Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechste Vorlesung.

Daß die Idee des Rechtes alle einzelnen Rechte belebe, und
daß das Richteramt nicht allein in den mechanischen Ent-
scheidungen, sondern auch in dem lebendigen Vermitteln
unter den einzelnen Rechten bestehe.


Das, was ich über die Natur und die Ausbil-
dung der Rechts-Idee zu sagen habe, muß ich mit
einem Vergleiche anfangen, den sie, in so fern
wir uns in unsern bisherigen Unterhaltungen
verständigt haben, tiefsinnig und beziehungsreich
finden werden. -- In der ältesten Gesetzgebung,
die wir noch heut zu Tage in ihrem ganzen
Umfange zu übersehen im Stande sind, der
Mosaischen, ist, wie bekannt, Religions-Vor-
schrift und weltliches Gesetz noch Eins und das-
selbe, wenlgstens beides innig in einander ver-
schmolzen. Diese Gesetzgebung eröffnet sich, wie
eben so bekannt, mit dem Gesetze: Du sollst
nicht andre Götter haben neben mir
. --
In diesem Gesetze, das auf den ersten, ober-


Sechſte Vorleſung.

Daß die Idee des Rechtes alle einzelnen Rechte belebe, und
daß das Richteramt nicht allein in den mechaniſchen Ent-
ſcheidungen, ſondern auch in dem lebendigen Vermitteln
unter den einzelnen Rechten beſtehe.


Das, was ich uͤber die Natur und die Ausbil-
dung der Rechts-Idee zu ſagen habe, muß ich mit
einem Vergleiche anfangen, den ſie, in ſo fern
wir uns in unſern bisherigen Unterhaltungen
verſtaͤndigt haben, tiefſinnig und beziehungsreich
finden werden. — In der aͤlteſten Geſetzgebung,
die wir noch heut zu Tage in ihrem ganzen
Umfange zu uͤberſehen im Stande ſind, der
Moſaiſchen, iſt, wie bekannt, Religions-Vor-
ſchrift und weltliches Geſetz noch Eins und daſ-
ſelbe, wenlgſtens beides innig in einander ver-
ſchmolzen. Dieſe Geſetzgebung eroͤffnet ſich, wie
eben ſo bekannt, mit dem Geſetze: Du ſollſt
nicht andre Goͤtter haben neben mir
. —
In dieſem Geſetze, das auf den erſten, ober-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0191" n="[157]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sech&#x017F;te Vorle&#x017F;ung</hi>.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c">Daß die Idee des Rechtes alle einzelnen Rechte belebe, und<lb/>
daß das Richteramt nicht allein in den mechani&#x017F;chen Ent-<lb/>
&#x017F;cheidungen, &#x017F;ondern auch in dem lebendigen Vermitteln<lb/>
unter den einzelnen Rechten be&#x017F;tehe.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>as, was ich u&#x0364;ber die Natur und die Ausbil-<lb/>
dung der Rechts-Idee zu &#x017F;agen habe, muß ich mit<lb/>
einem Vergleiche anfangen, den &#x017F;ie, in &#x017F;o fern<lb/>
wir uns in un&#x017F;ern bisherigen Unterhaltungen<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndigt haben, tief&#x017F;innig und beziehungsreich<lb/>
finden werden. &#x2014; In der a&#x0364;lte&#x017F;ten Ge&#x017F;etzgebung,<lb/>
die wir noch heut zu Tage in ihrem ganzen<lb/>
Umfange zu u&#x0364;ber&#x017F;ehen im Stande &#x017F;ind, der<lb/><hi rendition="#g">Mo&#x017F;ai&#x017F;chen</hi>, i&#x017F;t, wie bekannt, Religions-Vor-<lb/>
&#x017F;chrift und weltliches Ge&#x017F;etz noch Eins und da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe, wenlg&#x017F;tens beides innig in einander ver-<lb/>
&#x017F;chmolzen. Die&#x017F;e Ge&#x017F;etzgebung ero&#x0364;ffnet &#x017F;ich, wie<lb/>
eben &#x017F;o bekannt, mit dem Ge&#x017F;etze: <hi rendition="#g">Du &#x017F;oll&#x017F;t<lb/>
nicht andre Go&#x0364;tter haben neben mir</hi>. &#x2014;<lb/>
In die&#x017F;em Ge&#x017F;etze, das auf den er&#x017F;ten, ober-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[157]/0191] Sechſte Vorleſung. Daß die Idee des Rechtes alle einzelnen Rechte belebe, und daß das Richteramt nicht allein in den mechaniſchen Ent- ſcheidungen, ſondern auch in dem lebendigen Vermitteln unter den einzelnen Rechten beſtehe. Das, was ich uͤber die Natur und die Ausbil- dung der Rechts-Idee zu ſagen habe, muß ich mit einem Vergleiche anfangen, den ſie, in ſo fern wir uns in unſern bisherigen Unterhaltungen verſtaͤndigt haben, tiefſinnig und beziehungsreich finden werden. — In der aͤlteſten Geſetzgebung, die wir noch heut zu Tage in ihrem ganzen Umfange zu uͤberſehen im Stande ſind, der Moſaiſchen, iſt, wie bekannt, Religions-Vor- ſchrift und weltliches Geſetz noch Eins und daſ- ſelbe, wenlgſtens beides innig in einander ver- ſchmolzen. Dieſe Geſetzgebung eroͤffnet ſich, wie eben ſo bekannt, mit dem Geſetze: Du ſollſt nicht andre Goͤtter haben neben mir. — In dieſem Geſetze, das auf den erſten, ober-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/191
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. [157]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/191>, abgerufen am 28.03.2024.