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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Griechen. Erste Periode.
div. coll. 50. 51., Artemis Lousia pl. 52., die Lydisch-
Griechischen Artemis-Bilder von Ephesos (über die Holzart, Vitruv
ii, 9. Plin. xvi, 79.), Magnesia und andern Städten (Mene-
treius Diana Ephesia, Millin Gal. myth. i, t. 30.) mit den
Stäben unter den Händen (Holsteinius Epist. de fulcris s. veru-
bus Dianae Ephesiae
). Eine steinerne Nachbildung des xoanon
der Nemesis zu Rhamnus gefunden, im Britt. Museum (xv, 307.
1821) Uned. Antiq. of Att. Ch. 7. pl. 2.

70. Die Holzschnitzer übten ihre Kunst, wie das1
frühere Alterthum auch die meisten andern, in Familien
und Geschlechtern nach der Weise der Väter mit einem
schlichten und anspruchslosen Sinne: daher sehr wenig
individuelle Namen hervortreten. Der Name Dädalos2
bezeichnet die Thätigkeit der Attischen und Kretischen;
der Name Smilis die der Aeginetischen Bildner. Noch3
mythischer und dunkler ist der Name der Telchinen.4

2. Daidalos (§. 50. 64. 68.), Eponymos der Daidali-
dai (vgl. die Ephaistiadai) zu Athen, zu denen auch Sokrates
gehörte. Sohn des Metion, Eupalamos, Palamaon. Zu-
gleich Vater der Kretischen Kunst. Von seinen Holzbildern beson-
ders Paus. ix, 40, 2; mehrere davon waren in Kreta (Kreuika
xoana auch Paus. i, 18, 5.). Angebliche Arbeiten des Däda-
kos in Libyen (Skylax p. 53. Huds.). Seine angeblichen Erfin-
dungen sind besonders Instrumente der Holzarbeit, serra, ascia,
perpendiculum, terebra, ichthyocolla,
so wie malus anten-
naeque in navibus
Plin. vii, 57. Dädaliden (außer Ta-
los u. Perdix) Endöos von Athen, Verfertiger eines sitzenden
Holzbildes der Athena zu Erythrä, eines andern von Kallias ge-
weihten zu Athen, eines elfenbeineren zu Tegea, wahrscheinlich
erst um Ol. 55. Learchos von Rhegion (nach Ol. 14), dessen
eherner Zeus zu Sparta aus gehämmerten Stücken zusammen-
genietet war, Paus. iii, 17. Dipönos und Skyllis §. 82.

3. Smilis (von smile) erscheint unter Prokles (140 n.
Tr.) in Samos arbeitend, um Ol. 40 in Lemnos am Labyrinth
mit Rhökos und Theodoros. Besonders Herabilder. Aeginet. p. 97.

4. Als eine alte Schmiede- und Bildner-Innung erscheinen
auch die Telkhines (Mulciber) zu Sikyon, Kreta und Rho-
dos, von denen Götterwaffen und Bilder (era, Zeus, Apol-

Griechen. Erſte Periode.
div. coll. 50. 51., Ἄρτεμις Λουσία pl. 52., die Lydiſch-
Griechiſchen Artemis-Bilder von Epheſos (über die Holzart, Vitruv
ii, 9. Plin. xvi, 79.), Magneſia und andern Städten (Mene-
treius Diana Ephesia, Millin Gal. myth. i, t. 30.) mit den
Stäben unter den Händen (Holſteinius Epist. de fulcris s. veru-
bus Dianae Ephesiae
). Eine ſteinerne Nachbildung des ξόανον
der Nemeſis zu Rhamnus gefunden, im Britt. Muſeum (xv, 307.
1821) Uned. Antiq. of Att. Ch. 7. pl. 2.

70. Die Holzſchnitzer uͤbten ihre Kunſt, wie das1
fruͤhere Alterthum auch die meiſten andern, in Familien
und Geſchlechtern nach der Weiſe der Vaͤter mit einem
ſchlichten und anſpruchsloſen Sinne: daher ſehr wenig
individuelle Namen hervortreten. Der Name Daͤdalos2
bezeichnet die Thaͤtigkeit der Attiſchen und Kretiſchen;
der Name Smilis die der Aeginetiſchen Bildner. Noch3
mythiſcher und dunkler iſt der Name der Telchinen.4

