syſſitien Sparta’s paſſen wuͤrde.
2 Ariſt. Pol. 5, 9, 2. Zu Archias Zeit beſtan- den ſie noch, ſ. Bd. 2. S. 116, 2. Merkwuͤrdig auch die δημό- σιαι ϑοῖναι der Argeier, bei denen noch die alten thoͤnernen Ge- ſaͤße (Herod. 5, 88.) in Gebrauch waren, Polemon bei Athen. 11, 483 c. vgl. 479 c. 4, 148 f.
3 Ariſt. 7, 9, 2. 3. Dionyſ. Hal. 1, 35.
III. 18
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1.
Was nun weiter Nahrung und Mahlzeit
angeht: ſo heben wir hier nur das beſonders hervor,
was einem hiſtoriſchen Schluſſe oder einer ethiſchen
Betrachtung Raum giebt, da wir denſelben Gegenſtand
vom Standpunkte der oͤffentlichen Haushaltung ſchon
oben ins Auge gefaßt haben. Zuvoͤrderſt iſt auch hie-
bei das Feſthalten der Dorier an althelleniſchem Her-
kommen ſichtbar, gleich in der Sitte des Zuſammen-
ſpeiſens, der Syſſitien. Denn dieſe fanden ehemals
nicht blos bei den Doriern ſtatt, unter denen ſie außer
auf Kreta und zu Sparta auch in Megara noch in
Theognis Zeit beſtanden 1 (zu Korinth hob ſie mit der
alten Erziehung Periandros auf, als der Ariſtokratie
guͤnſtig) 2: ſondern ſie waren urſpruͤnglich auch bei
den Oenotrern 3 und den dieſen verwandten Arkadern,
1 V. 305. welche Stelle auch auf die Syſſitien Sparta’s
paſſen wuͤrde.
2 Ariſt. Pol. 5, 9, 2. Zu Archias Zeit beſtan-
den ſie noch, ſ. Bd. 2. S. 116, 2. Merkwuͤrdig auch die δημό-
σιαι ϑοῖναι der Argeier, bei denen noch die alten thoͤnernen Ge-
ſaͤße (Herod. 5, 88.) in Gebrauch waren, Polemon bei Athen. 11,
483 c. vgl. 479 c. 4, 148 f.
3 Ariſt. 7, 9, 2. 3. Dionyſ.
Hal. 1, 35.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/279>, abgerufen am 20.04.2024.
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