Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Deutschland, die Niederlande und die Küsten
der Ostsee, bis nach Riga hinauf, gehörig vom
Bürgers- und Handelsgeiste getränkt, und nun
alle Keime der großen künftigen Bestimmung
dieser Länder gehörig entwickelt waren: erst da
öffneten sich der atlantische Ocean und das In-
dische Meer dem strebenden Geiste der Europäi-
schen Fünf-Reiche; erst nachdem der schwierige
Landhandel den Fleiß der Völker geübt, und
ihnen die Kunst des wahren Handels-Calculs,
zugleich mit wahrem Bürgersinne, gelehrt hatte,
fand das Schicksal für gut, nun leichtere Wege
zu zeigen und den sinnlichen Begierden der Men-
schen unendliche Aussichten zu eröffnen, wie der-
gleichen ihrem Geiste schon längst durch die Reli-
gion angewiesen waren. -- Das Schicksal fand
für gut, den Begierden der Europäer nun ganze
Welten vorzuhalten, ihnen leichte Mittel in die
Hände zu geben, mit jenen reichen Erdgegenden
zu verkehren oder sie zu unterwerfen, und auf
diese Weise die große Prüfung oder Gährung
herbeizuführen, welche die Geschichte der drei
letzten Jahrhunderte ausfüllt.

Es ist klar: der Handel wird allezeit, weil
die augenblickliche Erhaltung des menschlichen
Geschlechtes in seinen Händen liegt, und weil
er besonders über das bewegliche Eigenthum

Deutſchland, die Niederlande und die Kuͤſten
der Oſtſee, bis nach Riga hinauf, gehoͤrig vom
Buͤrgers- und Handelsgeiſte getraͤnkt, und nun
alle Keime der großen kuͤnftigen Beſtimmung
dieſer Laͤnder gehoͤrig entwickelt waren: erſt da
oͤffneten ſich der atlantiſche Ocean und das In-
diſche Meer dem ſtrebenden Geiſte der Europaͤi-
ſchen Fuͤnf-Reiche; erſt nachdem der ſchwierige
Landhandel den Fleiß der Voͤlker geuͤbt, und
ihnen die Kunſt des wahren Handels-Calculs,
zugleich mit wahrem Buͤrgerſinne, gelehrt hatte,
fand das Schickſal fuͤr gut, nun leichtere Wege
zu zeigen und den ſinnlichen Begierden der Men-
ſchen unendliche Ausſichten zu eroͤffnen, wie der-
gleichen ihrem Geiſte ſchon laͤngſt durch die Reli-
gion angewieſen waren. — Das Schickſal fand
fuͤr gut, den Begierden der Europaͤer nun ganze
Welten vorzuhalten, ihnen leichte Mittel in die
Haͤnde zu geben, mit jenen reichen Erdgegenden
zu verkehren oder ſie zu unterwerfen, und auf
dieſe Weiſe die große Pruͤfung oder Gaͤhrung
herbeizufuͤhren, welche die Geſchichte der drei
letzten Jahrhunderte ausfuͤllt.

