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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.
thos kogkhites, Muschelkalk, war in Megara besonders gewöhn-
lich, Paus. i, 44, 9.; Xenoph. Anab. iii, 4, 10 scheint ihn
kogkhuliates zu nennen.

2. Dem Albanus ähnlich ist der lapis Gabinus, Fidenas
u. der härtere lapis Volsiniensis. Man unterscheidet struc-
turae molles (lapis Albanus), temperatae (Tiburti-
nus), durae (silex,
wozu besonders auch Basalt).

3. Von Carara's alten Steinbrüchen besonders S. Quintino
Mem. d. Accad. di Torino T. xxvii. p. 211 sqq. Die
Steinbrüche Synnada's hat Leake wiedergefunden, Asia minor
p.
36. 54. Von dem spätern Aufkommen des bunten Marmors
(Menander etiam diligentissimus luxuriae interpres pri-
mus et raro attigit
) Plin. xxxvi, 5. Nero baut einen T.
aus pheggites. Marmor Luculleum, schwarz mit Flecken, von
einer Nilinsel.

1269. Die Behandlung dieses Materials ist im Gan-
zen dreifach. 1. Der gewachsne Felsboden wird be-
hauen, bei den Griechen und Römern nur zu Catacom-
ben, und hie und da zu Paneen und Nymphäen.
22. Einzelne abgelöste Steine werden, wie sie sich finden
oder wie sie gebrochen worden sind, zusammengesetzt und
verbunden (lithoi logades, caementa, opus incertum).
33. Die Steine werden behauen, entweder in unregelmä-
ßigen und polygonen Formen, wie bei den Mykenäischen
und andern Mauern und der Appischen Straße; oder
rechtwinklig und regelmäßig (sunnomoi lithoi, plinthoi),
woraus das Isodomum, Pseudisodomum und Reticu-
latum
(diktuotheton, mit durchlaufenden diagonalen Li-
4nien) hervorgehn. Die ältre Architektur verkehrt gern
mit großen Massen, und braucht auch ein edles Material,
wo es ihr zu Gebot steht, durchgängig; die spätre in-
crustirt häufig Werke aus Back- und Bruchsteinen mit
5Scheiben kostbaren Marmors. Die ältre verbindet gar
nicht durch äußre Mittel, oder nur durch Klammern,
Döbel, Schwalbenschwänze; die spätre wendet zur Ver-
bindung Mörtel in reichem Maaße an. Neben dem ge-

Syſtematiſcher Theil.
ϑος κογχίτης, Muſchelkalk, war in Megara beſonders gewöhn-
lich, Pauſ. i, 44, 9.; Xenoph. Anab. iii, 4, 10 ſcheint ihn
κογχυλιάτης zu nennen.

2. Dem Albanus ähnlich iſt der lapis Gabinus, Fidenas
u. der härtere lapis Volsiniensis. Man unterſcheidet struc-
turae molles (lapis Albanus), temperatae (Tiburti-
nus), durae (silex,
wozu beſonders auch Baſalt).

3. Von Carara’s alten Steinbrüchen beſonders S. Quintino
Mem. d. Accad. di Torino T. xxvii. p. 211 sqq. Die
Steinbrüche Synnada’s hat Leake wiedergefunden, Asia minor
p.
36. 54. Von dem ſpätern Aufkommen des bunten Marmors
(Menander etiam diligentissimus luxuriae interpres pri-
mus et raro attigit
) Plin. xxxvi, 5. Nero baut einen T.
aus φεγγίτης. Marmor Luculleum, ſchwarz mit Flecken, von
einer Nilinſel.

1269. Die Behandlung dieſes Materials iſt im Gan-
zen dreifach. 1. Der gewachſne Felsboden wird be-
hauen, bei den Griechen und Roͤmern nur zu Catacom-
ben, und hie und da zu Paneen und Nymphaͤen.
22. Einzelne abgeloͤſte Steine werden, wie ſie ſich finden
oder wie ſie gebrochen worden ſind, zuſammengeſetzt und
verbunden (λίϑοι λογάδες, caementa, opus incertum).
33. Die Steine werden behauen, entweder in unregelmaͤ-
ßigen und polygonen Formen, wie bei den Mykenaͤiſchen
und andern Mauern und der Appiſchen Straße; oder
rechtwinklig und regelmaͤßig (σύννομοι λίϑοι, πλίνϑοι),
woraus das Isodomum, Pseudisodomum und Reticu-
latum
(δικτυόϑετον, mit durchlaufenden diagonalen Li-
4nien) hervorgehn. Die aͤltre Architektur verkehrt gern
mit großen Maſſen, und braucht auch ein edles Material,
wo es ihr zu Gebot ſteht, durchgaͤngig; die ſpaͤtre in-
cruſtirt haͤufig Werke aus Back- und Bruchſteinen mit
5Scheiben koſtbaren Marmors. Die aͤltre verbindet gar
nicht durch aͤußre Mittel, oder nur durch Klammern,
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[316/0338] Syſtematiſcher Theil. ϑος κογχίτης, Muſchelkalk, war in Megara beſonders gewöhn- lich, Pauſ. i, 44, 9.; Xenoph. Anab. iii, 4, 10 ſcheint ihn κογχυλιάτης zu nennen. 2. Dem Albanus ähnlich iſt der lapis Gabinus, Fidenas u. der härtere lapis Volsiniensis. Man unterſcheidet struc- turae molles (lapis Albanus), temperatae (Tiburti- nus), durae (silex, wozu beſonders auch Baſalt). 3. Von Carara’s alten Steinbrüchen beſonders S. Quintino Mem. d. Accad. di Torino T. xxvii. p. 211 sqq. Die Steinbrüche Synnada’s hat Leake wiedergefunden, Asia minor p. 36. 54. Von dem ſpätern Aufkommen des bunten Marmors (Menander etiam diligentissimus luxuriae interpres pri- mus et raro attigit) Plin. xxxvi, 5. Nero baut einen T. aus φεγγίτης. Marmor Luculleum, ſchwarz mit Flecken, von einer Nilinſel. 269. Die Behandlung dieſes Materials iſt im Gan- zen dreifach. 1. Der gewachſne Felsboden wird be- hauen, bei den Griechen und Roͤmern nur zu Catacom- ben, und hie und da zu Paneen und Nymphaͤen. 2. Einzelne abgeloͤſte Steine werden, wie ſie ſich finden oder wie ſie gebrochen worden ſind, zuſammengeſetzt und verbunden (λίϑοι λογάδες, caementa, opus incertum). 3. Die Steine werden behauen, entweder in unregelmaͤ- ßigen und polygonen Formen, wie bei den Mykenaͤiſchen und andern Mauern und der Appiſchen Straße; oder rechtwinklig und regelmaͤßig (σύννομοι λίϑοι, πλίνϑοι), woraus das Isodomum, Pseudisodomum und Reticu- latum (δικτυόϑετον, mit durchlaufenden diagonalen Li- nien) hervorgehn. Die aͤltre Architektur verkehrt gern mit großen Maſſen, und braucht auch ein edles Material, wo es ihr zu Gebot ſteht, durchgaͤngig; die ſpaͤtre in- cruſtirt haͤufig Werke aus Back- und Bruchſteinen mit Scheiben koſtbaren Marmors. Die aͤltre verbindet gar nicht durch aͤußre Mittel, oder nur durch Klammern, Doͤbel, Schwalbenſchwaͤnze; die ſpaͤtre wendet zur Ver- bindung Moͤrtel in reichem Maaße an. Neben dem ge- 1 2 3 4 5

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/338>, abgerufen am 25.04.2024.