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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Gegenstände.
A. Archegetis, mit dem Käuzchen in der Hand, Schol. Arist.
Vögel 515, s. ad M. Chiaram. p. 38. Ant. Ercol. vi, 7. 8.
A. `Ugieia (zweifelhaft) G. M. 36, 140. Paciaudi M. Pelop.
ii,
155. In dem Relief PCl. iv, 6. Hirt 6, 9. G. M.
36, 134. sieht man besser die A., welche ihre heilige Schlange
füttert. A. Chalkiökos, den Speer zückend, von Spartanischen
Mädchen umtanzt, d'Agincourt Fragm. en terre cuite pl. 12,
9. Darüber eine Lettera von Papazzurri. Rom. 1794. 4.

Mediceischer Torso Winck. W. v. S. 550. Tf. 4 C.

371. Mehrere Mythen der Pallas haben die ange-1
hende Kunst mehr beschäftigt, als sich in den vorhand-
nen Werken der spätern nachweisen läßt. Das Her-2
vorgehn aus dem Haupte des Zeus scheute auch die
ältre Attische Kunst nicht darzustellen; jetzt findet es sich
mehr auf Etruskischen Kunstwerken, doch auch auf Grie-
chischen von geringerem Umfange. Eine Anschauung3
des am Panathenaischen Peplos dargestellten Giganten-
kampfs, wobei die Göttin auf dem von ihr erfundnen
Viergespann fuhr, so wie des Streits der Athena mit4
Poseidon um die Schutzherrschaft von Athen, geben jetzt
fast nur Münzen und Gemmen. Wie Athena durch5
Perseus, einen engverbundnen Dämon, ihr grauenvolles
Gegenbild, die Gorgo, erlegt, war ein Lieblingsgegen-
stand der alten Kunst, und selbst für deren Ursprünge
wichtig; auch jetzt giebt es interessante Darstellungen der
Art, die sich gern etwas zum alten Styl hinneigen.
Häufiger sieht man Athena bei Handlungen, wo sie6
persönlich weniger betheiligt ist, als Ergane bei Schiffsbau
und anderen architektonischen Unternehmungen, so wie bei
weiblichen Arbeiten rathend und helfend; auch die Er-
findung, wie die Verschmähung der Flöte ist Gegen-
stand sinniger Compositionen. Als die allgemeine Helferin7
der Heroen hat sie in den Darstellungen aus diesen Mythen-
kreisen sehr häufig eine Stelle. Als Gegenstand des Cul-8
tus kömmt außer der Attischen Athena besonders die Athena
Chryse, eine Lemnisch-Dardanische Göttin, vor, welche

II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
A. Archegetis, mit dem Käuzchen in der Hand, Schol. Ariſt.
Vögel 515, ſ. ad M. Chiaram. p. 38. Ant. Ercol. vi, 7. 8.
Α. ῾ϒγίεια (zweifelhaft) G. M. 36, 140. Paciaudi M. Pelop.
ii,
155. In dem Relief PCl. iv, 6. Hirt 6, 9. G. M.
36, 134. ſieht man beſſer die A., welche ihre heilige Schlange
füttert. A. Chalkiökos, den Speer zückend, von Spartaniſchen
Mädchen umtanzt, d’Agincourt Fragm. en terre cuite pl. 12,
9. Darüber eine Lettera von Papazzurri. Rom. 1794. 4.

Mediceiſcher Torſo Winck. W. v. S. 550. Tf. 4 C.

