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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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lich ganz aus, und verbreitete so überhaupt eine sehr
verschiedne Ansicht des Heros von der bisher gewöhn-
lichen. Die Fabel von Antäos nahm er zuerst aus
Kyrenäischen Sagen auf, worin ein nöthigender Grund
liegt, die Abfassung seines Gedichts nach Olymp. 37.
zu setzen, obgleich Suidas Ol. 33. als sein Zeitalter
angiebt. Die Kenntniß der Lydischen Fabel von H.
und Omphale möchte ich ihm noch nicht auf Lydus de
magistr.
3, 64. p. 268. Erwähnung der Ludoi khrusokhi-
tones aus Peis. hin beimessen. Klem. Alex. Str. 6.
p. 628. Anschuldigung, daß Peis. einen Pisinos von
Lindos abgeschrieben, lehrt uns wenig, da wir von
diesem Pisinos weiter nichts wissen; auch liegt ver-
muthlich ein Mißverständniß zum Grunde. Daß man
in dem 24. und 25sten Gedichte des Theokrit, und der
Megara unter Mopsos Idyllen, Stücke aus Peis. und
Panyasis vermuthen konnte, ist seltsam, da jene Stücke
Dorisch sind, und diese Dichter dem Homerischen Dia-
lekt folgten. Auch sind in der Erzählung mehrere
Spuren von Alexandrinischer Behandlungsweise. --
Dagegen könnte in dem Bildwerke, das Herakles Tha-
ten in altem, wenn auch nur nachgeahmtem, Style
darstellt, bei Visc. PioCl. T. 4. tv. a, 7. die Erzäh-
lung des Peisandros übrig sein.

10.

Von Peisandros rückwärts wird die For-
schung nach den Quellen des Heraklesmythus in eben
dem Maaße wichtiger, als die Nachrichten sparsamer
sind. Wir müssen jetzt auf Gedichte kommen, die je-
nen künstlichen Zusammenhang noch nicht hatten, son-
dern mehr die einzelnen Sagenkreise für sich dar-
stellten.

Aus der Herakleia des Lakedämonier Kinäthon,
gegen Ol. 5. (vgl. Weichert S. 239.), haben wir
nur eine sichre Stelle, Sch. Apoll. 1, 1357. oti de
Kianoi omera edosan Eraklei kai omosan me le-
xein zetountes `'Ulan, kai phrontida ekhthusi Trakhi-
nion dia to ekeise katoikisthenai uph Eraklei tous
omereusantas, Kinaithon isorei en Erakleia, aus
welcher eine merkwürdige Sagenverbindung zwischen
Trachinien und Kios hervorgeht, die sich auch in der

lich ganz aus, und verbreitete ſo uͤberhaupt eine ſehr
verſchiedne Anſicht des Heros von der bisher gewoͤhn-
lichen. Die Fabel von Antaͤos nahm er zuerſt aus
Kyrenaͤiſchen Sagen auf, worin ein noͤthigender Grund
liegt, die Abfaſſung ſeines Gedichts nach Olymp. 37.
zu ſetzen, obgleich Suidas Ol. 33. als ſein Zeitalter
angiebt. Die Kenntniß der Lydiſchen Fabel von H.
und Omphale moͤchte ich ihm noch nicht auf Lydus de
magistr.
3, 64. p. 268. Erwaͤhnung der Λυδοὶ χρυσοχί-
τωνες aus Peiſ. hin beimeſſen. Klem. Alex. Str. 6.
p. 628. Anſchuldigung, daß Peiſ. einen Piſinos von
Lindos abgeſchrieben, lehrt uns wenig, da wir von
dieſem Piſinos weiter nichts wiſſen; auch liegt ver-
muthlich ein Mißverſtaͤndniß zum Grunde. Daß man
in dem 24. und 25ſten Gedichte des Theokrit, und der
Megara unter Mopſos Idyllen, Stuͤcke aus Peiſ. und
Panyaſis vermuthen konnte, iſt ſeltſam, da jene Stuͤcke
Doriſch ſind, und dieſe Dichter dem Homeriſchen Dia-
lekt folgten. Auch ſind in der Erzaͤhlung mehrere
Spuren von Alexandriniſcher Behandlungsweiſe. —
Dagegen koͤnnte in dem Bildwerke, das Herakles Tha-
ten in altem, wenn auch nur nachgeahmtem, Style
darſtellt, bei Viſc. PioCl. T. 4. tv. a, 7. die Erzaͤh-
lung des Peiſandros uͤbrig ſein.

