Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Productionen von dem einheimischen Markte aus-
schließt, oder das Kennzeichen des Reichthums,
das Metallgeld, festzuhalten strebt. --

Jedermann erinnert sich hierbei wohl der son-
derbaren Vorkehrungsmaßregeln, welche die Con-
tinental-Staaten, vornehmlich die Deutschen,
seit geraumer Zeit besonders gegen den Einfluß
der Englischen Industrie getroffen haben. Ich
will diese Maßregeln nicht unbedingt verdammen;
denn die unbedingte Freiheit des Commerzes mit
England würde in [d]er gegenwärtigen Lage der
Dinge eben so viel Unheil bringen, als die un-
bedingte Schließung; und da der einzelne Staats-
mann die Krankheit unsres ökonomischen Sy-
stems nicht radical curiren kann (was die bloße
Gewerbs-Polizei überhaupt nicht vermag, son-
dern nur eine Wendung in den Gemüthern der
Völker): so bleibt der Staatsmann dem Augen-
blicke verantwortlich, und ist nur wie ein Fechter
zu betrachten, der die Stöße des Augenblicks,
so klug als möglich, parirt.

Wenn man aber einen von den kleinen Uni-
versal-Oekonomen dieser Zeit fragt, worin denn
eigentlich die Allmacht und Unbezwinglichkeit der
Brittischen Industrie ihren Grund habe; so er-
hält man zur Antwort: "darin, daß die Englän-
der mit allen Continental-Fabrikanten Preis

Productionen von dem einheimiſchen Markte aus-
ſchließt, oder das Kennzeichen des Reichthums,
das Metallgeld, feſtzuhalten ſtrebt. —

Jedermann erinnert ſich hierbei wohl der ſon-
derbaren Vorkehrungsmaßregeln, welche die Con-
tinental-Staaten, vornehmlich die Deutſchen,
ſeit geraumer Zeit beſonders gegen den Einfluß
der Engliſchen Induſtrie getroffen haben. Ich
will dieſe Maßregeln nicht unbedingt verdammen;
denn die unbedingte Freiheit des Commerzes mit
England wuͤrde in [d]er gegenwaͤrtigen Lage der
Dinge eben ſo viel Unheil bringen, als die un-
bedingte Schließung; und da der einzelne Staats-
mann die Krankheit unſres oͤkonomiſchen Sy-
ſtems nicht radical curiren kann (was die bloße
Gewerbs-Polizei uͤberhaupt nicht vermag, ſon-
dern nur eine Wendung in den Gemuͤthern der
Voͤlker): ſo bleibt der Staatsmann dem Augen-
blicke verantwortlich, und iſt nur wie ein Fechter
zu betrachten, der die Stoͤße des Augenblicks,
ſo klug als moͤglich, parirt.

Wenn man aber einen von den kleinen Uni-
verſal-Oekonomen dieſer Zeit fragt, worin denn
eigentlich die Allmacht und Unbezwinglichkeit der
Brittiſchen Induſtrie ihren Grund habe; ſo er-
haͤlt man zur Antwort: „darin, daß die Englaͤn-
der mit allen Continental-Fabrikanten Preis

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0244" n="236"/>
Productionen von dem einheimi&#x017F;chen Markte aus-<lb/>
&#x017F;chließt, oder das Kennzeichen des Reichthums,<lb/>
das Metallgeld, fe&#x017F;tzuhalten &#x017F;trebt. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Jedermann erinnert &#x017F;ich hierbei wohl der &#x017F;on-<lb/>
derbaren Vorkehrungsmaßregeln, welche die Con-<lb/>
tinental-Staaten, vornehmlich die Deut&#x017F;chen,<lb/>
&#x017F;eit geraumer Zeit be&#x017F;onders gegen den Einfluß<lb/>
der Engli&#x017F;chen Indu&#x017F;trie getroffen haben. Ich<lb/>
will die&#x017F;e Maßregeln nicht unbedingt verdammen;<lb/>
denn die unbedingte Freiheit des Commerzes mit<lb/>
England wu&#x0364;rde in <supplied>d</supplied>er gegenwa&#x0364;rtigen Lage der<lb/>
Dinge eben &#x017F;o viel Unheil bringen, als die un-<lb/>
bedingte Schließung; und da der einzelne Staats-<lb/>
mann die Krankheit un&#x017F;res o&#x0364;konomi&#x017F;chen Sy-<lb/>
&#x017F;tems nicht radical curiren kann (was die bloße<lb/>
Gewerbs-Polizei u&#x0364;berhaupt nicht vermag, &#x017F;on-<lb/>
dern nur eine Wendung in den Gemu&#x0364;thern der<lb/>
Vo&#x0364;lker): &#x017F;o bleibt der Staatsmann dem Augen-<lb/>
blicke verantwortlich, und i&#x017F;t nur wie ein Fechter<lb/>
zu betrachten, der die Sto&#x0364;ße des Augenblicks,<lb/>
&#x017F;o klug als mo&#x0364;glich, parirt.</p><lb/>
            <p>Wenn man aber einen von den kleinen Uni-<lb/>
ver&#x017F;al-Oekonomen die&#x017F;er Zeit fragt, worin denn<lb/>
eigentlich die Allmacht und Unbezwinglichkeit der<lb/>
Britti&#x017F;chen Indu&#x017F;trie ihren Grund habe; &#x017F;o er-<lb/>
ha&#x0364;lt man zur Antwort: &#x201E;darin, daß die Engla&#x0364;n-<lb/>
der mit allen Continental-Fabrikanten Preis<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0244] Productionen von dem einheimiſchen Markte aus- ſchließt, oder das Kennzeichen des Reichthums, das Metallgeld, feſtzuhalten ſtrebt. — Jedermann erinnert ſich hierbei wohl der ſon- derbaren Vorkehrungsmaßregeln, welche die Con- tinental-Staaten, vornehmlich die Deutſchen, ſeit geraumer Zeit beſonders gegen den Einfluß der Engliſchen Induſtrie getroffen haben. Ich will dieſe Maßregeln nicht unbedingt verdammen; denn die unbedingte Freiheit des Commerzes mit England wuͤrde in der gegenwaͤrtigen Lage der Dinge eben ſo viel Unheil bringen, als die un- bedingte Schließung; und da der einzelne Staats- mann die Krankheit unſres oͤkonomiſchen Sy- ſtems nicht radical curiren kann (was die bloße Gewerbs-Polizei uͤberhaupt nicht vermag, ſon- dern nur eine Wendung in den Gemuͤthern der Voͤlker): ſo bleibt der Staatsmann dem Augen- blicke verantwortlich, und iſt nur wie ein Fechter zu betrachten, der die Stoͤße des Augenblicks, ſo klug als moͤglich, parirt. Wenn man aber einen von den kleinen Uni- verſal-Oekonomen dieſer Zeit fragt, worin denn eigentlich die Allmacht und Unbezwinglichkeit der Brittiſchen Induſtrie ihren Grund habe; ſo er- haͤlt man zur Antwort: „darin, daß die Englaͤn- der mit allen Continental-Fabrikanten Preis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/244
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/244>, abgerufen am 19.04.2024.