371. Mehrere Mythen der Pallas haben die ange-1
hende Kunſt mehr beſchaͤftigt, als ſich in den vorhand-
nen Werken der ſpaͤtern nachweiſen laͤßt. Das Her-2
vorgehn aus dem Haupte des Zeus ſcheute auch die
aͤltre Attiſche Kunſt nicht darzuſtellen; jetzt findet es ſich
mehr auf Etruskiſchen Kunſtwerken, doch auch auf Grie-
chiſchen von geringerem Umfange. Eine Anſchauung3
des am Panathenaiſchen Peplos dargeſtellten Giganten-
kampfs, wobei die Goͤttin auf dem von ihr erfundnen
Viergeſpann fuhr, ſo wie des Streits der Athena mit4
Poſeidon um die Schutzherrſchaft von Athen, geben jetzt
faſt nur Muͤnzen und Gemmen. Wie Athena durch5
Perſeus, einen engverbundnen Daͤmon, ihr grauenvolles
Gegenbild, die Gorgo, erlegt, war ein Lieblingsgegen-
ſtand der alten Kunſt, und ſelbſt fuͤr deren Urſpruͤnge
wichtig; auch jetzt giebt es intereſſante Darſtellungen der
Art, die ſich gern etwas zum alten Styl hinneigen.
Haͤufiger ſieht man Athena bei Handlungen, wo ſie6
perſoͤnlich weniger betheiligt iſt, als Ergane bei Schiffsbau
und anderen architektoniſchen Unternehmungen, ſo wie bei
weiblichen Arbeiten rathend und helfend; auch die Er-
findung, wie die Verſchmaͤhung der Floͤte iſt Gegen-
ſtand ſinniger Compoſitionen. Als die allgemeine Helferin7
der Heroen hat ſie in den Darſtellungen aus dieſen Mythen-
kreiſen ſehr haͤufig eine Stelle. Als Gegenſtand des Cul-8
tus koͤmmt außer der Attiſchen Athena beſonders die Athena
Chryſe, eine Lemniſch-Dardaniſche Goͤttin, vor, welche

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[487/0509] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. A. Archegetis, mit dem Käuzchen in der Hand, Schol. Ariſt. Vögel 515, ſ. ad M. Chiaram. p. 38. Ant. Ercol. vi, 7. 8. Α. ῾ϒγίεια (zweifelhaft) G. M. 36, 140. Paciaudi M. Pelop. ii, 155. In dem Relief PCl. iv, 6. Hirt 6, 9. G. M. 36, 134. ſieht man beſſer die A., welche ihre heilige Schlange füttert. A. Chalkiökos, den Speer zückend, von Spartaniſchen Mädchen umtanzt, d’Agincourt Fragm. en terre cuite pl. 12, 9. Darüber eine Lettera von Papazzurri. Rom. 1794. 4. Mediceiſcher Torſo Winck. W. v. S. 550. Tf. 4 C. 371. Mehrere Mythen der Pallas haben die ange- hende Kunſt mehr beſchaͤftigt, als ſich in den vorhand- nen Werken der ſpaͤtern nachweiſen laͤßt. Das Her- vorgehn aus dem Haupte des Zeus ſcheute auch die aͤltre Attiſche Kunſt nicht darzuſtellen; jetzt findet es ſich mehr auf Etruskiſchen Kunſtwerken, doch auch auf Grie- chiſchen von geringerem Umfange. Eine Anſchauung des am Panathenaiſchen Peplos dargeſtellten Giganten- kampfs, wobei die Goͤttin auf dem von ihr erfundnen Viergeſpann fuhr, ſo wie des Streits der Athena mit Poſeidon um die Schutzherrſchaft von Athen, geben jetzt faſt nur Muͤnzen und Gemmen. Wie Athena durch Perſeus, einen engverbundnen Daͤmon, ihr grauenvolles Gegenbild, die Gorgo, erlegt, war ein Lieblingsgegen- ſtand der alten Kunſt, und ſelbſt fuͤr deren Urſpruͤnge wichtig; auch jetzt giebt es intereſſante Darſtellungen der Art, die ſich gern etwas zum alten Styl hinneigen. Haͤufiger ſieht man Athena bei Handlungen, wo ſie perſoͤnlich weniger betheiligt iſt, als Ergane bei Schiffsbau und anderen architektoniſchen Unternehmungen, ſo wie bei weiblichen Arbeiten rathend und helfend; auch die Er- findung, wie die Verſchmaͤhung der Floͤte iſt Gegen- ſtand ſinniger Compoſitionen. Als die allgemeine Helferin der Heroen hat ſie in den Darſtellungen aus dieſen Mythen- kreiſen ſehr haͤufig eine Stelle. Als Gegenſtand des Cul- tus koͤmmt außer der Attiſchen Athena beſonders die Athena Chryſe, eine Lemniſch-Dardaniſche Goͤttin, vor, welche 1 2 3 4 5 6 7 8

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/509>, abgerufen am 28.03.2024.