Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Italien. Episode.
Samnitische Eroberung (um 332 Roms) -- zu beschränkt,
theils die Etruskische Nation selbst schon zu gebrochen,
zu entartet und innerlich verfallen war und am Ende
auch nicht Kunstgeist genug besaß, um sich die vervoll-
kommnete Kunst in gleichem Maaße aneignen zu können:
daher ungeachtet mancher einzelnen trefflichen Leistungen5
doch die Kunst im Ganzen in ein handwerksmäßiges,
auf Griechische Eleganz und Schönheit keinen Anspruch
mehr machendes Treiben verfiel. Immer war hiernach6
die zeichnende Kunst in Etrurien ein fremdes Gewächs,
fremd den Formen, fremd dem Stoffe nach, welchen
sie fast durchaus nicht aus der nationalen Superstition,
die sich wenig zu Kunstdarstellungen eignete, sondern aus
den Göttern- und Heroenmythen der Griechen entlehnte.

2. Die Tuscanica, TuRRenika stehen daher im Allge-
meinen den ältesten Griechischen Werken gleich, Quintil. xii,
10. Strab. xvii. p. 806. a.

3. Vgl. die oft absichtlich verzerrten Bronzen der Etrusker in
nationalen Trachten, die gewiß nicht grade die urältesten sind, z. B.
die aus Gori §. 172. angeführten, (auch Inghirami S. iii. t. 10.
11. 12. Specimens pl.
4.) u. die §. 173. Anm. 4. erwähnten
Spiegelzeichnungen.

6. Ueber die Nationalisirung der Griechischen Heroenmythen in
Etrurien des Vf. Etrusker ii. S. 266.

Litteratur der Etruskischen Kunstalterthümer. Betrügereien
von Annio von Viterbo u. Curzio Inghirami. Thomas Demp-
sters (1619 geschriebne) De Etruria regali l. viii. ed. Th.
Coke Flor. 1723. 2. T. f.
Hinzugefügt Abbildungen von Kunst-
werken u. Erläuterungen von Ph. Buonarotti. A. F. Gori
Museum Etruscum T. iii. f. 1737--43. (mit Passeri's Dis-
sert.
). Dess. Musei Guarnacci Ant. Mon. Etrusca 1744 f.
Saggi di Dissertazioni dell' Acad. Etrusca di Cortona
von
1742 an. ix T. 4. Museum Cortonense a Fr. Valesio,
A. F. Gorio et Rod. Venuti illustr. 1750 f.
Scipione
Maffei Osservazioni letterarj, T. iv. p. 1 -- 243. v. p.
255--395. vi. p.
1--178. J. B. Passeri In Dempsteri

11*

Italien. Epiſode.
Samnitiſche Eroberung (um 332 Roms) — zu beſchraͤnkt,
theils die Etruskiſche Nation ſelbſt ſchon zu gebrochen,
zu entartet und innerlich verfallen war und am Ende
auch nicht Kunſtgeiſt genug beſaß, um ſich die vervoll-
kommnete Kunſt in gleichem Maaße aneignen zu koͤnnen:
daher ungeachtet mancher einzelnen trefflichen Leiſtungen5
doch die Kunſt im Ganzen in ein handwerksmaͤßiges,
auf Griechiſche Eleganz und Schoͤnheit keinen Anſpruch
mehr machendes Treiben verfiel. Immer war hiernach6
die zeichnende Kunſt in Etrurien ein fremdes Gewaͤchs,
fremd den Formen, fremd dem Stoffe nach, welchen
ſie faſt durchaus nicht aus der nationalen Superſtition,
die ſich wenig zu Kunſtdarſtellungen eignete, ſondern aus
den Goͤttern- und Heroenmythen der Griechen entlehnte.

2. Die Tuscanica, Τυῤῥηνικὰ ſtehen daher im Allge-
meinen den älteſten Griechiſchen Werken gleich, Quintil. xii,
10. Strab. xvii. p. 806. a.

3. Vgl. die oft abſichtlich verzerrten Bronzen der Etrusker in
nationalen Trachten, die gewiß nicht grade die urälteſten ſind, z. B.
die aus Gori §. 172. angeführten, (auch Inghirami S. iii. t. 10.
11. 12. Specimens pl.
4.) u. die §. 173. Anm. 4. erwähnten
Spiegelzeichnungen.

