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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
Blätterwerk, Rosen, Voluten, Perlenstäben. An den Königs-
gräbern kommen dazu noch denticuli, eine Art von Eier und
Schlangenzungen, und das dreitheilige Architrav. Die Gesimse
über den Thüren haben Aehnlichkeit mit den Aegyptischen (§. 222).
Man bewundert die trefflich behaunen und sehr genau zusammen-
gefügten Quadern und Säulenstücke. Spuren von Wasserleitun-
gen durch die Hallen und Sääle. Von räthselhaften unterirdi-
schen Gängen Chardin u. Morier.

1245. Zugleich lagen in diesem Stammsitze des Ge-
schlechts der Achämeniden die Grabmonumente der-
2selben. Dies waren seltner freistehende Gebäude, wie
3das des Kyros beschrieben wird; gewöhnlicher in den
Felsen gehaune Facaden mit verborgnen unzugänglichen
Kammern dahinter, dergleichen theils an der Felswand
oberhalb des beschriebnen Pallastes von Persepolis, theils
4nördlich davon bei Nakschi-Rustan liegen. Die Archi-
tektur zeigt dieselben Formen, wie in Persepolis; die
durchherrschende Darstellung ist die eines Gerüstes, auf
dem der König in religiöser Handlung erscheint, über
einem Fries und Architrav, welches von Säulen mit
5Einhorn-Capitälern getragen wird. -- Wir bemerken
hiebei, daß dieselbe Form der Grabmäler, in den Felsen
gehaune Facaden, in Asien sehr verbreitet war, und in
einfacherer Gestalt als hier bei dem Königsgrabe des
Midas in Phrygien vorkömmt.

2. Das Grab des Kyros im Paradeisos von Pasargadä
Arrian vi, 29. Strab. xv, 730. Ein purgos, unten eine
Basis aus Quadern, darauf ein Bau aus einem oder mehrern
Stockwerken, oben ein sekos mit einer ganz engen Thür; darin
ein goldner Sarg mit dem Leichnam, ein Sopha mit podes
khrusoi sphurelatoi, darauf ein Babylonischer Teppich, Gewänder,
Schmuck, Waffen. Ob das Denkmal in Murghab? Ousely ii.
pl.
53. Porter i. pl. 14. p. 498. Heeren S. 276.

3. Eins der Gräber am Berge Rachmed (400 Fuß vom ei-
gentlichen Pallaste) muß nach Diodor xvii, 71. das des Dareios
sein, womit Grotefends Entzifferung der Keilinschriften von Perse-
polis trefflich übereinstimmt. Vgl. Ktesias Pers. 15. -- Chardin
pl. 67. 68. -- Ebd. pl. 74. Ousely ii. pl. 41. Porter pl. 17.

Hiſtoriſcher Theil.
Blätterwerk, Roſen, Voluten, Perlenſtäben. An den Königs-
gräbern kommen dazu noch denticuli, eine Art von Eier und
Schlangenzungen, und das dreitheilige Architrav. Die Geſimſe
über den Thüren haben Aehnlichkeit mit den Aegyptiſchen (§. 222).
Man bewundert die trefflich behaunen und ſehr genau zuſammen-
gefügten Quadern und Säulenſtücke. Spuren von Waſſerleitun-
gen durch die Hallen und Sääle. Von räthſelhaften unterirdi-
ſchen Gängen Chardin u. Morier.

1245. Zugleich lagen in dieſem Stammſitze des Ge-
ſchlechts der Achaͤmeniden die Grabmonumente der-
2ſelben. Dies waren ſeltner freiſtehende Gebaͤude, wie
3das des Kyros beſchrieben wird; gewoͤhnlicher in den
Felſen gehaune Façaden mit verborgnen unzugaͤnglichen
Kammern dahinter, dergleichen theils an der Felswand
oberhalb des beſchriebnen Pallaſtes von Perſepolis, theils
4noͤrdlich davon bei Nakſchi-Ruſtan liegen. Die Archi-
tektur zeigt dieſelben Formen, wie in Perſepolis; die
durchherrſchende Darſtellung iſt die eines Geruͤſtes, auf
dem der Koͤnig in religioͤſer Handlung erſcheint, uͤber
einem Fries und Architrav, welches von Saͤulen mit
5Einhorn-Capitaͤlern getragen wird. — Wir bemerken
hiebei, daß dieſelbe Form der Grabmaͤler, in den Felſen
gehaune Façaden, in Aſien ſehr verbreitet war, und in
einfacherer Geſtalt als hier bei dem Koͤnigsgrabe des
Midas in Phrygien vorkoͤmmt.

