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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Griechen. Dritte Periode.
sculpt., Mem. de l' Ac. des Inscr. viii, p. 97. (gegen Per-
rault), auch Caylus ebd. xxiii, p. 320. Meister de optice
vet. pictor., N. Commentr. Soc. Gott. T. v. cl. phys. p.
175.
(in manchen Punkten ungerecht) Schneider Eclog. phys.
p. 407. Ann. p. 262.

108. Von den Säulenordnungen wird in dieser Zeit1
die Dorische in Athen zu mehr Anmuth ausgebildet, ohne
indeß den vorherrschenden Charakter der Majestät zu
verlieren; die Jonische findet man in Athen in einer2
eigenthümlichen schmuckreichen Form, in Jonien selbst in
derjenigen, welche sich hernach als die gesetzmäßige, kano-
nische, erhalten hat; daneben erscheint um Ol. 85 das3
Korinthische Capitäl, welches indessen zuerst nur einzeln,
dann wiederholt, aber nur in untergeordneten Theilen des
Gebäudes, als Hauptgattung aber zuerst bei Ehrenmonu-4
menten vorkömmt.

1. S. §. 109. N. 2. 3. vgl. 11.

2. S. §. 109. N. 12. 13. 14.

3. S. das Geschichtchen von Kallimachos Erfindung bei Vitruv.
iv, 1. Vgl. §. 109. N. 5. 9. 10. 12.

4. So an dem zierlichen Choregischen Denkmale des Lysikrates,
Ol. 111, 2., Stuart Antt. v. i. ch. 4.

109. Während die Tempel Athens in diesem Zeit-
raum den Charakter des reinsten Maaßes, der gewählte-
sten Formen, der vollkommensten Harmonie tragen, und
ein ähnlicher Geist im Peloponnes sich zeigt; strebt man
in Jonien vorzugsweise nach Eleganz und Pracht, und
baut daher fast nur im Jonischen Styl; dagegen die
Sicilischen Tempelgebäude, auf altdorischen Formen be-
harrend, durch Colossalität der Anlage und Kühnheit der
Erfindung imponiren.

I. Attika.

1. Theseion, von Ol. 77, 4. (§. 101. Anm. 3.) bis über
80 (§. 118). Ein Peripteros hexastylos, 104 x 45 Fuß,

6*

Griechen. Dritte Periode.
sculpt., Mém. de l’ Ac. des Inscr. viii, p. 97. (gegen Per-
rault), auch Caylus ebd. xxiii, p. 320. Meiſter de optice
vet. pictor., N. Commentr. Soc. Gott. T. v. cl. phys. p.
175.
(in manchen Punkten ungerecht) Schneider Eclog. phys.
p. 407. Ann. p. 262.

108. Von den Saͤulenordnungen wird in dieſer Zeit1
die Doriſche in Athen zu mehr Anmuth ausgebildet, ohne
indeß den vorherrſchenden Charakter der Majeſtaͤt zu
verlieren; die Joniſche findet man in Athen in einer2
eigenthuͤmlichen ſchmuckreichen Form, in Jonien ſelbſt in
derjenigen, welche ſich hernach als die geſetzmaͤßige, kano-
niſche, erhalten hat; daneben erſcheint um Ol. 85 das3
Korinthiſche Capitaͤl, welches indeſſen zuerſt nur einzeln,
dann wiederholt, aber nur in untergeordneten Theilen des
Gebaͤudes, als Hauptgattung aber zuerſt bei Ehrenmonu-4
menten vorkoͤmmt.

1. S. §. 109. N. 2. 3. vgl. 11.

2. S. §. 109. N. 12. 13. 14.

3. S. das Geſchichtchen von Kallimachos Erfindung bei Vitruv.
iv, 1. Vgl. §. 109. N. 5. 9. 10. 12.

4. So an dem zierlichen Choregiſchen Denkmale des Lyſikrates,
Ol. 111, 2., Stuart Antt. v. i. ch. 4.

109. Waͤhrend die Tempel Athens in dieſem Zeit-
raum den Charakter des reinſten Maaßes, der gewaͤhlte-
ſten Formen, der vollkommenſten Harmonie tragen, und
ein aͤhnlicher Geiſt im Peloponnes ſich zeigt; ſtrebt man
in Jonien vorzugsweiſe nach Eleganz und Pracht, und
baut daher faſt nur im Joniſchen Styl; dagegen die
Siciliſchen Tempelgebaͤude, auf altdoriſchen Formen be-
harrend, durch Coloſſalitaͤt der Anlage und Kuͤhnheit der
Erfindung imponiren.

I. Attika.

1. Theſeion, von Ol. 77, 4. (§. 101. Anm. 3.) bis über
80 (§. 118). Ein Peripteros hexastylos, 104 × 45 Fuß,

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[83/0105] Griechen. Dritte Periode. sculpt., Mém. de l’ Ac. des Inscr. viii, p. 97. (gegen Per- rault), auch Caylus ebd. xxiii, p. 320. Meiſter de optice vet. pictor., N. Commentr. Soc. Gott. T. v. cl. phys. p. 175. (in manchen Punkten ungerecht) Schneider Eclog. phys. p. 407. Ann. p. 262. 108. Von den Saͤulenordnungen wird in dieſer Zeit die Doriſche in Athen zu mehr Anmuth ausgebildet, ohne indeß den vorherrſchenden Charakter der Majeſtaͤt zu verlieren; die Joniſche findet man in Athen in einer eigenthuͤmlichen ſchmuckreichen Form, in Jonien ſelbſt in derjenigen, welche ſich hernach als die geſetzmaͤßige, kano- niſche, erhalten hat; daneben erſcheint um Ol. 85 das Korinthiſche Capitaͤl, welches indeſſen zuerſt nur einzeln, dann wiederholt, aber nur in untergeordneten Theilen des Gebaͤudes, als Hauptgattung aber zuerſt bei Ehrenmonu- menten vorkoͤmmt. 1 2 3 4 1. S. §. 109. N. 2. 3. vgl. 11. 2. S. §. 109. N. 12. 13. 14. 3. S. das Geſchichtchen von Kallimachos Erfindung bei Vitruv. iv, 1. Vgl. §. 109. N. 5. 9. 10. 12. 4. So an dem zierlichen Choregiſchen Denkmale des Lyſikrates, Ol. 111, 2., Stuart Antt. v. i. ch. 4. 109. Waͤhrend die Tempel Athens in dieſem Zeit- raum den Charakter des reinſten Maaßes, der gewaͤhlte- ſten Formen, der vollkommenſten Harmonie tragen, und ein aͤhnlicher Geiſt im Peloponnes ſich zeigt; ſtrebt man in Jonien vorzugsweiſe nach Eleganz und Pracht, und baut daher faſt nur im Joniſchen Styl; dagegen die Siciliſchen Tempelgebaͤude, auf altdoriſchen Formen be- harrend, durch Coloſſalitaͤt der Anlage und Kuͤhnheit der Erfindung imponiren. I. Attika. 1. Theſeion, von Ol. 77, 4. (§. 101. Anm. 3.) bis über 80 (§. 118). Ein Peripteros hexastylos, 104 × 45 Fuß, 6*

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/105>, abgerufen am 29.03.2024.