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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.
guren hervorzuheben, die leblosen Massen als Neben-
werk unterzuordnen, plastisch in geringem Raume auf an-
3ziehende Weise behandeln. Die sogenannten Fechter,
der kämpfende und der sterbende, berühmte und werth-
volle Statuen, sind wahrscheinlich beide nicht aus mytho-
4logischen, sondern historischen Gruppen entlehnt. Auch
bei den zahlreichen Scenen auf Vasengemählden, welche
dem Kampfe vorhergehn, ihn begleiten oder ihm folgen,
darf man schwerlich überall an Begebenheiten der heroi-
schen Zeit denken.

1. Montfaucon iv, i. Oben §. 419, 4. Ein schönes Frag-
ment eines Kampfes von Römern mit Barbaren G. Giust. ii,
71. 72. Interessant ist die Darstellung der Schicksale der Leg.
xi. Cl. P. F.
auf einer Gemme, M. Flor. ii, 19. Lipp.
i, ii, 451.

2. Montf. iv, ii. Schönes Bruchstück einer Seeschlacht, S.
Marco ii,
50. Sorgfältig dargestellte Römische Kriegsschiffe, auf M.
von Kyzikos; sammt den Zeichen der Cohorten darauf, auf Gemmen,
M. Flor. ii, 49 sq. Die genaueste Darstellung eines Schiffs
giebt das Pränestin. Relief mit einer Bireme, Winck. M. I. 207.
Dazu Le Roy Mem. de l'Inst. Nat. Litt. iii. p. 152. Das
vela contrahere kann besonders das Pompejan. Relief, Mazois
i. pl. 22, 2., Goro 6, 2., uebst Bartoli Luc. iii, 12., deut-
lich machen.

3. Borghesischer Fechter, von Agasias von Ephesos.
Maffei Racc. 75. V. Borgh. st. 7, 10. M. Roy. i, 8. Nach
einem Einfall Lessings ein Chabrias, nach Mongez Mem. de
l'Inst. Nat. Litt. ii. p.
43. ein Athlet, nach Gibelin ebd. iv.
p.
492. ein sphairistes (auch nach Hirt), nach Qu. de Quincy
Mem. de l'Inst. Roy. T. iv. p. 165. ein Hoplitodrom. Am
wahrscheinlichsten wohl ein Kämpfer mit einem Reuter, aus einer
größern in Lysippos Weise componirten Gruppe.

Sterbender Fechter, M. Cap. iii, 67. Racc. 65.
M. Fr. ii ex.
Der Schnurrbart, die Halskette verräth den
Kelten. Die Figur konnte zu einem Tropäon, nach Nibby's Idee
zur Eckfigur in der Gruppe eines Giebelfeldes, welche die Ver-
nichtung der Gallier bei Delphi vorstellte, dienen. Rach Ktesilaos

Syſtematiſcher Theil.
guren hervorzuheben, die lebloſen Maſſen als Neben-
werk unterzuordnen, plaſtiſch in geringem Raume auf an-
3ziehende Weiſe behandeln. Die ſogenannten Fechter,
der kaͤmpfende und der ſterbende, beruͤhmte und werth-
volle Statuen, ſind wahrſcheinlich beide nicht aus mytho-
4logiſchen, ſondern hiſtoriſchen Gruppen entlehnt. Auch
bei den zahlreichen Scenen auf Vaſengemaͤhlden, welche
dem Kampfe vorhergehn, ihn begleiten oder ihm folgen,
darf man ſchwerlich uͤberall an Begebenheiten der heroi-
ſchen Zeit denken.

1. Montfaucon iv, i. Oben §. 419, 4. Ein ſchönes Frag-
ment eines Kampfes von Römern mit Barbaren G. Giust. ii,
71. 72. Intereſſant iſt die Darſtellung der Schickſale der Leg.
xi. Cl. P. F.
auf einer Gemme, M. Flor. ii, 19. Lipp.
i, ii, 451.

2. Montf. iv, ii. Schönes Bruchſtück einer Seeſchlacht, S.
Marco ii,
50. Sorgfältig dargeſtellte Römiſche Kriegsſchiffe, auf M.
von Kyzikos; ſammt den Zeichen der Cohorten darauf, auf Gemmen,
M. Flor. ii, 49 sq. Die genaueſte Darſtellung eines Schiffs
giebt das Präneſtin. Relief mit einer Bireme, Winck. M. I. 207.
Dazu Le Roy Mém. de l’Inst. Nat. Litt. iii. p. 152. Das
vela contrahere kann beſonders das Pompejan. Relief, Mazois
i. pl. 22, 2., Goro 6, 2., uebſt Bartoli Luc. iii, 12., deut-
lich machen.

