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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Die Syrischen Stämme.

234. Die Syrischen oder sogenannten Semitischen
Nationen, welche fast das ganze Vorderasien zwischen
Halys und Tigris, Armenien und dem Erythräischen
Meere bewohnten, und eben so, wie die Aegyptier,
gewisse Grundzüge des nationalen Charakters in Religion,
Verfassung und Sitte zeigen, haben besonders in zwei
Stämmen Kunstwerke eigenthümlicher Art hervorgebracht,
von denen wir noch etwas wissen, in Babylon und in
Phönicien.


A. Babylonier.
1. Architektonik.

1235. Die Babylonier, durch einen innern Trieb,
wie andre Völker dieser Gegend, frühzeitig in große
Massen zusammengedrängt, womit die Entwickelung einer
strengen Monarchie zusammenhängt, und zugleich durch die
Lage ihres niedrigen Flußlandes zu schützenden Bauunter-
nehmungen hingetrieben, unternahmen schon in uralten
2Zeiten große Werke; wozu ihnen weit weniger Holz (fast
nur Palmstämme) und Stein (der weit aus Armenien
3kommen mußte), als der feine Thon ihres Bodens das
Material gab, aus welchem die trefflichsten Backsteine,
für die innern Theile der Gebäude an der Sonne getrock-
nete, für die äußern gebrannte, verfertigt, und durch As-
phalt (der von Is am Euphrat kam) und Gyps mit
dazwischen liegenden Rohrlagen zu einer fest zusammen-
4hängenden Masse vereinigt wurden. Leider hat aber auch

II. Die Syriſchen Staͤmme.

234. Die Syriſchen oder ſogenannten Semitiſchen
Nationen, welche faſt das ganze Vorderaſien zwiſchen
Halys und Tigris, Armenien und dem Erythraͤiſchen
Meere bewohnten, und eben ſo, wie die Aegyptier,
gewiſſe Grundzuͤge des nationalen Charakters in Religion,
Verfaſſung und Sitte zeigen, haben beſonders in zwei
Staͤmmen Kunſtwerke eigenthuͤmlicher Art hervorgebracht,
von denen wir noch etwas wiſſen, in Babylon und in
Phoͤnicien.


A. Babylonier.
1. Architektonik.

1235. Die Babylonier, durch einen innern Trieb,
wie andre Voͤlker dieſer Gegend, fruͤhzeitig in große
Maſſen zuſammengedraͤngt, womit die Entwickelung einer
ſtrengen Monarchie zuſammenhaͤngt, und zugleich durch die
Lage ihres niedrigen Flußlandes zu ſchuͤtzenden Bauunter-
nehmungen hingetrieben, unternahmen ſchon in uralten
2Zeiten große Werke; wozu ihnen weit weniger Holz (faſt
nur Palmſtaͤmme) und Stein (der weit aus Armenien
3kommen mußte), als der feine Thon ihres Bodens das
Material gab, aus welchem die trefflichſten Backſteine,
fuͤr die innern Theile der Gebaͤude an der Sonne getrock-
nete, fuͤr die aͤußern gebrannte, verfertigt, und durch As-
phalt (der von Is am Euphrat kam) und Gyps mit
dazwiſchen liegenden Rohrlagen zu einer feſt zuſammen-
4haͤngenden Maſſe vereinigt wurden. Leider hat aber auch

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[254/0276] II. Die Syriſchen Staͤmme. 234. Die Syriſchen oder ſogenannten Semitiſchen Nationen, welche faſt das ganze Vorderaſien zwiſchen Halys und Tigris, Armenien und dem Erythraͤiſchen Meere bewohnten, und eben ſo, wie die Aegyptier, gewiſſe Grundzuͤge des nationalen Charakters in Religion, Verfaſſung und Sitte zeigen, haben beſonders in zwei Staͤmmen Kunſtwerke eigenthuͤmlicher Art hervorgebracht, von denen wir noch etwas wiſſen, in Babylon und in Phoͤnicien. A. Babylonier. 1. Architektonik. 235. Die Babylonier, durch einen innern Trieb, wie andre Voͤlker dieſer Gegend, fruͤhzeitig in große Maſſen zuſammengedraͤngt, womit die Entwickelung einer ſtrengen Monarchie zuſammenhaͤngt, und zugleich durch die Lage ihres niedrigen Flußlandes zu ſchuͤtzenden Bauunter- nehmungen hingetrieben, unternahmen ſchon in uralten Zeiten große Werke; wozu ihnen weit weniger Holz (faſt nur Palmſtaͤmme) und Stein (der weit aus Armenien kommen mußte), als der feine Thon ihres Bodens das Material gab, aus welchem die trefflichſten Backſteine, fuͤr die innern Theile der Gebaͤude an der Sonne getrock- nete, fuͤr die aͤußern gebrannte, verfertigt, und durch As- phalt (der von Is am Euphrat kam) und Gyps mit dazwiſchen liegenden Rohrlagen zu einer feſt zuſammen- haͤngenden Maſſe vereinigt wurden. Leider hat aber auch 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/276>, abgerufen am 19.04.2024.