2. Δαίδαλος (§. 50. 64. 68.), Eponymos der Δαιδαλί-
δαι (vgl. die Ἡφαιστιάδαι) zu Athen, zu denen auch Sokrates
gehörte. Sohn des Μητίων, Εὐπάλαμος, Παλαμάων. Zu-
gleich Vater der Kretiſchen Kunſt. Von ſeinen Holzbildern beſon-
ders Pauſ. ix, 40, 2; mehrere davon waren in Kreta (Κρηυικὰ
ξὀανα auch Pauſ. i, 18, 5.). Angebliche Arbeiten des Däda-
kos in Libyen (Skylax p. 53. Hudſ.). Seine angeblichen Erfin-
dungen ſind beſonders Inſtrumente der Holzarbeit, serra, ascia,
perpendiculum, terebra, ichthyocolla,
ſo wie malus anten-
naeque in navibus
Plin. vii, 57. Dädaliden (außer Ta-
los u. Perdix) Endöos von Athen, Verfertiger eines ſitzenden
Holzbildes der Athena zu Erythrä, eines andern von Kallias ge-
weihten zu Athen, eines elfenbeineren zu Tegea, wahrſcheinlich
erſt um Ol. 55. Learchos von Rhegion (nach Ol. 14), deſſen
eherner Zeus zu Sparta aus gehämmerten Stücken zuſammen-
genietet war, Pauſ. iii, 17. Dipönos und Skyllis §. 82.

3. Σμῖλις (von σμίλη) erſcheint unter Prokles (140 n.
Tr.) in Samos arbeitend, um Ol. 40 in Lemnos am Labyrinth
mit Rhökos und Theodoros. Beſonders Herabilder. Aeginet. p. 97.

4. Als eine alte Schmiede- und Bildner-Innung erſcheinen
auch die Τελχῖνες (Mulciber) zu Sikyon, Kreta und Rho-
dos, von denen Götterwaffen und Bilder (ἠρα, Ζεὺς, Απόλ-

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[47/0069] Griechen. Erſte Periode. div. coll. 50. 51., Ἄρτεμις Λουσία pl. 52., die Lydiſch- Griechiſchen Artemis-Bilder von Epheſos (über die Holzart, Vitruv ii, 9. Plin. xvi, 79.), Magneſia und andern Städten (Mene- treius Diana Ephesia, Millin Gal. myth. i, t. 30.) mit den Stäben unter den Händen (Holſteinius Epist. de fulcris s. veru- bus Dianae Ephesiae). Eine ſteinerne Nachbildung des ξόανον der Nemeſis zu Rhamnus gefunden, im Britt. Muſeum (xv, 307. 1821) Uned. Antiq. of Att. Ch. 7. pl. 2. 70. Die Holzſchnitzer uͤbten ihre Kunſt, wie das fruͤhere Alterthum auch die meiſten andern, in Familien und Geſchlechtern nach der Weiſe der Vaͤter mit einem ſchlichten und anſpruchsloſen Sinne: daher ſehr wenig individuelle Namen hervortreten. Der Name Daͤdalos bezeichnet die Thaͤtigkeit der Attiſchen und Kretiſchen; der Name Smilis die der Aeginetiſchen Bildner. Noch mythiſcher und dunkler iſt der Name der Telchinen. 1 2 3 4 2. Δαίδαλος (§. 50. 64. 68.), Eponymos der Δαιδαλί- δαι (vgl. die Ἡφαιστιάδαι) zu Athen, zu denen auch Sokrates gehörte. Sohn des Μητίων, Εὐπάλαμος, Παλαμάων. Zu- gleich Vater der Kretiſchen Kunſt. Von ſeinen Holzbildern beſon- ders Pauſ. ix, 40, 2; mehrere davon waren in Kreta (Κρηυικὰ ξὀανα auch Pauſ. i, 18, 5.). Angebliche Arbeiten des Däda- kos in Libyen (Skylax p. 53. Hudſ.). Seine angeblichen Erfin- dungen ſind beſonders Inſtrumente der Holzarbeit, serra, ascia, perpendiculum, terebra, ichthyocolla, ſo wie malus anten- naeque in navibus Plin. vii, 57. Dädaliden (außer Ta- los u. Perdix) Endöos von Athen, Verfertiger eines ſitzenden Holzbildes der Athena zu Erythrä, eines andern von Kallias ge- weihten zu Athen, eines elfenbeineren zu Tegea, wahrſcheinlich erſt um Ol. 55. Learchos von Rhegion (nach Ol. 14), deſſen eherner Zeus zu Sparta aus gehämmerten Stücken zuſammen- genietet war, Pauſ. iii, 17. Dipönos und Skyllis §. 82. 3. Σμῖλις (von σμίλη) erſcheint unter Prokles (140 n. Tr.) in Samos arbeitend, um Ol. 40 in Lemnos am Labyrinth mit Rhökos und Theodoros. Beſonders Herabilder. Aeginet. p. 97. 4. Als eine alte Schmiede- und Bildner-Innung erſcheinen auch die Τελχῖνες (Mulciber) zu Sikyon, Kreta und Rho- dos, von denen Götterwaffen und Bilder (ἠρα, Ζεὺς, Απόλ-

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/69>, abgerufen am 19.04.2024.