2. Das Grab des Kyros im Paradeiſos von Paſargadä
Arrian vi, 29. Strab. xv, 730. Ein πύργος, unten eine
Baſis aus Quadern, darauf ein Bau aus einem oder mehrern
Stockwerken, oben ein σηκὸς mit einer ganz engen Thür; darin
ein goldner Sarg mit dem Leichnam, ein Sopha mit πόδες
χρυσοῖ σφυρήλατοι, darauf ein Babyloniſcher Teppich, Gewänder,
Schmuck, Waffen. Ob das Denkmal in Murghab? Ouſely ii.
pl.
53. Porter i. pl. 14. p. 498. Heeren S. 276.

3. Eins der Gräber am Berge Rachmed (400 Fuß vom ei-
gentlichen Pallaſte) muß nach Diodor xvii, 71. das des Dareios
ſein, womit Grotefends Entzifferung der Keilinſchriften von Perſe-
polis trefflich übereinſtimmt. Vgl. Kteſias Pers. 15. — Chardin
pl. 67. 68. — Ebd. pl. 74. Ouſely ii. pl. 41. Porter pl. 17.

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[270/0292] Hiſtoriſcher Theil. Blätterwerk, Roſen, Voluten, Perlenſtäben. An den Königs- gräbern kommen dazu noch denticuli, eine Art von Eier und Schlangenzungen, und das dreitheilige Architrav. Die Geſimſe über den Thüren haben Aehnlichkeit mit den Aegyptiſchen (§. 222). Man bewundert die trefflich behaunen und ſehr genau zuſammen- gefügten Quadern und Säulenſtücke. Spuren von Waſſerleitun- gen durch die Hallen und Sääle. Von räthſelhaften unterirdi- ſchen Gängen Chardin u. Morier. 245. Zugleich lagen in dieſem Stammſitze des Ge- ſchlechts der Achaͤmeniden die Grabmonumente der- ſelben. Dies waren ſeltner freiſtehende Gebaͤude, wie das des Kyros beſchrieben wird; gewoͤhnlicher in den Felſen gehaune Façaden mit verborgnen unzugaͤnglichen Kammern dahinter, dergleichen theils an der Felswand oberhalb des beſchriebnen Pallaſtes von Perſepolis, theils noͤrdlich davon bei Nakſchi-Ruſtan liegen. Die Archi- tektur zeigt dieſelben Formen, wie in Perſepolis; die durchherrſchende Darſtellung iſt die eines Geruͤſtes, auf dem der Koͤnig in religioͤſer Handlung erſcheint, uͤber einem Fries und Architrav, welches von Saͤulen mit Einhorn-Capitaͤlern getragen wird. — Wir bemerken hiebei, daß dieſelbe Form der Grabmaͤler, in den Felſen gehaune Façaden, in Aſien ſehr verbreitet war, und in einfacherer Geſtalt als hier bei dem Koͤnigsgrabe des Midas in Phrygien vorkoͤmmt. 1 2 3 4 5 2. Das Grab des Kyros im Paradeiſos von Paſargadä Arrian vi, 29. Strab. xv, 730. Ein πύργος, unten eine Baſis aus Quadern, darauf ein Bau aus einem oder mehrern Stockwerken, oben ein σηκὸς mit einer ganz engen Thür; darin ein goldner Sarg mit dem Leichnam, ein Sopha mit πόδες χρυσοῖ σφυρήλατοι, darauf ein Babyloniſcher Teppich, Gewänder, Schmuck, Waffen. Ob das Denkmal in Murghab? Ouſely ii. pl. 53. Porter i. pl. 14. p. 498. Heeren S. 276. 3. Eins der Gräber am Berge Rachmed (400 Fuß vom ei- gentlichen Pallaſte) muß nach Diodor xvii, 71. das des Dareios ſein, womit Grotefends Entzifferung der Keilinſchriften von Perſe- polis trefflich übereinſtimmt. Vgl. Kteſias Pers. 15. — Chardin pl. 67. 68. — Ebd. pl. 74. Ouſely ii. pl. 41. Porter pl. 17.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/292>, abgerufen am 29.03.2024.