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Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.

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Der Jäger.

Was sucht denn der Jäger am Mühlbach hier?
Bleib, trotziger Jäger, in deinem Revier!
Hier giebt es kein Wild zu jagen für dich,
Hier wohnt nur ein Rehlein, ein zahmes, für mich.
Und willst du das zärtliche Rehlein sehn,
So laß deine Büchsen im Walde stehn,
Und laß deine klaffenden Hunde zu Haus,
Und laß auf dem Horne den Saus und Braus,
Und scheere vom Kinne das struppige Haar,
Sonst scheut sich im Garten das Rehlein, fürwahr.
Doch besser, du bliebest im Walde dazu,
Und ließest die Mühlen und Müller in Ruh'.
Was taugen die Fischlein im grünen Gezweig?
Was will denn das Eichhorn im bläulichen Teich?
Drum bleibe, du trotziger Jäger, im Hain,
Und laß mich mit meinen drei Rädern allein;
Und willst meinem Schätzchen dich machen beliebt,
So wisse, mein Freund, was ihr Herzchen betrübt:
Der Jaͤger.

Was ſucht denn der Jaͤger am Muͤhlbach hier?
Bleib, trotziger Jaͤger, in deinem Revier!
Hier giebt es kein Wild zu jagen fuͤr dich,
Hier wohnt nur ein Rehlein, ein zahmes, fuͤr mich.
Und willſt du das zaͤrtliche Rehlein ſehn,
So laß deine Buͤchſen im Walde ſtehn,
Und laß deine klaffenden Hunde zu Haus,
Und laß auf dem Horne den Saus und Braus,
Und ſcheere vom Kinne das ſtruppige Haar,
Sonſt ſcheut ſich im Garten das Rehlein, fuͤrwahr.
Doch beſſer, du bliebeſt im Walde dazu,
Und ließeſt die Muͤhlen und Muͤller in Ruh'.
Was taugen die Fiſchlein im gruͤnen Gezweig?
Was will denn das Eichhorn im blaͤulichen Teich?
Drum bleibe, du trotziger Jaͤger, im Hain,
Und laß mich mit meinen drei Raͤdern allein;
Und willſt meinem Schaͤtzchen dich machen beliebt,
So wiſſe, mein Freund, was ihr Herzchen betruͤbt:
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[31/0043] Der Jaͤger. Was ſucht denn der Jaͤger am Muͤhlbach hier? Bleib, trotziger Jaͤger, in deinem Revier! Hier giebt es kein Wild zu jagen fuͤr dich, Hier wohnt nur ein Rehlein, ein zahmes, fuͤr mich. Und willſt du das zaͤrtliche Rehlein ſehn, So laß deine Buͤchſen im Walde ſtehn, Und laß deine klaffenden Hunde zu Haus, Und laß auf dem Horne den Saus und Braus, Und ſcheere vom Kinne das ſtruppige Haar, Sonſt ſcheut ſich im Garten das Rehlein, fuͤrwahr. Doch beſſer, du bliebeſt im Walde dazu, Und ließeſt die Muͤhlen und Muͤller in Ruh'. Was taugen die Fiſchlein im gruͤnen Gezweig? Was will denn das Eichhorn im blaͤulichen Teich? Drum bleibe, du trotziger Jaͤger, im Hain, Und laß mich mit meinen drei Raͤdern allein; Und willſt meinem Schaͤtzchen dich machen beliebt, So wiſſe, mein Freund, was ihr Herzchen betruͤbt:

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/43>, abgerufen am 29.03.2024.