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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Anhang.
Die ungriechischen Völker
.

I. Aegyptier.
1. Allgemeines.

1215. Die Aegyptier sind ein durchaus eigenthüm-
licher Zweig der Caucasischen Menschenrace im weitern
2Sinn dieses Worts. Ihr Körperbau war zierlich, schmäch-
tig, mehr für ausdauernde Arbeit, standhaftes Erdulden,
3als heroische Kraftäußerung geschaffen. Ihre Sprache,
in der Koptischen erkennbar, steht in ihrem Baue den
Syrischen (Semitischen) nahe, aber beruht noch mehr auf
äußerlicher Anreihung, und entfernt sich um desto weiter
von dem innern organischen Reichthum der Griechischen.
4Dieser Volkstamm findet sich seit Urzeiten in der ganzen
Ausdehnung des Nilthals; die Aethiopen des Reiches
Meroe waren, zwar selten politisch, aber durch überein-
stimmende Sitte, Religion, Kunst, überhaupt Nationali-
5tät, mit den Aegyptiern vereinigt. So wie dieses Strom-
land, besonders in Aegypten, durch die scharfe Abgränzung,
die jährliche große Ueberschwemmung, einen sehr bestimm-
ten und festen Charakter, etwas Abgeschlossnes und Ein-
förmiges hat: so finden wir hier auch das gesammte Le-
ben seit uralten Zeiten sehr geregelt, und gleichsam erstarrt.

Anhang.
Die ungriechiſchen Voͤlker
.

I. Aegyptier.
1. Allgemeines.

1215. Die Aegyptier ſind ein durchaus eigenthuͤm-
licher Zweig der Caucaſiſchen Menſchenraçe im weitern
2Sinn dieſes Worts. Ihr Koͤrperbau war zierlich, ſchmaͤch-
tig, mehr fuͤr ausdauernde Arbeit, ſtandhaftes Erdulden,
3als heroiſche Kraftaͤußerung geſchaffen. Ihre Sprache,
in der Koptiſchen erkennbar, ſteht in ihrem Baue den
Syriſchen (Semitiſchen) nahe, aber beruht noch mehr auf
aͤußerlicher Anreihung, und entfernt ſich um deſto weiter
von dem innern organiſchen Reichthum der Griechiſchen.
4Dieſer Volkſtamm findet ſich ſeit Urzeiten in der ganzen
Ausdehnung des Nilthals; die Aethiopen des Reiches
Meroe waren, zwar ſelten politiſch, aber durch uͤberein-
ſtimmende Sitte, Religion, Kunſt, uͤberhaupt Nationali-
5taͤt, mit den Aegyptiern vereinigt. So wie dieſes Strom-
land, beſonders in Aegypten, durch die ſcharfe Abgraͤnzung,
die jaͤhrliche große Ueberſchwemmung, einen ſehr beſtimm-
ten und feſten Charakter, etwas Abgeſchloſſnes und Ein-
foͤrmiges hat: ſo finden wir hier auch das geſammte Le-
ben ſeit uralten Zeiten ſehr geregelt, und gleichſam erſtarrt.

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[218/0240] Anhang. Die ungriechiſchen Voͤlker. I. Aegyptier. 1. Allgemeines. 215. Die Aegyptier ſind ein durchaus eigenthuͤm- licher Zweig der Caucaſiſchen Menſchenraçe im weitern Sinn dieſes Worts. Ihr Koͤrperbau war zierlich, ſchmaͤch- tig, mehr fuͤr ausdauernde Arbeit, ſtandhaftes Erdulden, als heroiſche Kraftaͤußerung geſchaffen. Ihre Sprache, in der Koptiſchen erkennbar, ſteht in ihrem Baue den Syriſchen (Semitiſchen) nahe, aber beruht noch mehr auf aͤußerlicher Anreihung, und entfernt ſich um deſto weiter von dem innern organiſchen Reichthum der Griechiſchen. Dieſer Volkſtamm findet ſich ſeit Urzeiten in der ganzen Ausdehnung des Nilthals; die Aethiopen des Reiches Meroe waren, zwar ſelten politiſch, aber durch uͤberein- ſtimmende Sitte, Religion, Kunſt, uͤberhaupt Nationali- taͤt, mit den Aegyptiern vereinigt. So wie dieſes Strom- land, beſonders in Aegypten, durch die ſcharfe Abgraͤnzung, die jaͤhrliche große Ueberſchwemmung, einen ſehr beſtimm- ten und feſten Charakter, etwas Abgeſchloſſnes und Ein- foͤrmiges hat: ſo finden wir hier auch das geſammte Le- ben ſeit uralten Zeiten ſehr geregelt, und gleichſam erſtarrt. 1 2 3 4 5

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/240>, abgerufen am 19.04.2024.