Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite
December.

Mit Peitschenknall und lautem Schellenklange
Meld' ich mich dir, und schüttle weiße Flocken
Durch alle Straßen hin aus meinen Locken:
Dich, hoff' ich, macht das Ungethüm nicht bange.
Es schnaubt der Renner an des Schlittens Stange,
Das blanke Halsband schütteln deine Doggen,
Die Dame hüllt in warme Flaumensocken
Den zarten Fuß, und denkt: Er bleibt so lange.
Was zauderst du? Sitz' auf, mein Freund, geschwinde!
Und sei mir auf der Fahrt nicht zu verwegen,
Muß ich im Namen deiner Schönen bitten.
Den süßen, warmen Odem wehn die Winde
Und manche weiche Locke dir entgegen:
Halt kurz das Roß, und sieh auf deinen Schlitten!

December.

Mit Peitſchenknall und lautem Schellenklange
Meld' ich mich dir, und ſchuͤttle weiße Flocken
Durch alle Straßen hin aus meinen Locken:
Dich, hoff' ich, macht das Ungethuͤm nicht bange.
Es ſchnaubt der Renner an des Schlittens Stange,
Das blanke Halsband ſchuͤtteln deine Doggen,
Die Dame huͤllt in warme Flaumenſocken
Den zarten Fuß, und denkt: Er bleibt ſo lange.
Was zauderſt du? Sitz' auf, mein Freund, geſchwinde!
Und ſei mir auf der Fahrt nicht zu verwegen,
Muß ich im Namen deiner Schoͤnen bitten.
Den ſuͤßen, warmen Odem wehn die Winde
Und manche weiche Locke dir entgegen:
Halt kurz das Roß, und ſieh auf deinen Schlitten!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0131" n="119"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">December.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">M</hi>it Peit&#x017F;chenknall und lautem Schellenklange</l><lb/>
              <l>Meld' ich mich dir, und &#x017F;chu&#x0364;ttle weiße Flocken</l><lb/>
              <l>Durch alle Straßen hin aus meinen Locken:</l><lb/>
              <l>Dich, hoff' ich, macht das Ungethu&#x0364;m nicht bange.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Es &#x017F;chnaubt der Renner an des Schlittens Stange,</l><lb/>
              <l>Das blanke Halsband &#x017F;chu&#x0364;tteln deine Doggen,</l><lb/>
              <l>Die Dame hu&#x0364;llt in warme Flaumen&#x017F;ocken</l><lb/>
              <l>Den zarten Fuß, und denkt: Er bleibt &#x017F;o lange.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Was zauder&#x017F;t du? Sitz' auf, mein Freund, ge&#x017F;chwinde!</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ei mir auf der Fahrt nicht zu verwegen,</l><lb/>
              <l>Muß ich im Namen deiner Scho&#x0364;nen bitten.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Den &#x017F;u&#x0364;ßen, warmen Odem wehn die Winde</l><lb/>
              <l>Und manche weiche Locke dir entgegen:</l><lb/>
              <l>Halt kurz das Roß, und &#x017F;ieh auf deinen Schlitten!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0131] December. Mit Peitſchenknall und lautem Schellenklange Meld' ich mich dir, und ſchuͤttle weiße Flocken Durch alle Straßen hin aus meinen Locken: Dich, hoff' ich, macht das Ungethuͤm nicht bange. Es ſchnaubt der Renner an des Schlittens Stange, Das blanke Halsband ſchuͤtteln deine Doggen, Die Dame huͤllt in warme Flaumenſocken Den zarten Fuß, und denkt: Er bleibt ſo lange. Was zauderſt du? Sitz' auf, mein Freund, geſchwinde! Und ſei mir auf der Fahrt nicht zu verwegen, Muß ich im Namen deiner Schoͤnen bitten. Den ſuͤßen, warmen Odem wehn die Winde Und manche weiche Locke dir entgegen: Halt kurz das Roß, und ſieh auf deinen Schlitten!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/131
Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/131>, abgerufen am 28.03.2024.