6. Ueber die Nationaliſirung der Griechiſchen Heroenmythen in
Etrurien des Vf. Etrusker ii. S. 266.

Litteratur der Etruskiſchen Kunſtalterthümer. Betrügereien
von Annio von Viterbo u. Curzio Inghirami. Thomas Demp-
ſters (1619 geſchriebne) De Etruria regali l. viii. ed. Th.
Coke Flor. 1723. 2. T. f.
Hinzugefügt Abbildungen von Kunſt-
werken u. Erläuterungen von Ph. Buonarotti. A. F. Gori
Museum Etruscum T. iii. f. 1737—43. (mit Paſſeri’s Dis-
sert.
). Deſſ. Musei Guarnacci Ant. Mon. Etrusca 1744 f.
Saggi di Dissertazioni dell’ Acad. Etrusca di Cortona
von
1742 an. ix T. 4. Museum Cortonense a Fr. Valesio,
A. F. Gorio et Rod. Venuti illustr. 1750 f.
Scipione
Maffei Osservazioni letterarj, T. iv. p. 1 — 243. v. p.
255—395. vi. p.
1—178. J. B. Paſſeri In Dempsteri

11*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0185" n="163"/><fw place="top" type="header">Italien. Epi&#x017F;ode.</fw><lb/>
Samniti&#x017F;che Eroberung (um 332 Roms) &#x2014; zu be&#x017F;chra&#x0364;nkt,<lb/>
theils die Etruski&#x017F;che Nation &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon zu gebrochen,<lb/>
zu entartet und innerlich verfallen war und am Ende<lb/>
auch nicht Kun&#x017F;tgei&#x017F;t genug be&#x017F;aß, um &#x017F;ich die vervoll-<lb/>
kommnete Kun&#x017F;t in gleichem Maaße aneignen zu ko&#x0364;nnen:<lb/>
daher ungeachtet mancher einzelnen trefflichen Lei&#x017F;tungen<note place="right">5</note><lb/>
doch die Kun&#x017F;t im Ganzen in ein handwerksma&#x0364;ßiges,<lb/>
auf Griechi&#x017F;che Eleganz und Scho&#x0364;nheit keinen An&#x017F;pruch<lb/>
mehr machendes Treiben verfiel. Immer war hiernach<note place="right">6</note><lb/>
die zeichnende Kun&#x017F;t in Etrurien ein fremdes Gewa&#x0364;chs,<lb/>
fremd den Formen, fremd dem Stoffe nach, welchen<lb/>
&#x017F;ie fa&#x017F;t durchaus nicht aus der nationalen Super&#x017F;tition,<lb/>
die &#x017F;ich wenig zu Kun&#x017F;tdar&#x017F;tellungen eignete, &#x017F;ondern aus<lb/>
den Go&#x0364;ttern- und Heroenmythen der Griechen entlehnte.</p><lb/>
            <p>2. Die <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Tuscanica,</hi></hi> &#x03A4;&#x03C5;&#x1FE4;&#x1FE5;&#x03B7;&#x03BD;&#x03B9;&#x03BA;&#x1F70; &#x017F;tehen daher im Allge-<lb/>
meinen den <hi rendition="#g">älte&#x017F;ten</hi> Griechi&#x017F;chen Werken gleich, Quintil. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">xii,</hi></hi><lb/>
10. Strab. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xvii.</hi> p. 806. a.</hi></p><lb/>
            <p>3. Vgl. die oft ab&#x017F;ichtlich verzerrten Bronzen der Etrusker in<lb/>
nationalen Trachten, die gewiß nicht grade die urälte&#x017F;ten &#x017F;ind, z. B.<lb/>
die aus Gori §. 172. angeführten, (auch Inghirami <hi rendition="#aq">S. <hi rendition="#k">iii.</hi> t. 10.<lb/>
11. 12. Specimens pl.</hi> 4.) u. die §. 173. Anm. 4. erwähnten<lb/>
Spiegelzeichnungen.</p><lb/>
            <p>6. Ueber die Nationali&#x017F;irung der Griechi&#x017F;chen Heroenmythen in<lb/>
Etrurien des Vf. Etrusker <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii.</hi></hi> S. 266.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Litteratur</hi> der Etruski&#x017F;chen Kun&#x017F;talterthümer. Betrügereien<lb/>
von Annio von Viterbo u. Curzio Inghirami. Thomas Demp-<lb/>
