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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
Corp. Inscr. p. 821. Die Seleukiden waren angeblich Abkömm-
linge, und große Verehrer des Apollon (Weihgeschenke nach dem
Didymäon, Restitution des Bildes von Kanachos; Apollon auf
den Münzen). S. Norisius Epochae Syro-Macedonum diss.
3. p.
150.

4. Die Ptolemäer sind Gönner und Beförderer der Kunst bis
auf den vii, Physkon. Flucht der Künstler und Gelehrten gegen
162. Unter den Seleukiden Seleukos i. Antiochos iv. Atta-
los i. u. Eumenes ii. Außer diesen die Syrakusischen Thrannen
Agathokles, Hieron ii. Auch Pyrrhos von Epeiros ist ein Kunst-
freund, s. über Ambrakia's Kunstreichthum Polyb. xxii, 13. Liv.
xxxviii, 9.

1145. Unläugbar wird dadurch zugleich der Gesichts-
kreis der Griechischen Künstler erweitert; sie werden durch
die Wunder des Morgenlands zum Wetteifer in Colossa-
2lität und Pracht angetrieben. Daß indessen keine eigent-
liche Vermischung der Kunstweisen der verschiednen Völ-
ker eintrat, davon liegt der Grund theils in der innerlich
festen, aus eignem Keim hervorgewachsnen und daher
nach außen abgeschlossnen Bildung der Nationen des
3Alterthums, namentlich der Griechen, und zugleich in der
scharfen Trennung, welche lange zwischen dem erobernden
und den einheimischen Völkern bestand. Die Städte des
Griechischen Kunstbetriebs liegen zuerst wie Inseln in
fremdartigen Umgebungen mitten inne.

3. Diese Trennung geht für Aegypten, wo sie am schärfsten
war, besonders aus den neuen Untersuchungen hervor (s. unten
Anhang; Aegypten). Die Verwaltung behielt hier ganz den Cha-
rakter der Einrichtung eines in einem fremden Lande stehenden
Heeres. -- Im Cultus kam in Alexandreia nur der Pontisch-
Aegyptische Serapis zu den Hellenischen Göttern hinzu; die Ptole-
mäer-Münzen zeigen bis auf die letzten Zeiten von fremden Göt-
tern nur den schon lange hellenisirten Ammon. Eckhel D. N. i, iv.
p.
28. Auch die Alexandrinischen Kaisermünzen haben nicht viel
Aegyptische Gottheiten.

1146. Auch bleiben die Städte des alten Griechenlands
fortwährend die Sitze des Kunstbetriebs; nur wenige

Hiſtoriſcher Theil.
Corp. Inscr. p. 821. Die Seleukiden waren angeblich Abkömm-
linge, und große Verehrer des Apollon (Weihgeſchenke nach dem
Didymäon, Reſtitution des Bildes von Kanachos; Apollon auf
den Münzen). S. Noriſius Epochae Syro-Macedonum diss.
3. p.
150.

4. Die Ptolemäer ſind Gönner und Beförderer der Kunſt bis
auf den vii, Physkon. Flucht der Künſtler und Gelehrten gegen
162. Unter den Seleukiden Seleukos i. Antiochos iv. Atta-
los i. u. Eumenes ii. Außer dieſen die Syrakuſiſchen Thrannen
Agathokles, Hieron ii. Auch Pyrrhos von Epeiros iſt ein Kunſt-
freund, ſ. über Ambrakia’s Kunſtreichthum Polyb. xxii, 13. Liv.
xxxviii, 9.

1145. Unlaͤugbar wird dadurch zugleich der Geſichts-
kreis der Griechiſchen Kuͤnſtler erweitert; ſie werden durch
die Wunder des Morgenlands zum Wetteifer in Coloſſa-
2litaͤt und Pracht angetrieben. Daß indeſſen keine eigent-
liche Vermiſchung der Kunſtweiſen der verſchiednen Voͤl-
ker eintrat, davon liegt der Grund theils in der innerlich
feſten, aus eignem Keim hervorgewachſnen und daher
nach außen abgeſchloſſnen Bildung der Nationen des
3Alterthums, namentlich der Griechen, und zugleich in der
ſcharfen Trennung, welche lange zwiſchen dem erobernden
und den einheimiſchen Voͤlkern beſtand. Die Staͤdte des
Griechiſchen Kunſtbetriebs liegen zuerſt wie Inſeln in
fremdartigen Umgebungen mitten inne.

