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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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ein Begriff, und keine Idee: es fehlte seiner
Vorstellung von der Arbeit an der gehörigen
Elasticität, der nöthigen Bewegung und dem
unerläßlichen Leben. Er hätte das, was wir im
gewöhnlichen Leben Arbeit nennen, ausweiten
müssen, bis ihm das gesammte National-Leben
wie eine einzige große Arbeit erschienen wäre;
er hätte jede einzelne Arbeit des Staates als
den Act eines einzelnen Organs vom Ganzen
ansehen; kurz, er hätte die individuelle Arbeit
immer in Beziehung auf die National-Arbeit
betrachten, und eine wie den Ausfluß der an-
dern, eine wie die wechselwirkende Ursache der
andern, ansehen müssen. Daher versteht er auch
seinen gewaltigen Vorgänger Hobbes nicht, der,
wenn er sagt, "Reichthum sey Macht," weit
mehr meint, als Adam Smith ihm unterlegt,
weit mehr meint, als die bloße Macht Arbeit
oder Waaren durch Tausch zu erhandeln. --

Nachdem wir also die Begriffe Reichthum,
Geld, Arbeit, ökonomisches Object
und
Production in der bisherigen Betrachtung
einer Kritik unterzogen, nach dem wir sie zu
Ideen erhoben haben -- können wir nun, da
eine systematische Abgrenzung und Absolvirung
nicht mehr zu befürchten und das Leben in den
großen Grundvorstellungen der National-Oeko-

ein Begriff, und keine Idee: es fehlte ſeiner
Vorſtellung von der Arbeit an der gehoͤrigen
Elaſticitaͤt, der noͤthigen Bewegung und dem
unerlaͤßlichen Leben. Er haͤtte das, was wir im
gewoͤhnlichen Leben Arbeit nennen, ausweiten
muͤſſen, bis ihm das geſammte National-Leben
wie eine einzige große Arbeit erſchienen waͤre;
er haͤtte jede einzelne Arbeit des Staates als
den Act eines einzelnen Organs vom Ganzen
anſehen; kurz, er haͤtte die individuelle Arbeit
immer in Beziehung auf die National-Arbeit
betrachten, und eine wie den Ausfluß der an-
dern, eine wie die wechſelwirkende Urſache der
andern, anſehen muͤſſen. Daher verſteht er auch
ſeinen gewaltigen Vorgaͤnger Hobbes nicht, der,
wenn er ſagt, „Reichthum ſey Macht,” weit
mehr meint, als Adam Smith ihm unterlegt,
weit mehr meint, als die bloße Macht Arbeit
oder Waaren durch Tauſch zu erhandeln. —

Nachdem wir alſo die Begriffe Reichthum,
Geld, Arbeit, oͤkonomiſches Object
und
Production in der bisherigen Betrachtung
einer Kritik unterzogen, nach dem wir ſie zu
Ideen erhoben haben — koͤnnen wir nun, da
eine ſyſtematiſche Abgrenzung und Abſolvirung
nicht mehr zu befuͤrchten und das Leben in den
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[265/0273] ein Begriff, und keine Idee: es fehlte ſeiner Vorſtellung von der Arbeit an der gehoͤrigen Elaſticitaͤt, der noͤthigen Bewegung und dem unerlaͤßlichen Leben. Er haͤtte das, was wir im gewoͤhnlichen Leben Arbeit nennen, ausweiten muͤſſen, bis ihm das geſammte National-Leben wie eine einzige große Arbeit erſchienen waͤre; er haͤtte jede einzelne Arbeit des Staates als den Act eines einzelnen Organs vom Ganzen anſehen; kurz, er haͤtte die individuelle Arbeit immer in Beziehung auf die National-Arbeit betrachten, und eine wie den Ausfluß der an- dern, eine wie die wechſelwirkende Urſache der andern, anſehen muͤſſen. Daher verſteht er auch ſeinen gewaltigen Vorgaͤnger Hobbes nicht, der, wenn er ſagt, „Reichthum ſey Macht,” weit mehr meint, als Adam Smith ihm unterlegt, weit mehr meint, als die bloße Macht Arbeit oder Waaren durch Tauſch zu erhandeln. — Nachdem wir alſo die Begriffe Reichthum, Geld, Arbeit, oͤkonomiſches Object und Production in der bisherigen Betrachtung einer Kritik unterzogen, nach dem wir ſie zu Ideen erhoben haben — koͤnnen wir nun, da eine ſyſtematiſche Abgrenzung und Abſolvirung nicht mehr zu befuͤrchten und das Leben in den großen Grundvorſtellungen der National-Oeko-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/273>, abgerufen am 25.04.2024.