&#x017F;ters (1619 ge&#x017F;chriebne) <hi rendition="#aq">De Etruria regali l. <hi rendition="#k">viii.</hi> ed. Th.<lb/>
Coke Flor. 1723. 2. T. f.</hi> Hinzugefügt Abbildungen von Kun&#x017F;t-<lb/>
werken u. Erläuterungen von Ph. Buonarotti. A. F. Gori<lb/><hi rendition="#aq">Museum Etruscum T. <hi rendition="#k">iii.</hi> f.</hi> 1737&#x2014;43. (mit Pa&#x017F;&#x017F;eri&#x2019;s <hi rendition="#aq">Dis-<lb/>
sert.</hi>). De&#x017F;&#x017F;. <hi rendition="#aq">Musei Guarnacci Ant. Mon. Etrusca 1744 f.<lb/>
Saggi di Dissertazioni dell&#x2019; Acad. Etrusca di Cortona</hi> von<lb/>
1742 an. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ix</hi> T. 4. Museum Cortonense a Fr. Valesio,<lb/>
A. F. Gorio et Rod. Venuti illustr. 1750 f.</hi> Scipione<lb/>
Maffei <hi rendition="#aq">Osservazioni letterarj, T. <hi rendition="#k">iv.</hi> p. 1 &#x2014; 243. <hi rendition="#k">v.</hi> p.<lb/>
255&#x2014;395. <hi rendition="#k">vi.</hi> p.</hi> 1&#x2014;178. J. B. Pa&#x017F;&#x017F;eri <hi rendition="#aq">In Dempsteri</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">11*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0185] Italien. Epiſode. Samnitiſche Eroberung (um 332 Roms) — zu beſchraͤnkt, theils die Etruskiſche Nation ſelbſt ſchon zu gebrochen, zu entartet und innerlich verfallen war und am Ende auch nicht Kunſtgeiſt genug beſaß, um ſich die vervoll- kommnete Kunſt in gleichem Maaße aneignen zu koͤnnen: daher ungeachtet mancher einzelnen trefflichen Leiſtungen doch die Kunſt im Ganzen in ein handwerksmaͤßiges, auf Griechiſche Eleganz und Schoͤnheit keinen Anſpruch mehr machendes Treiben verfiel. Immer war hiernach die zeichnende Kunſt in Etrurien ein fremdes Gewaͤchs, fremd den Formen, fremd dem Stoffe nach, welchen ſie faſt durchaus nicht aus der nationalen Superſtition, die ſich wenig zu Kunſtdarſtellungen eignete, ſondern aus den Goͤttern- und Heroenmythen der Griechen entlehnte. 5 6 2. Die Tuscanica, Τυῤῥηνικὰ ſtehen daher im Allge- meinen den älteſten Griechiſchen Werken gleich, Quintil. xii, 10. Strab. xvii. p. 806. a. 3. Vgl. die oft abſichtlich verzerrten Bronzen der Etrusker in nationalen Trachten, die gewiß nicht grade die urälteſten ſind, z. B. die aus Gori §. 172. angeführten, (auch Inghirami S. iii. t. 10. 11. 12. Specimens pl. 4.) u. die §. 173. Anm. 4. erwähnten Spiegelzeichnungen. 6. Ueber die Nationaliſirung der Griechiſchen Heroenmythen in Etrurien des Vf. Etrusker ii. S. 266. Litteratur der Etruskiſchen Kunſtalterthümer. Betrügereien von Annio von Viterbo u. Curzio Inghirami. Thomas Demp- ſters (1619 geſchriebne) De Etruria regali l. viii. ed. Th. Coke Flor. 1723. 2. T. f. Hinzugefügt Abbildungen von Kunſt- werken u. Erläuterungen von Ph. Buonarotti. A. F. Gori Museum Etruscum T. iii. f. 1737—43. (mit Paſſeri’s Dis- sert.). Deſſ. Musei Guarnacci Ant. Mon. Etrusca 1744 f. Saggi di Dissertazioni dell’ Acad. Etrusca di Cortona von 1742 an. ix T. 4. Museum Cortonense a Fr. Valesio, A. F. Gorio et Rod. Venuti illustr. 1750 f. Scipione Maffei Osservazioni letterarj, T. iv. p. 1 — 243. v. p. 255—395. vi. p. 1—178. J. B. Paſſeri In Dempsteri 11*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/185
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/185>, abgerufen am 29.03.2024.