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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
cula transfert a digitis Juv. v, 43. Vgl. Meurs. de luxu
Rom. c. 8. T. v. p.
18.

3. Gemma bibere Virg. Georg. ii, 506. Properz iii,
5,
4. u. Aa. Vas vinarium ex una gemma pergrandi,
trulla excavata. Cic. Verr. iv,
27. Unten: Technik.

4. Das edelste Werk ist der Cameo- Gonzaga (jetzt im Be-
sitze des Russischen Kaisers) mit den Köpfen des Ptolem. II. und
der ersten Arsinoe (nach Visc.), fast 1/2 Fuß lang, im schönsten u.
geistreichsten Styl, Visconti Iconogr. pl. 53. Viel geringer der
Wiener mit den Köpfen desselben Ptol. u. der zweiten Arsinoe
(ADELPhON), Eckhel Choix des pierres grav. pl. 10.
Vgl. die Beschreibung des Achats, welchen Pyrrhos hatte, in quo
novem Musae et Apollo citharam tenens spectarentur,
non arte sed sponte naturae ita discurrentibus maculis,
ut Musis quoque singulis redderentur insignia.
Plin.
xxxvii, 3.

1162. In den Münzen thut sich deutlicher als an-
derswo, und zugleich auf die sicherste und urkundlichste
Weise, das Sinken der Kunst in den Makedonischen Rei-
2chen kund. In der ersten Hälfte der Periode zeigen sie
meist eine treffliche Zeichnung und Ausführung, wie die
von Alexander selbst, Philipp Arrhidäos, Antigonos u.
Demetrios Poliorketes, von Lysimachos, von Antiochos
Soter, Theos und andern Seleukiden, besonders die in
Zartheit und Anmuth wetteifernden, aber an Kraft und
Großartigkeit früheren Werken nachstehenden Münzen von
3Agathokles und Pyrrhos. Viel geringer sind die Make-
donischen von Antigonos Gonatas, die Syrischen von
Antiochos IV. an (welche meist mit Schrift sehr überla-
den sind); auch die Sicilischen von Hieron II., Hierony-
mos und der Philistis stehen den frühern nach. Auch
unter den Münzen der Ptolemäer, welche indeß im All-
gemeinen nicht vorzüglich sind, zeichnen sich doch die äl-
tern als die bessern aus.

2. 3. Mionnets Empreintes geben hinlängliche Beispiele.
Mit Alexander beginnen die Köpfe der Fürsten auf den Münzen,
wenn der Herakleskopf auf vielen der Münzen Alexanders ein idea-

Hiſtoriſcher Theil.
cula transfert a digitis Juv. v, 43. Vgl. Meurſ. de luxu
Rom. c. 8. T. v. p.
18.

3. Gemma bibere Virg. Georg. ii, 506. Properz iii,
5,
4. u. Aa. Vas vinarium ex una gemma pergrandi,
trulla excavata. Cic. Verr. iv,
27. Unten: Technik.

4. Das edelſte Werk iſt der Cameo- Gonzaga (jetzt im Be-
ſitze des Ruſſiſchen Kaiſers) mit den Köpfen des Ptolem. II. und
der erſten Arſinoe (nach Viſc.), faſt ½ Fuß lang, im ſchönſten u.
geiſtreichſten Styl, Viſconti Iconogr. pl. 53. Viel geringer der
Wiener mit den Köpfen deſſelben Ptol. u. der zweiten Arſinoe
(ΑΔΕΛΦΩΝ), Eckhel Choix des pierres grav. pl. 10.
Vgl. die Beſchreibung des Achats, welchen Pyrrhos hatte, in quo
novem Musae et Apollo citharam tenens spectarentur,
non arte sed sponte naturae ita discurrentibus maculis,
ut Musis quoque singulis redderentur insignia.
Plin.
xxxvii, 3.