10.

Von Peiſandros ruͤckwaͤrts wird die For-
ſchung nach den Quellen des Heraklesmythus in eben
dem Maaße wichtiger, als die Nachrichten ſparſamer
ſind. Wir muͤſſen jetzt auf Gedichte kommen, die je-
nen kuͤnſtlichen Zuſammenhang noch nicht hatten, ſon-
dern mehr die einzelnen Sagenkreiſe fuͤr ſich dar-
ſtellten.

Aus der Herakleia des Lakedaͤmonier Kinaͤthon,
gegen Ol. 5. (vgl. Weichert S. 239.), haben wir
nur eine ſichre Stelle, Sch. Apoll. 1, 1357. ὅτι δὲ
Κιανοὶ ὅμηρα ἔδοσαν Ἡϱακλεῖ καὶ ὤμοσαν μὴ λή-
ξειν ζητοῦντες ῞ϒλαν, καὶ φροντίδα ἔχθυσι Τραχι-
νίων διὰ τὸ ἔκεισε κατοικισϑῆναι ὑϕ̛ Ἡρακλεῖ τοὺς
ὁμηρεύσαντας, Κιναίϑων ἱςορεῖ ἐν Ἡρακλείᾳ, aus
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[477/0483] lich ganz aus, und verbreitete ſo uͤberhaupt eine ſehr verſchiedne Anſicht des Heros von der bisher gewoͤhn- lichen. Die Fabel von Antaͤos nahm er zuerſt aus Kyrenaͤiſchen Sagen auf, worin ein noͤthigender Grund liegt, die Abfaſſung ſeines Gedichts nach Olymp. 37. zu ſetzen, obgleich Suidas Ol. 33. als ſein Zeitalter angiebt. Die Kenntniß der Lydiſchen Fabel von H. und Omphale moͤchte ich ihm noch nicht auf Lydus de magistr. 3, 64. p. 268. Erwaͤhnung der Λυδοὶ χρυσοχί- τωνες aus Peiſ. hin beimeſſen. Klem. Alex. Str. 6. p. 628. Anſchuldigung, daß Peiſ. einen Piſinos von Lindos abgeſchrieben, lehrt uns wenig, da wir von dieſem Piſinos weiter nichts wiſſen; auch liegt ver- muthlich ein Mißverſtaͤndniß zum Grunde. Daß man in dem 24. und 25ſten Gedichte des Theokrit, und der Megara unter Mopſos Idyllen, Stuͤcke aus Peiſ. und Panyaſis vermuthen konnte, iſt ſeltſam, da jene Stuͤcke Doriſch ſind, und dieſe Dichter dem Homeriſchen Dia- lekt folgten. Auch ſind in der Erzaͤhlung mehrere Spuren von Alexandriniſcher Behandlungsweiſe. — Dagegen koͤnnte in dem Bildwerke, das Herakles Tha- ten in altem, wenn auch nur nachgeahmtem, Style darſtellt, bei Viſc. PioCl. T. 4. tv. a, 7. die Erzaͤh- lung des Peiſandros uͤbrig ſein. 10. Von Peiſandros ruͤckwaͤrts wird die For- ſchung nach den Quellen des Heraklesmythus in eben dem Maaße wichtiger, als die Nachrichten ſparſamer ſind. Wir muͤſſen jetzt auf Gedichte kommen, die je- nen kuͤnſtlichen Zuſammenhang noch nicht hatten, ſon- dern mehr die einzelnen Sagenkreiſe fuͤr ſich dar- ſtellten. Aus der Herakleia des Lakedaͤmonier Kinaͤthon, gegen Ol. 5. (vgl. Weichert S. 239.), haben wir nur eine ſichre Stelle, Sch. Apoll. 1, 1357. ὅτι δὲ Κιανοὶ ὅμηρα ἔδοσαν Ἡϱακλεῖ καὶ ὤμοσαν μὴ λή- ξειν ζητοῦντες ῞ϒλαν, καὶ φροντίδα ἔχθυσι Τραχι- νίων διὰ τὸ ἔκεισε κατοικισϑῆναι ὑϕ̛ Ἡρακλεῖ τοὺς ὁμηρεύσαντας, Κιναίϑων ἱςορεῖ ἐν Ἡρακλείᾳ, aus welcher eine merkwuͤrdige Sagenverbindung zwiſchen Trachinien und Kios hervorgeht, die ſich auch in der

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/483>, abgerufen am 19.04.2024.