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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Technik.
36, 9.) -- 1606 auf dem Esquilin ausgegraben, leicht und
dünn, aber mit sehr feinem Sinne für Harmonie und Bedeutung
der Farben gemahlt, jetzt im Besitz von Vincego Nelli von Ueber-
mahlung gereinigt. -- Die Aldobrandinische Hochzeit, von Böttiger
(antiquarisch) u. H. Meyer (artistisch). Dresden 1810. L. Biondi
in den Diss. d. Acc. Arch. i. -- Zur Litteratur der alten Mah-
lerei: Jo. Scheffer Graphice. Norimb. 1669. H. Junius
de pictura veterum. Roterod. 1694. f. Die §. 74 genann-
ten Schriften.


3. Enkaustische Mahlerei.

320. Ein sehr ausgebreiteter und besonders für Thier-1
und Blumenstücke, wo Illusion mehr Hauptsache war
als bei Götter- und Heroengemählden, angewandter
Zweig der alten Mahlerei (§. 139. 140.) war die En-
kaustik oder eingebrannte Mahlerei. Man unterschied drei2
Arten: 1. Das bloße Einbrennen von Umrissen auf El-
fenbeintafeln mit dem Griffel. 2. Das Auftragen von3
Wachsfarben verschiedner Art auf Tafeln oder auf Wände
mit Griffeln, womit ein völliges Einschmelzen derselben
durch Feuer verbunden war (ceris pingere et picturam
inurere
). 3. Das Bemahlen der Schiffe mit Pinfeln,4
die in flüssiges, mit einer Art Pech vermischtes Wachs
getaucht wurden, welches der Außenfläche der Schiffe nicht
blos einen Schmuck sondern zugleich einen Schutz gegen
das Meerwasser verschaffen sollte. Mit diesem geringen5
Ergebnisse aus den Stellen der Alten müssen wir uns
begnügen, da die Versuche, die verlorne Kunst der En-
kaustik zu erneuern, bis jetzt noch kein erwünschtes Re-
sultat gewährt zu haben scheinen.

2. Encausta pingendi duo fuisse genera antiquitus con-
stat, cera, et in ebore
(also ohne cera), cestro i. e. veru-
culo, donec classes pingi coepere.
Pl. xxxv, 41.

3. Pausias et ceteri pictores eius generis Ioculatas
magnas habent arculas, ubi discolores sunt cerae.
Varro

II. Bildende Kunſt. Technik.
36, 9.) — 1606 auf dem Esquilin ausgegraben, leicht und
dünn, aber mit ſehr feinem Sinne für Harmonie und Bedeutung
der Farben gemahlt, jetzt im Beſitz von Vincego Nelli von Ueber-
mahlung gereinigt. — Die Aldobrandiniſche Hochzeit, von Böttiger
(antiquariſch) u. H. Meyer (artiſtiſch). Dresden 1810. L. Biondi
in den Diss. d. Acc. Arch. i. — Zur Litteratur der alten Mah-
lerei: Jo. Scheffer Graphice. Norimb. 1669. H. Junius
de pictura veterum. Roterod. 1694. f. Die §. 74 genann-
ten Schriften.


3. Enkauſtiſche Mahlerei.

320. Ein ſehr ausgebreiteter und beſonders fuͤr Thier-1
und Blumenſtuͤcke, wo Illuſion mehr Hauptſache war
als bei Goͤtter- und Heroengemaͤhlden, angewandter
Zweig der alten Mahlerei (§. 139. 140.) war die En-
kauſtik oder eingebrannte Mahlerei. Man unterſchied drei2
Arten: 1. Das bloße Einbrennen von Umriſſen auf El-
fenbeintafeln mit dem Griffel. 2. Das Auftragen von3
Wachsfarben verſchiedner Art auf Tafeln oder auf Waͤnde
mit Griffeln, womit ein voͤlliges Einſchmelzen derſelben
durch Feuer verbunden war (ceris pingere et picturam
inurere
). 3. Das Bemahlen der Schiffe mit Pinfeln,4
die in fluͤſſiges, mit einer Art Pech vermiſchtes Wachs
getaucht wurden, welches der Außenflaͤche der Schiffe nicht
blos einen Schmuck ſondern zugleich einen Schutz gegen
das Meerwaſſer verſchaffen ſollte. Mit dieſem geringen5
Ergebniſſe aus den Stellen der Alten muͤſſen wir uns
begnuͤgen, da die Verſuche, die verlorne Kunſt der En-
kauſtik zu erneuern, bis jetzt noch kein erwuͤnſchtes Re-
ſultat gewaͤhrt zu haben ſcheinen.

2. Encausta pingendi duo fuisse genera antiquitus con-
stat, cera, et in ebore
(alſo ohne cera), cestro i. e. veru-
culo, donec classes pingi coepere.
Pl. xxxv, 41.

3. Pausias et ceteri pictores eius generis Ioculatas
magnas habent arculas, ubi discolores sunt cerae.
Varro

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[391/0413] II. Bildende Kunſt. Technik. 36, 9.) — 1606 auf dem Esquilin ausgegraben, leicht und dünn, aber mit ſehr feinem Sinne für Harmonie und Bedeutung der Farben gemahlt, jetzt im Beſitz von Vincego Nelli von Ueber- mahlung gereinigt. — Die Aldobrandiniſche Hochzeit, von Böttiger (antiquariſch) u. H. Meyer (artiſtiſch). Dresden 1810. L. Biondi in den Diss. d. Acc. Arch. i. — Zur Litteratur der alten Mah- lerei: Jo. Scheffer Graphice. Norimb. 1669. H. Junius de pictura veterum. Roterod. 1694. f. Die §. 74 genann- ten Schriften. 3. Enkauſtiſche Mahlerei. 320. Ein ſehr ausgebreiteter und beſonders fuͤr Thier- und Blumenſtuͤcke, wo Illuſion mehr Hauptſache war als bei Goͤtter- und Heroengemaͤhlden, angewandter Zweig der alten Mahlerei (§. 139. 140.) war die En- kauſtik oder eingebrannte Mahlerei. Man unterſchied drei Arten: 1. Das bloße Einbrennen von Umriſſen auf El- fenbeintafeln mit dem Griffel. 2. Das Auftragen von Wachsfarben verſchiedner Art auf Tafeln oder auf Waͤnde mit Griffeln, womit ein voͤlliges Einſchmelzen derſelben durch Feuer verbunden war (ceris pingere et picturam inurere). 3. Das Bemahlen der Schiffe mit Pinfeln, die in fluͤſſiges, mit einer Art Pech vermiſchtes Wachs getaucht wurden, welches der Außenflaͤche der Schiffe nicht blos einen Schmuck ſondern zugleich einen Schutz gegen das Meerwaſſer verſchaffen ſollte. Mit dieſem geringen Ergebniſſe aus den Stellen der Alten muͤſſen wir uns begnuͤgen, da die Verſuche, die verlorne Kunſt der En- kauſtik zu erneuern, bis jetzt noch kein erwuͤnſchtes Re- ſultat gewaͤhrt zu haben ſcheinen. 1 2 3 4 5 2. Encausta pingendi duo fuisse genera antiquitus con- stat, cera, et in ebore (alſo ohne cera), cestro i. e. veru- culo, donec classes pingi coepere. Pl. xxxv, 41. 3. Pausias et ceteri pictores eius generis Ioculatas magnas habent arculas, ubi discolores sunt cerae. Varro

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/413>, abgerufen am 25.04.2024.