1162. In den Muͤnzen thut ſich deutlicher als an-
derswo, und zugleich auf die ſicherſte und urkundlichſte
Weiſe, das Sinken der Kunſt in den Makedoniſchen Rei-
2chen kund. In der erſten Haͤlfte der Periode zeigen ſie
meiſt eine treffliche Zeichnung und Ausfuͤhrung, wie die
von Alexander ſelbſt, Philipp Arrhidaͤos, Antigonos u.
Demetrios Poliorketes, von Lyſimachos, von Antiochos
Soter, Theos und andern Seleukiden, beſonders die in
Zartheit und Anmuth wetteifernden, aber an Kraft und
Großartigkeit fruͤheren Werken nachſtehenden Muͤnzen von
3Agathokles und Pyrrhos. Viel geringer ſind die Make-
doniſchen von Antigonos Gonatas, die Syriſchen von
Antiochos IV. an (welche meiſt mit Schrift ſehr uͤberla-
den ſind); auch die Siciliſchen von Hieron II., Hierony-
mos und der Philiſtis ſtehen den fruͤhern nach. Auch
unter den Muͤnzen der Ptolemaͤer, welche indeß im All-
gemeinen nicht vorzuͤglich ſind, zeichnen ſich doch die aͤl-
tern als die beſſern aus.

2. 3. Mionnets Empreintes geben hinlängliche Beiſpiele.
Mit Alexander beginnen die Köpfe der Fürſten auf den Münzen,
wenn der Herakleskopf auf vielen der Münzen Alexanders ein idea-

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[142/0164] Hiſtoriſcher Theil. cula transfert a digitis Juv. v, 43. Vgl. Meurſ. de luxu Rom. c. 8. T. v. p. 18. 3. Gemma bibere Virg. Georg. ii, 506. Properz iii, 5, 4. u. Aa. Vas vinarium ex una gemma pergrandi, trulla excavata. Cic. Verr. iv, 27. Unten: Technik. 4. Das edelſte Werk iſt der Cameo- Gonzaga (jetzt im Be- ſitze des Ruſſiſchen Kaiſers) mit den Köpfen des Ptolem. II. und der erſten Arſinoe (nach Viſc.), faſt ½ Fuß lang, im ſchönſten u. geiſtreichſten Styl, Viſconti Iconogr. pl. 53. Viel geringer der Wiener mit den Köpfen deſſelben Ptol. u. der zweiten Arſinoe (ΑΔΕΛΦΩΝ), Eckhel Choix des pierres grav. pl. 10. Vgl. die Beſchreibung des Achats, welchen Pyrrhos hatte, in quo novem Musae et Apollo citharam tenens spectarentur, non arte sed sponte naturae ita discurrentibus maculis, ut Musis quoque singulis redderentur insignia. Plin. xxxvii, 3. 162. In den Muͤnzen thut ſich deutlicher als an- derswo, und zugleich auf die ſicherſte und urkundlichſte Weiſe, das Sinken der Kunſt in den Makedoniſchen Rei- chen kund. In der erſten Haͤlfte der Periode zeigen ſie meiſt eine treffliche Zeichnung und Ausfuͤhrung, wie die von Alexander ſelbſt, Philipp Arrhidaͤos, Antigonos u. Demetrios Poliorketes, von Lyſimachos, von Antiochos Soter, Theos und andern Seleukiden, beſonders die in Zartheit und Anmuth wetteifernden, aber an Kraft und Großartigkeit fruͤheren Werken nachſtehenden Muͤnzen von Agathokles und Pyrrhos. Viel geringer ſind die Make- doniſchen von Antigonos Gonatas, die Syriſchen von Antiochos IV. an (welche meiſt mit Schrift ſehr uͤberla- den ſind); auch die Siciliſchen von Hieron II., Hierony- mos und der Philiſtis ſtehen den fruͤhern nach. Auch unter den Muͤnzen der Ptolemaͤer, welche indeß im All- gemeinen nicht vorzuͤglich ſind, zeichnen ſich doch die aͤl- tern als die beſſern aus. 1 2 3 2. 3. Mionnets Empreintes geben hinlängliche Beiſpiele. Mit Alexander beginnen die Köpfe der Fürſten auf den Münzen, wenn der Herakleskopf auf vielen der Münzen Alexanders ein idea-

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/164>, abgerufen am 19.04.2024.