3. Dieſe Trennung geht für Aegypten, wo ſie am ſchärfſten
war, beſonders aus den neuen Unterſuchungen hervor (ſ. unten
Anhang; Aegypten). Die Verwaltung behielt hier ganz den Cha-
rakter der Einrichtung eines in einem fremden Lande ſtehenden
Heeres. — Im Cultus kam in Alexandreia nur der Pontiſch-
Aegyptiſche Serapis zu den Helleniſchen Göttern hinzu; die Ptole-
mäer-Münzen zeigen bis auf die letzten Zeiten von fremden Göt-
tern nur den ſchon lange helleniſirten Ammon. Eckhel D. N. i, iv.
p.
28. Auch die Alexandriniſchen Kaiſermünzen haben nicht viel
Aegyptiſche Gottheiten.

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fortwaͤhrend die Sitze des Kunſtbetriebs; nur wenige

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[128/0150] Hiſtoriſcher Theil. Corp. Inscr. p. 821. Die Seleukiden waren angeblich Abkömm- linge, und große Verehrer des Apollon (Weihgeſchenke nach dem Didymäon, Reſtitution des Bildes von Kanachos; Apollon auf den Münzen). S. Noriſius Epochae Syro-Macedonum diss. 3. p. 150. 4. Die Ptolemäer ſind Gönner und Beförderer der Kunſt bis auf den vii, Physkon. Flucht der Künſtler und Gelehrten gegen 162. Unter den Seleukiden Seleukos i. Antiochos iv. Atta- los i. u. Eumenes ii. Außer dieſen die Syrakuſiſchen Thrannen Agathokles, Hieron ii. Auch Pyrrhos von Epeiros iſt ein Kunſt- freund, ſ. über Ambrakia’s Kunſtreichthum Polyb. xxii, 13. Liv. xxxviii, 9. 145. Unlaͤugbar wird dadurch zugleich der Geſichts- kreis der Griechiſchen Kuͤnſtler erweitert; ſie werden durch die Wunder des Morgenlands zum Wetteifer in Coloſſa- litaͤt und Pracht angetrieben. Daß indeſſen keine eigent- liche Vermiſchung der Kunſtweiſen der verſchiednen Voͤl- ker eintrat, davon liegt der Grund theils in der innerlich feſten, aus eignem Keim hervorgewachſnen und daher nach außen abgeſchloſſnen Bildung der Nationen des Alterthums, namentlich der Griechen, und zugleich in der ſcharfen Trennung, welche lange zwiſchen dem erobernden und den einheimiſchen Voͤlkern beſtand. Die Staͤdte des Griechiſchen Kunſtbetriebs liegen zuerſt wie Inſeln in fremdartigen Umgebungen mitten inne. 1 2 3 3. Dieſe Trennung geht für Aegypten, wo ſie am ſchärfſten war, beſonders aus den neuen Unterſuchungen hervor (ſ. unten Anhang; Aegypten). Die Verwaltung behielt hier ganz den Cha- rakter der Einrichtung eines in einem fremden Lande ſtehenden Heeres. — Im Cultus kam in Alexandreia nur der Pontiſch- Aegyptiſche Serapis zu den Helleniſchen Göttern hinzu; die Ptole- mäer-Münzen zeigen bis auf die letzten Zeiten von fremden Göt- tern nur den ſchon lange helleniſirten Ammon. Eckhel D. N. i, iv. p. 28. Auch die Alexandriniſchen Kaiſermünzen haben nicht viel Aegyptiſche Gottheiten. 146. Auch bleiben die Staͤdte des alten Griechenlands fortwaͤhrend die Sitze des Kunſtbetriebs; nur wenige 1

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/150>, abgerufen am 29.03.2024.