3. Borgheſiſcher Fechter, von Agaſias von Epheſos.
Maffei Racc. 75. V. Borgh. st. 7, 10. M. Roy. i, 8. Nach
einem Einfall Leſſings ein Chabrias, nach Mongez Mém. de
l’Inst. Nat. Litt. ii. p.
43. ein Athlet, nach Gibelin ebd. iv.
p.
492. ein σφαιριστὴς (auch nach Hirt), nach Qu. de Quincy
Mém. de l’Inst. Roy. T. iv. p. 165. ein Hoplitodrom. Am
wahrſcheinlichſten wohl ein Kämpfer mit einem Reuter, aus einer
größern in Lyſippos Weiſe componirten Gruppe.

Sterbender Fechter, M. Cap. iii, 67. Racc. 65.
M. Fr. ii ex.
Der Schnurrbart, die Halskette verräth den
Kelten. Die Figur konnte zu einem Tropäon, nach Nibby’s Idee
zur Eckfigur in der Gruppe eines Giebelfeldes, welche die Ver-
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[598/0620] Syſtematiſcher Theil. guren hervorzuheben, die lebloſen Maſſen als Neben- werk unterzuordnen, plaſtiſch in geringem Raume auf an- ziehende Weiſe behandeln. Die ſogenannten Fechter, der kaͤmpfende und der ſterbende, beruͤhmte und werth- volle Statuen, ſind wahrſcheinlich beide nicht aus mytho- logiſchen, ſondern hiſtoriſchen Gruppen entlehnt. Auch bei den zahlreichen Scenen auf Vaſengemaͤhlden, welche dem Kampfe vorhergehn, ihn begleiten oder ihm folgen, darf man ſchwerlich uͤberall an Begebenheiten der heroi- ſchen Zeit denken. 3 4 1. Montfaucon iv, i. Oben §. 419, 4. Ein ſchönes Frag- ment eines Kampfes von Römern mit Barbaren G. Giust. ii, 71. 72. Intereſſant iſt die Darſtellung der Schickſale der Leg. xi. Cl. P. F. auf einer Gemme, M. Flor. ii, 19. Lipp. i, ii, 451. 2. Montf. iv, ii. Schönes Bruchſtück einer Seeſchlacht, S. Marco ii, 50. Sorgfältig dargeſtellte Römiſche Kriegsſchiffe, auf M. von Kyzikos; ſammt den Zeichen der Cohorten darauf, auf Gemmen, M. Flor. ii, 49 sq. Die genaueſte Darſtellung eines Schiffs giebt das Präneſtin. Relief mit einer Bireme, Winck. M. I. 207. Dazu Le Roy Mém. de l’Inst. Nat. Litt. iii. p. 152. Das vela contrahere kann beſonders das Pompejan. Relief, Mazois i. pl. 22, 2., Goro 6, 2., uebſt Bartoli Luc. iii, 12., deut- lich machen. 3. Borgheſiſcher Fechter, von Agaſias von Epheſos. Maffei Racc. 75. V. Borgh. st. 7, 10. M. Roy. i, 8. Nach einem Einfall Leſſings ein Chabrias, nach Mongez Mém. de l’Inst. Nat. Litt. ii. p. 43. ein Athlet, nach Gibelin ebd. iv. p. 492. ein σφαιριστὴς (auch nach Hirt), nach Qu. de Quincy Mém. de l’Inst. Roy. T. iv. p. 165. ein Hoplitodrom. Am wahrſcheinlichſten wohl ein Kämpfer mit einem Reuter, aus einer größern in Lyſippos Weiſe componirten Gruppe. Sterbender Fechter, M. Cap. iii, 67. Racc. 65. M. Fr. ii ex. Der Schnurrbart, die Halskette verräth den Kelten. Die Figur konnte zu einem Tropäon, nach Nibby’s Idee zur Eckfigur in der Gruppe eines Giebelfeldes, welche die Ver- nichtung der Gallier bei Delphi vorſtellte, dienen. Rach Kteſilaos

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/620>, abgerufen am 28.03.2024.