Es iſt klar: der Handel wird allezeit, weil
die augenblickliche Erhaltung des menſchlichen
Geſchlechtes in ſeinen Haͤnden liegt, und weil
er beſonders uͤber das bewegliche Eigenthum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0135" n="127"/>
Deut&#x017F;chland, die Niederlande und die Ku&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
der O&#x017F;t&#x017F;ee, bis nach Riga hinauf, geho&#x0364;rig vom<lb/>
Bu&#x0364;rgers- und Handelsgei&#x017F;te getra&#x0364;nkt, und nun<lb/>
alle Keime der großen ku&#x0364;nftigen Be&#x017F;timmung<lb/>
die&#x017F;er La&#x0364;nder geho&#x0364;rig entwickelt waren: er&#x017F;t da<lb/>
o&#x0364;ffneten &#x017F;ich der atlanti&#x017F;che Ocean und das In-<lb/>
di&#x017F;che Meer dem &#x017F;trebenden Gei&#x017F;te der Europa&#x0364;i-<lb/>
&#x017F;chen Fu&#x0364;nf-Reiche; er&#x017F;t nachdem der &#x017F;chwierige<lb/>
Landhandel den Fleiß der Vo&#x0364;lker geu&#x0364;bt, und<lb/>
ihnen die Kun&#x017F;t des wahren Handels-Calculs,<lb/>
zugleich mit wahrem Bu&#x0364;rger&#x017F;inne, gelehrt hatte,<lb/>
fand das Schick&#x017F;al fu&#x0364;r gut, nun leichtere Wege<lb/>
zu zeigen und den &#x017F;innlichen Begierden der Men-<lb/>
&#x017F;chen unendliche Aus&#x017F;ichten zu ero&#x0364;ffnen, wie der-<lb/>
gleichen ihrem Gei&#x017F;te &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t durch die Reli-<lb/>
gion angewie&#x017F;en waren. &#x2014; Das Schick&#x017F;al fand<lb/>
fu&#x0364;r gut, den Begierden der Europa&#x0364;er nun ganze<lb/>
Welten vorzuhalten, ihnen leichte Mittel in die<lb/>
Ha&#x0364;nde zu geben, mit jenen reichen Erdgegenden<lb/>
zu verkehren oder &#x017F;ie zu unterwerfen, und auf<lb/>
die&#x017F;e Wei&#x017F;e die große Pru&#x0364;fung oder Ga&#x0364;hrung<lb/>
herbeizufu&#x0364;hren, welche die Ge&#x017F;chichte der drei<lb/>
letzten Jahrhunderte ausfu&#x0364;llt.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t klar: der Handel wird allezeit, weil<lb/>
die augenblickliche Erhaltung des men&#x017F;chlichen<lb/>
Ge&#x017F;chlechtes in &#x017F;einen Ha&#x0364;nden liegt, und weil<lb/>
er be&#x017F;onders u&#x0364;ber das bewegliche Eigenthum<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0135] Deutſchland, die Niederlande und die Kuͤſten der Oſtſee, bis nach Riga hinauf, gehoͤrig vom Buͤrgers- und Handelsgeiſte getraͤnkt, und nun alle Keime der großen kuͤnftigen Beſtimmung dieſer Laͤnder gehoͤrig entwickelt waren: erſt da oͤffneten ſich der atlantiſche Ocean und das In- diſche Meer dem ſtrebenden Geiſte der Europaͤi- ſchen Fuͤnf-Reiche; erſt nachdem der ſchwierige Landhandel den Fleiß der Voͤlker geuͤbt, und ihnen die Kunſt des wahren Handels-Calculs, zugleich mit wahrem Buͤrgerſinne, gelehrt hatte, fand das Schickſal fuͤr gut, nun leichtere Wege zu zeigen und den ſinnlichen Begierden der Men- ſchen unendliche Ausſichten zu eroͤffnen, wie der- gleichen ihrem Geiſte ſchon laͤngſt durch die Reli- gion angewieſen waren. — Das Schickſal fand fuͤr gut, den Begierden der Europaͤer nun ganze Welten vorzuhalten, ihnen leichte Mittel in die Haͤnde zu geben, mit jenen reichen Erdgegenden zu verkehren oder ſie zu unterwerfen, und auf dieſe Weiſe die große Pruͤfung oder Gaͤhrung herbeizufuͤhren, welche die Geſchichte der drei letzten Jahrhunderte ausfuͤllt. Es iſt klar: der Handel wird allezeit, weil die augenblickliche Erhaltung des menſchlichen Geſchlechtes in ſeinen Haͤnden liegt, und weil er beſonders uͤber das bewegliche Eigenthum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/135
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/135>, abgerufen am 16.04.2024.